Biographien Hedwig Courths-Mahler
geboren am 18. Februar 1867 in Nebra, Thüringen
gestorben am 26. November 1950 in Rottach-Egern, Oberbayern
deutsche Schriftstellerin
155. Geburtstag am 18. Februar 2022
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Mochten sich ihre Kritiker noch so sehr über diese kitschige “Dienstmädchenliteratur” mokieren - welcher Graf führte im wirklichen Leben schon die wunderschöne verarmte Gouvernante zum Traualtar -, verhindern konnten sie damit ihren Aufstieg zur wohl meistgelesenen deutschen Autorin der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht.
Bis zur hochbezahlten Erfolgsschriftstellerin (geschätzte Gesamtauflage ihrer 207 Romane: über 30 Millionen Exemplare) ist es ein mühsamer Weg. Unehelich geboren, vom Stiefvater abgelehnt, wächst Hedwig in Pflegefamilien auf. Mit zwölf Jahren schon verläßt sie die Schule, arbeitet als Dienstmädchen, als Verkäuferin und träumt von einem ganz anderen Leben: Schriftstellerin will sie werden wie die bewunderte Eugenie Marlitt. Nachts und eher nebenbei beginnt sie zu schreiben; ihre Romane werden in Leipziger und Chemnitzer Zeitungen in Fortsetzungen gedruckt.
Lange Zeit sind die Honorare eher bescheiden, noch lange ist das Familienleben - 1889 hat sie den in seinem Beruf recht glücklosen Dekorationsmaler Fritz Courths geheiratet; zwei Töchter, die später einmal Mamas Werk nicht ganz so erfolgreich fortsetzen, werden geboren - wegen des dauernden Geldmangels keineswegs so idyllisch wie in einem Courths-Mahler-Roman.
1912 stellt sich der erste große Erfolg ein: Die wilde Ursula - beileibe keine Emanzipationsgeschichte; bei Hedwig Courths-Mahler werden alle Frauen, kaum haben sie errötend ihr Ja gehaucht, gläubig und fügsam zum Ehemann aufblickende Hausmütterchen. 100.000 Exemplare sind in kurzer Zeit verkauft, und bald läßt sich Courths-Mahler nicht mehr mit ganzen 345 Mark abspeisen. 1918 erhält sie für Die schöne Unbekannte das enorme Honorar von 113.000 Mark. Der große Umbruch der zwanziger Jahre tut ihrer Popularität keinen Abbruch, und mögen die Kritiker sich noch immer mokieren - welcher Fabrikbesitzer führt im wirklichen Leben schon die Stenotypistin zum Traualtar - sie bleibt die erfolgreichste Meisterin des rosaroten Happy-Ends.
(Text von 1992)
Verfasserin: Brigitte Warkus
Zitate
Am Tage stand ich hinter dem Ladenpult… in der Nacht aber schrieb ich jetzt selbst kleine Geschichten, die zumeist erst in den Morgenstunden fertig wurden. Sie handelten allesamt von Liebe, Treue und Tränen.
(Hedwig Courths-Mahler)
Literatur & Quellen
Avé, Lia. 1990. Das Leben der Hedwig Courths-Mahler. München; Wien. Drei Ulmen Vlg.
Müller, Ingrid. 1978. Untersuchungen zum Bild der Frau in den Romanen von Hedwig Courths-Mahler. Bielefeld. Pfeffer.
Pistorius, Siegfried M. 1992. Hedwig Courths-Mahler: Ihr Leben. Bergisch Gladbach. Gustav Lübbe.
Riess, Curt. 1974. Kein Traum blieb ungeträumt: Der märchenhafte Aufstieg der Hedwig Courths-Mahler. München. Lichtenberg.
Sichelschmidt, Gustav. 1967. Hedwig Courths-Mahler: Deutschlands erfolgreichste Autorin. Eine literatursoziologische Studie. Bonn. Bouvier.
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