geboren am 25. Dezember 1943 in Kattowitz
deutsche Schauspielerin und Sängerin
80. Geburtstag am 25. Dezember 2023
Biografie
›Wenn Sie Ihr Leben noch einmal beginnen könnten, würden Sie dann wieder Schauspielerin werden?‹ Früher habe ich gesagt: ›Ja, warum nicht!‹ Dann: ›Wer weiß?‹ Schließlich: ›Am liebsten würde ich etwas mit Musik machen.‹ Wozu brauche ich dafür ein neues Leben? Warum nicht in diesem? Kaum war der Wunsch in mir deutlich, brachte der Zufall die Gelegenheit: arte fragte, ob ich für einen Themenabend Lieder aus der Zeit des ersten Weltkrieges singen möchte. Der Franzose Jean-Marie Sénia (Film- und Theaterkomponist) erarbeitete mit mir das Repertoire. Am Ende meinte er: ›Ich habe Lust, für dich zu komponieren. Bring mir Texte!‹
In Kattowitz geboren, zog Hanna Schygulla 1945 mit ihrer Mutter nach München. Nach dem Abitur ging sie für ein Jahr als Au-Pair nach Paris. Ab 1964 studierte sie Romanistik und Germanistik in München. In den Jahren 1966/67 nahm sie Schauspielunterricht und kam durch Rainer Werner Fassbinder 1967 zum Action-Theater. 1970 war sie in dem mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichneten Film Liebe ist kälter als der Tod das erste Mal unter der Regie von Fassbinder zu sehen. In den folgenden Jahren spielte sie in fast allen Fassbinder-Filmen und vielen Bühneninszenierungen mit.
Nach dem großen gemeinsamen Kassenerfolg mit Effi Briest war die Zusammenarbeit 1974 vorübergehend beendet. Einige Jahre arbeitete sie mit anderen Regisseuren – für den Wim-Wenders-Film Falsche Bewegung erhielt sie 1975 wiederum den Bundesfilmpreis.
1978 setzte sie die Zusammenarbeit mit Fassbinder fort. Es entstanden: Die Ehe der Maria Braun (Bundesfilmpreis und Silberner Bär) sowie Lili Marleen. Beide Produktionen fanden im Ausland große Beachtung. Schygullas darstellerische Präsenz ist bestechend, sie hat nichts Starhaftes an sich. Sie vermeidet – darin dem Stil des jungen Fassbinder verpflichtet – das Ausspielen von Emotionen; sie neigt eher zum fast übertriebenen Understatement. Jean-Luc Godard bedient sich dieser Eigenschaft in Passion (1982) auf fast ironische Weise.
Hanna Schygulla spielte unter der Regie von Ettore Scola, Carlos Saura, Andrej Wajda, Kenneth Branagh, Marco Ferreri, Margarethe von Trotta und Agnes Varda. Für die Geschichte der Piera von Ferreri erhielt sie 1983 in Cannes den Darstellerpreis. Auch ihre Theaterkarriere setzte sie fort, mit einem festen Engagement an den Münchner Kammerspielen.
Die Schauspielerin und Sängerin Hanna Schygulla lebt heute in Paris.
Im Geflecht zweier Kulturen, in denen ich, ein Wanderer zwischen beiden Welten, gleichermaßen ›zu Hause‹ oder soll ich sagen ›unterwegs‹ bin.
Verfasserin: Jutta Kugler
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