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geboren am 16. September 1893 in Kustavi
gestorben am 21. Februar 1978 in Helsinki
finnlandschwedische Schriftstellerin
130. Geburtstag am 16. September 2023
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Hagar Olsson war neben der international wohl bekannteren Edith Södergran die zweite große Frauengestalt des finnlandschwedischen Modernismus. Lyrikerin die eine, Prosaistin - und auch prosaischer - die andere, waren sie seit ihrem im selben Jahr erfolgenden Debut befreundet, Weggenossinnen in gemeinsamer literarischer Mission, ungleiche “Schwestern”.
Hagar Olssons Leben und Werk ist von - vor allem drei - Gegensätzen geprägt, die sie nicht nur produktiv miteinander vermitteln kann, sondern die zu einer überraschend einheitlichen und die über 50 Schaffensjahre überdauernden Lebenshaltung führen: Zum ersten handelt es sich um die für Finnlandschweden typische Diametrie der beiden Sprachen Finnisch und Schwedisch, die Olsson beide beherrscht und benutzt. Für sie wird diese Situation jedoch nicht zum Konflikt, sondern zu einer Brücke; sie nimmt nicht an dem Sprachenstreit der beiden Parteien teil, sondern gewinnt daraus eine kosmopolitische Einstellung, die sie zu einer der hervorragendsten Vermittlerinnen europäischer Kultur in Finnland macht. Zum zweiten erkennen wir einen Gegensatz von Theorie und Praxis in ihrem Werk: Hagar Olsson ist sowohl Kritikerin als auch Schriftstellerin, und in beiden Bereichen gleichermaßen anerkannt. Für sie selbst sind beide Tätigkeitsfelder nichts Gegensätzliches, sie versteht sie als gleichwertig und erreicht diese Synthese durch eine Abwendung vom akademischen Intellektualismus hin zu einer heute zum Teil mystisch anmutenden Intuition. Dieser Mystizismus steht drittens einem vehementen politischen Engagement gegenüber. So wird sie in ihren Werken zu einer begeisterten Fürsprecherin der antibürgerlichen Revolte und des Kollektivismus.
Ihr breit gefächtertes Werk - sie schrieb Romane, Novellen, Dramen, Kritiken, Essays und Übersetzungen - ist heute zum Teil wegen seines Irrationalismus schwer zugänglich, zum Teil aber auch in seiner kritischen Botschaft hochaktuell. Ich denke vor allem an ihr Drama S.O.S. (1928), in dem der Materialismus eines Giftgasfabrikanten von der Idee des Friedens besiegt wird. Von großer Bedeutung sind nicht zuletzt die 1955 herausgegebenen Briefe Edith Södergrans an Hagar Olsson, die ein Bild der Freundschaft der beiden Frauen vermitteln.
(Text von 1992)
Verfasserin: Annegret Heitmann
Zitate
Wir schrieben, dichteten und prophezeiten, die Welt hallte wider von unserer heißen Entrüstung und unserem … herrlichen Gesang für ein neues Morgen - doch all das blieb ›Literatur‹.
(Hagar Olsson im Kriegsjahr 1944).
Literatur & Quellen
Born, Heidi von 1981. “Lindansernska över hjartats avgrund. Om Hagar Olsson”, in Ramnefalk & Westberg. Hgg. 1981. S. 310-35.
Enkell, Olof. 1949. Den unga Hagar Olsson. Helsingfors. Svenska Litteratursällskapet i Finland.
Olsson, Hagar. 1955. Ediths brev. Stockholm.
Ramnefalk, Marie Louise & Anna Westberg. Hg. 1981. Kvinnornas Litteratur Historia. Lund. Författerförlaget.
Trajekt 3/83. Sonderheft dem Andenken Hagar Olssons gewidmet. Helsinki & Stuttgart. Otava & Klett-Cotta.
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