Biographien Gracia Tama Hosokawa
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geboren 1563 in Echizen (heute Praefektur Fukui)
gestorben am 16. Juli 1600 in Osaka
japanische Fürstin und Christin
420. Todestag am 16. Juli 2020
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Vor genau 400 Jahren ließ sich Gracia (so ihr Taufname) Tama Hosokawa von einem ihrer Vasallen töten, als feindliche Truppen sie als Geisel nehmen wollten. Die Residenz Hosokawas in Tamatsukur (Osaka) wurde umzingelt und in Brand gesetzt, als ihr Mann Tadaoki in die Schlacht gezogen war. Als fromme Katholikin durfte Gracia nicht Selbstmord begehen – ansonsten damals in Japan für eine Edeldame wie sie durchaus ein ehrenhafter Tod. So überließ sie ihre Kinder ihren vertrautesten Kammerzofen und entschloss sich, mit den engsten Untertanen das Haus bis zum letzten zu verteidigen.
Gracia Tama war eine schöne, intelligente, willensstarke und tapfere Fürstin. Ihr tragisches Leben ist der Nachwelt in zahlreichen Legenden überliefert. Auf dem Platz, wo früher die Residenz war, in der sie 16 Jahre lang wohnte, getauft wurde und mit 38 ihr Leben endete, steht heute der Marien-Dom von Osaka. Dort wird Gracia als Schutzheilige verehrt. Überall ist sie abgebildet: Als Statue, auf dem Fresko-Gemälde, auf dem Bronze-Relief. In Minoo, einem Vorort von Osaka, gibt es eine nach ihr benannte Klinik zum Andenken an die Liebe und Barmherzigkeit, mit der sie u.a. Waisenkinder im eigenen Haus aufnahm und sich um sie kümmerte.
Gracia wurde als Tama, dritte Tochter von Akechi Mitsuhide (1528-1582) und seiner Frau Hiroko geboren. Mit 16 heiratete sie den gleichaltrigen Hosokawa Tadaoki (1563-1645). Vermittelt wurde die Ehe durch Oda Nobunaga (1534-1582), den mächtigsten Mann Japans. Die Ehe war glücklich, dauerte jedoch nicht lange. 1582 leitete ihr Vater eine Rebellion gegen Nobunaga und zwang ihn zum Selbstmord. Gleich darauf wurde er selbst erschlagen, und Tamas Mutter und Geschwister nahmen sich das Leben. Tama wurde als Angehörige des Hochverräters nach Tango verbannt und eingesperrt. Als sie dann nach zwei Jahren begnadigt wurde und heimkehrte, erfuhr sie, dass Tadaoki sich während ihrer Verbannung eine Mätresse gehalten hatte. Trotz der tiefen Enttäuschung gebar sie noch zwei Söhne und eine Tochter (fünf Kinder hatte sie insgesamt).
Ihr Wunsch, das Christentum näher kennenzulernen, ging endlich in Erfüllung, als Tadaoki ausgezogen war, um die Insel Kyushu zu erobern. Zu Ostern 1587 besuchte sie zum ersten Mal (heimlich) eine Kirche in Osaka. Von der Predigt begeistert, bat sie gleich um das Taufritual, doch vergebens. Weil ihr danach der Ausgang endgültig verboten wurde, schickte sie ihre Kammerfrau regelmäßig zur Kirche und ließ sich durch diese über die katholische Lehre informieren. Im Sommer desselben Jahres gelang es der inzwischen bekehrten Zofe Kiyohara Maria, die Taufe für Tama durchzuführen.
(Text von 1999)
Verfasserin: Keiko Yamane
Literatur & Quellen
Gössmann, Elisabeth. Hg. 1991. Japan - ein Land der Frauen? München. Iudicium.
Laures, Johannes. 1957. Gracia Hosokawa. Kaldenkirchen. Steyler.
Natori, Jun'ichi. 1956. The Life of Gracia Tama Hosokawa: A great Christian Woman in Japan. Tokyo. Hokuseido Press.
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