geboren am 3. Mai 1898 in Kiew
gestorben am 8. Dezember 1978 in Jerusalem
israelische Politikerin; Ministerpräsidentin von 1969 bis 1974
45. Todestag am 8. Dezember 2023
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
„Kompromiss“ ist ein Begriff, der nicht zu ihrem politischen Wortschatz gehörte. Ihr Mentor und Mitstreiter Ben Gurion pflegte das zu entschuldigen: „Sie müssen ihr verzeihen, sie hatte eine schwierige Kindheit.“ Sie selbst erzählt eindringlich von jenem Tag, als sie vierjährig ihren Vater, einen jüdischen Tischler, beobachtete, wie er die Eingangstür des kleinen Familienhauses in Kiew gegen ein drohendes Pogrom von Kosaken verbarrikadierte. Da erlebte sie zum ersten Mal „die Angst, die Enttäuschung und die Gewissheit des Andersseins und zugleich die tiefinnere Überzeugung, dass man selbst eingreifen muss, um zu überleben“.
1906 wurde Golda zusammen mit ihren beiden Schwestern vom Vater nach Milwaukee geholt, wohin er drei Jahre zuvor geflüchtet war. Schon als Jugendliche interessierte sie sich leidenschaftlich für Politik. Sie lief von zu Hause weg, um Lehrerin werden zu können. Bald nach der Eheschließung überredete sie ihren Mann, den Schildermacher Morris Myerson, mit ihr 1921 nach Palästina auszuwandern. Nach zwei Jahren in einem Kibbuz, ihrer schönsten Zeit, wie sie rückblickend sagte, zog das Paar nach Tel Aviv, später Jerusalem, wo die beiden Kinder Menachem und Sarah geboren wurden. Schon im Kibbuz war sie durch ihre Organisationsfähigkeit und Durchsetzungskraft aufgefallen. Nun wandte sie sich der Politik zu.
Bald stand sie vor einer Alternative, die so typisch ist für weibliche Biographien: Familienleben oder – politische – Karriere. Sie entschied sich für die Politik. Seit 1928 in der Gewerkschaft Histadrut aktiv, wurde sie 1940 deren politische Leiterin; zugleich gehörte sie zur Führungsgruppe der jüdischen Arbeiterpartei. Deren führender Kopf Ben Gurion schickte sie 1945 zum Spendensammeln in die USA. In Chicago erklärte sie: „Ihr könnt nicht entscheiden, ob wir Krieg führen oder nicht. Wir werden es tun. Ihr könnt nur eins entscheiden: ob wir siegen oder geschlagen werden.“
Golda Meir erlebte alle politischen Ereignisse in vorderster Reihe mit, stets geleitet von der Überzeugung: „Die Araber wollen uns tot sehen. Wir wollen leben. Da gibt es keinen Kompromiss.“ Politik definierte sie als Kampf ums Überleben. Diesen Konfrontationskurs gegenüber den Arabern verfolgte sie in verschiedenen politischen Ämtern: als erste Botschafterin Israels in Moskau, als Arbeitsministerin, als Außenministerin, schließlich als Ministerpräsidentin Israels von 1969 bis 1974. Die überraschenden Anfangserfolge der arabischen Staaten im Oktoberkrieg 1973 markierten das Ende dieser Politik. Meir erklärte 1974 ihren Rücktritt. 1978 starb sie an Leukämie. (geschrieben 1997)
Verfasserin: Marianne Goch
Literatur & Quellen
“A tough, maternal legend: Golda Meir 1898-1978”, Time 18.12.1978, S. 16-17.
Amdur, Richard. 1990. Golda Meir: A Leader in Peace and War. New York. Fawcett Columbine.
Isolani, Gertrud. 1969. Golda Meir, Israels Mutter Courage: Ein Lebensbild. Basel. Gute Schriften.
Meir, Golda. 1983 [1975]. Mein Leben. Aus dem Engl. von Helmut Degner & Hans Joachim Maass. Frankfurt/M.; Berlin; Wien. Ullstein.
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