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(Giuditta Maria Costanza Pasta, geb. Negri)
geboren am 28. Oktober 1797 in Saronno bei Varese
gestorben am 1. April 1865 in Blevio bei Como
italienische Opernsängerin
225. Geburtstag am 28. Oktober 2022
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Schallplatte, Tonband, CD ... leider vermittelt uns kein Medium einen Eindruck von der Hochblüte des Operngesangs ab den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts, während der sich in der Gestalt der vielbewunderten Giuditta Pasta ein tiefgreifender Wandel von der Tradition des instrumental-kunstfertigen Singens zu einer persönlichen Rolleninterpretation ankündigte.
Was war so begeisternd an ihrem Singen? Sie strebte nach einer bis dahin ungekannten Wahrheit des Ausdrucks der dramatischen oder empfindsam-zarten individuellen Gefühlsgehalte einer Partie, so dass ihre Expressivität oft über die großer Theaterschauspielerinnen gestellt wurde - “[ich fange] immer als Giuditta zu singen an .. und ende immer als Medea oder als Norma”. Zugute kam ihr dabei die überaus sinnliche und Menschen ansprechende Qualität ihres, keineswegs makellosen, großen Mezzo-Materials (sie sang Sopran- wie Altpartien und einmal, in einer der üblichen Londoner Wohltätigkeitsveranstaltungen, sogar Verdis Othello). Dessen charakteristische Sprödigkeit glättete sie nicht gänzlich, beließ es auch wohl bei Forcierungen und verwendete beides leidenschaftlich und über den bis dahin und immer unbefriedigenden bloßen Schöngesang hinaus zur Charakterisierung ihrer Heldinnen (wer denkt hier nicht an Maria Callas?). Kein Wunder, dass Rossini ihre Kunst nicht recht würdigen mochte. Verständlich, dass bei ihrem unbedingten Willen, auszudrücken, “was sie in ihrer Seele trage” und dem der Stimmpflege vermutlich wenig Raum lassenden Einsatz für die neuen und großen dramatischen Frauenrollen (u.a. Uraufführung von Donizettis Anna Bolena; Bellini schuf für sie die Titelpartien der Sonnambula, Norma und Beatrice) Stimmprobleme endlich unüberhörbar wurden.
Von 1820 bis etwa 1840 war sie - eine Grande Dame ohne Starallüren und unbedingt ernsthaft ihrer Kunst ergeben - die Primadonna der Opernmetropolen Paris, London und Mailand gewesen, war befreundet mit dem intellektuellen Kreis um Merimée und Stendhal (der schon den Stimmzauber der Debütantin erlag und ihn für uns beschrieb), führte ein intensives Familienleben (wohl darauf bedacht, ihre Tochter Celia dem Theaterleben fernzuhalten) sowie eine weitreichende Korrespondenz (über 500 Briefe, u.a. von Rossini, Bellini, Mazzini und Stendhal, befinden sich in der New York Public Library, viele Familienbriefe in der Library of Performing Arts im Lincoln Center New York). Die letzten 24 Lebensjahre verbrachte sie in ihrer Villa am Comer See, u.a. mit der Abhaltung von MeisterInnenkursen.
(Text von 1996)
Verfasserin: Swantje Koch–Kanz
Zitate
[Ihre] Ehe ... war ... glücklich - trotz der Angewohnheit, ständig die Rollen zu tauschen: die gegenseitigen Briefe ... beziehen sich regelmäßig auf Giuditta als Mann und auf Giuseppe als Frau - jede(r) mit einem passenden Spitznamen. Das waren noch vor-Freudsche Zeiten, als man solche Arrangements (einschließlich der Scherze über Giudittas ‘männlichen’ Befehlston und Giuseppes Seligkeit als ihrem ‘Sklaven’) ohne Schuldgefühle genießen konnte. (Roselli)
Literatur & Quellen
Ehrlich, A. [1896]. Berühmte Sängerinnen der Vergangenheit und Gegenwart: Eine Sammlung von 91 Biographien und 90 Porträts. Leipzig. Payne.
Haas, Walter. 1986. Geliebte Primadonna: Das Leben großer Sängerinnen. Frankfurt/M.; Berlin. Ullstein TB 34337.
Honolka, Kurt. 1982. Die großen Primadonnen: Vom Barock bis zur Gegenwart. Wilhelmshaven. Heinrichshofen's Vlg.
Kesting, Jürgen. 1986. Die großen Sänger. 3 Bde. Düsseldorf. Claassen.
Kohut, Adolph. 1906. Die Gesangsköniginnen in den letzten drei Jahrhunderten. 2 Bde. Berlin. Kuhz.
Roselli, John. 1992. Singers of Italian Opera: The History of a Profession. Cambridge. Cambridge UP.
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