(Gertrude Theresa Radnitz [Geburtsname])
geboren am 15. August 1896 in Prag
gestorben am 26. Oktober 1957 in St. Louis, Missouri
US-amerikanische Biochemikerin (Nobelpreis für Physiologie und Medizin, 1947)
65. Todestag am 26. Oktober 2022
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Gerty Cori war die dritte Frau und erste US-Amerikanerin, die – für ihre Arbeiten zum Zucker-Stoffwechsel – den Nobelpreis für Medizin und Physiologie bekam. Ihr und ihrem Mann Carl war 1939 die erste Glykogen-Synthese gelungen.
Geboren wurde Gerty Cori in Prag als älteste von drei Töchtern von Martha und Otto Radnitz. An der deutschen Universität in Prag begann sie 1914 mit dem Medizinstudium, das sie 1920 abschloss. Beim Studium freundete sie sich mit Carl Cori an, der wie sie das Wandern und Bergsteigen ebenso liebte wie die Arbeit im Labor. Das spätere Nobelpreisteam interessierte sich von Anfang an mehr für Forschung als für die medizinische Praxis. 1920 heirateten sie in Wien.
1922 wanderten die Coris in die USA aus; Carl hatte eine Stelle an einer Forschungseinrichtung in Buffalo bekommen. Gerty wurde am selben Institut erst Pathologie-, dann Biochemie-Assistentin. 1928 wurden die Coris amerikanische StaatsbürgerInnen.
Obwohl Gerty und Carl immer gemeinsam forschten, machte nur er Karriere. Einmal bekam er eine Professur angeboten unter der Bedingung, die Zusammenarbeit mit seiner Frau zu beenden. Ihr teilte man mit, sie behindere die Karriere ihres Mannes, und es sei unamerikanisch für einen Mann, mit seiner Frau zusammenzuarbeiten.
Seit 1931 leitete Carl das Pharmakologie-Department der Washington-Universität in St. Louis, und Gerty bekam dort eine Forschungsstelle mit einem nur symbolischen Gehalt, denn es war verboten, dass zwei Mitglieder einer Familie an derselben Uni arbeiteten. Die Coris wechselten bald zur Biochemie-Abteilung. Eine Professur bekam Gerty Cori dort jedoch erst 1947 – in dem Jahr, in dem sie auch den Nobelpreis bekam!
Seit 1947 litt sie an Myelofibrose , einer seltenen Knochenmarkserkrankung. Wie schon während ihrer Schwangerschaft arbeitete sie unbeirrt weiter bis zum letzten Moment. Sie starb, hochgeehrt (Präsident Truman berief sie in den Beirat der neugegründeten National Science Foundation) im Alter von 61 Jahren.
Für die Radio-Serie »Daran glaube ich« von Edward E. Murrow formulierte Gerty Cori ihre Lebensphilosophie folgendermaßen:
Ich glaube, dass die Wunder des menschlichen Geistes in Kunst und Wissenschaft zum Ausdruck kommen, und ich sehe zwischen beiden keinen Konflikt. Die Versenkung in die großen menschlichen Leistungen aller Epochen hilft mir in Zeiten der Verzweiflung und des Zweifels. Menschliche Gemeinheit und Verblendung scheinen dann nicht mehr so wichtig. Ehrlichkeit, vor allem intellektuelle Integrität, Mut und Freundlichkeit sind noch immer die Tugenden, die ich bewundere; mit zunehmendem Alter hat sich allerdings die Gewichtung ein bisschen verlagert – Freundlichkeit scheint mir heute wichtiger als in meiner Jugend. Die Liebe zu meiner Arbeit und die Hingabe an sie sind für mich die Grundlage des Glücks.
(Text von 1995)
Verfasserin: Luise F. Pusch
Zitate
Unsere Forschungen haben sich größtenteils ergänzt, und einer ohne den anderen wäre nie so weit gekommen, wie wir es nun geschafft haben. (Carl Cori in der Dankesrede nach der Verleihung des Nobelpreises, Quelle)
Mir scheinen die Männer kurzsichtig, die meinen, dass durch Unterdrückung der Wissenschaft andere schöpferische Kräfte freigesetzt werden. (Gerty Cori, Quelle)
Links
bookrags.com: Gerty Cori Biography and Summary. Zusammenstellung verschiedener Biografien.
Changing the Face of Medicine: Dr. Gerty Theresa Radnitz Cori. Mit Fotos und Video.
Ginsberg, Judah: Carl and Gerty Cori and Carbohydrate Metabolism.
Nobelprize.org: Gerty Cori – Biography.
Nobelprize.org: Medicine 1947.
Probst, Ernst: Gerty Cori – Die erste Medizinnobelpreisträgerin. Med-Kolleg.de.
St. Louis Walk of Fame: Carl & Gerty Cori.
whonamedit.com: Gerty Theresa Radnitz Cori. Eponyme, Biografie und Bibliografie.
Wikipedia: Liste der Krater des Erdmondes/C.
Letzte Linkprüfung durchgeführt am 16.08.2016 (AN)
Literatur & Quellen
Quellen
Dick, Jutta (Hg.) (1993): Jüdische Frauen im 19. und 20. Jahrhundert. Lexikon zu Leben und Werk. Reinbek bei Hamburg. Rowohlt.
Fölsing, Ulla (1990): Nobel-Frauen. Naturwissenschaftlerinnen im Porträt. München. Beck (Beck'sche Reihe, 426).
Kerner, Charlotte (Hg.) (1990): Nicht nur Madame Curie … Frauen die den Nobelpreis bekamen. Weinheim. Beltz und Gelberg.
Ogilvie, Marilyn Bailey; Meek, Kerry Lynne (1996): Women and science. An annotated bibliography. New York. Garland Pub.
Paulsen, Susanne (1990): „Der Schleier über dem Geheimnis der Natur scheint emporzuschweben”. Gerty Theresa Cori (1896-1957), Nobelpreis für Medizin 1947. In: Kerner, Charlotte (Hg.): Nicht nur Madame Curie … Frauen die den Nobelpreis bekamen. Weinheim: Beltz und Gelberg, S. 135–155.
Sicherman, Barbara; Green, Carol Hurd (Hg.) (1980): Notable American women. The modern period. A biographical dictionary. Cambridge MA. Belknap Press of Harvard University Press.
Weiterführende Literatur
Enzymes and metabolism. A collection of papers dedicated to Carl F. and Gerty T. Cori on the occasion of their 60. birthday. Festschrift (1956). Amsterdam. Elsevier (Biochimica et biophysica acta, vol. 20, No.1 (1956)).
Loue, Sana; Sajatovic, Martha; Armitage, Keith B. (2004): Encyclopedia of women's health. Enthält das Kapitel „Cori, Gerthy” (S. 192-194). New York. Kluwer Academic/Plenum Publishers.
Partnow, Elaine (2004): The quotable Jewish woman. Wisdom,inspiration & humor from the mind and heart. Woodstock Vt. Jewish Lights Pub.
Pycior, Helena M.; Slack, Nancy G.; Abir-Am, Pnina G. (Hg.) (1996): Creative couples in the sciences. New Brunswick N.J. Rutgers University Press.
Roberts, Russell (2002): American women of medicine. Berkeley Heights NJ. Enslow Publishers.
Yost, Edna (1959): Women of modern science. New York. Dodd Mead.
Bildquellen
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