Biographien Germaine Tailleferre
(Germaine Tailleferre, geb. Taillefesse)
geboren am 19. April 1892 in Parc-St-Maur bei Paris
gestorben am 7. November 1983 in Paris
französische Komponistin
40. Todestag am 7. November 2023
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Ihr Leben umspannte fast ein Jahrhundert. Sie erlebte viele ästhetische und politische Richtungsänderungen und war persönlich mit Maurice Ravel, Igor Strawinsky, Erik Satie, Pablo Picasso, Guillaume Apollinaire, Charlie Chaplin und anderen Geistesgrößen bekannt.
Trotz des Widerstandes ihres strengen Vaters und obwohl sie auch auf dem Gebiet der bildenden Kunst hochbegabt war, trat sie mit zwölf Jahren in das Pariser Konservatorium ein. Ihre Mutter hatte ihr Klavierunterricht gegeben und sie heimlich dort angemeldet. Sie galt als Wunderkind am Klavier und besaß ein phänomenales Gedächtnis, so dass sie ein großes Repertoire auswendig spielen konnte. Dennoch entschied sie sich für die schwierige Laufbahn einer Komponistin.
Der Komponist Erik Satie war 1917 von ihrem Stück für zwei Klaviere so beeindruckt, dass er sie seine “musikalische Tochter” taufte – eine etwas seltsame Formulierung für die inzwischen 25jährige. Sie schloss sich 1920 als einzige Frau der Gruppe “Les Six” (die Sechs) an und wird in Lexika bis heute meist nur in Verbindung mit den fünf männlichen Komponisten der Gruppe aufgeführt. Man wandte sich nach dem ersten Weltkrieg im Zuge der rasanten Entwicklung der 1920-er Jahre von dem impressionistischen Stil à la Debussy und Ravel ab und suchte nach einem der modernen Zeit entsprechenden nüchternen, neuen Stil.
Zwei unglückliche Ehen (mit einem Karikaturisten und einem Rechtsanwalt) warfen sie zurück. Sie hatte Erfolg mit Filmmusik, versuchte sich dann im Opernbereich. Ihr Werkkatalog ist mehr als imposant: neben Orchesterwerken komponierte sie mehrere Opern, Ballettmusiken, Film- und Fernsehmusik sowie zahllose Klavier- und Kammermusikwerke.
Innerlich unsicher, pflegte sie ihr eigenes Schaffen herunterzuspielen und hatte es entsprechend schwer, sich gegenüber den ehrgeizigen männlichen Kollegen zu behaupten. Trotz der technisch-handwerklichen Finessen, die sie souverän beherrschte, hat das Gebot der Einprägsamkeit Vorrang. Sie will nie durch schockierende Neuheiten aufrütteln (wie viele Kollegen, die sich dadurch eine größere Öffentlichkeit erhofften), sondern bewahrt einen spielerisch-humorvollen Ton, der gefallen will. Gerne macht sie Anleihen bei der Musik des 18. und 19. Jahrhunderts, auch bei Bach und Scarlatti, durchbricht aber den traditionellen Stil mit eigenen, überraschenden Wendungen.
(Text von 2002)
Verfasserin: Eva Rieger
Literatur & Quellen
Chamfray, Claude. 1979. “Hommage à Germaine Tailleferre”, in: Le Courrier Musical de France Nr. 9.
Hacquard, Georges. 1998. Germaine Tailleferre: La Dame des Six. Paris; Montreal. L´Harmattan.
Mitgang, Laura. 1987. “Germaine Tailleferre: Before, During, and After Les Six”, in: Zaimont, Judith Lang. Hg. The Musical Woman: An International Perspective. Bd. 2, 1986-1990, S. 177-222. Westport, CT: Greenwood Press.
Shapiro, R. 1994. Germaine Tailleferre: A Bio-Bibliography. Westport, CT. Greenwood.
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