Biographien Georgia Douglas Johnson
(Georgia Douglas Johnson Camp)
geb. 10. Sept. 1877 in Atlanta, Georgia
gest. 14. Mai 1966 in Washington, DC
US-amerikanische Schriftstellerin
145. Geburtstag am 10. September 2022
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Georgia Douglas Johnson gehört zu den wichtigsten Lyrikerinnen der „Harlem Renaissance“, jener Blüte afroamerikanischer Kultur in der Zeit von 1917 bis etwa 1935. Bekannt wurde sie vor allem durch ihren ersten Gedichtband „The Heart of a Woman“ (1918), in dem sie ihre Sehnsucht nach Überwindung der Grenzen, die dem weiblichen Geschlecht gesetzt sind, zum Ausdruck bringt. Vom männlichen schwarzen Literaturestablishment wurden die Gedichte halb anerkennend, halb herablassend als „wahrer und schlichter Ausdruck weiblichen Liebesempfindens und -leids“ missdeutet.
Über Johnsons Eltern ist wenig mehr bekannt als dass ihre Mutter halb indianischer und halb afrikanischer und ihr Vater halb afrikanischer und halb europäischer Abstammung war.
Nach ihrem Schulabschluss 1893 arbeitete Georgia zehn Jahre als Lehrerin. 1903 heiratete sie den Anwalt Henry Lincoln Johnson. Die beiden hatten zwei Söhne und zogen 1910 nach Washington, wo Henry Lincoln eine Anwaltskanzlei eröffnete. Die Familie gehörte bald zur schwarzen Elite der Hauptstadt.
Um 1920 gründete Johnson den „Saturday Nighters Club“, einen literarischen Salon, der den berühmtesten schwarzen SchriftstellerInnen ihrer Zeit die Möglichkeit gab, Gleichgesinnte zu treffen und ihre Arbeiten vorzustellen und zu diskutieren.
Johnson träumte zeitlebens von literarischem Ruhm, aber es gelang ihr nicht, ihr Potential voll auszuschöpfen. Claudia Tate, die Herausgeberin der „Selected Works of Georgia Douglas Johnson“ charakterisiert die Problematik wie folgt: „Sie war durch die sozialen Codes ihrer Zeit, Region und Rasse konditioniert, ihren Status als Dame zu betonen und zu verteidigen. Diese Konditionierung wurde noch verstärkt durch ihre zwanzigjährige Ehe. Johnson lernte so, weibliches Begehren auszuhandeln innerhalb der Parameter eines rassisch angefochtenen schwarzen Patriarchats, in dem die hellhäutige Frau geschätztes Sexualobjekt war. Diese Faktoren formten ihr Schreiben und zwangen sie, ihre mehr innovativen und grenzüberschreitenden Werke hinter einem Pseudonym oder im Keller ihres Hauses zu verstecken.“
Johnson veröffentlichte nach „The Heart of a Woman“ noch drei Lyrikbände: „Bronze“ (1922), „An Autumn Love Cycle“ (1928) und, am Ende ihres langen Lebens, nach vielen vergeblichen Versuchen, an ihren einstigen Ruhm während der zwanziger Jahre wieder anzuknüpfen, „Share my World“ (1962). Außerdem schrieb sie kurze Volksstücke und Short Stories, für die sich ebenfalls meist kein Verlag fand. Den Höhepunkt ihrer literarischen Karriere bildete 1927 der erste Preis im Dramawettbewerb der Zeitschrift „Opportunity“ für ihren Einakter „Plumes“.
Nach dem Tod ihres Mannes Mitte der zwanziger Jahre hatte Johnson eine Ganztagsstelle angenommen, um ihren beiden Söhnen das Studium zu finanzieren. Es fiel ihr sehr schwer, weil sie nun nur noch wenig Zeit zum Schreiben fand. Ihr ältester Sohn vergalt es ihr, indem er die umfangreiche Manuskriptsammlung im Keller ihres Hauses nach ihrem Tod im Müll verschwinden ließ.
(Text von 2001)
Verfasserin: Luise F. Pusch
Zitate
The heart of a woman goes forth with the dawn,
As a lone bird, soft winging, so restlessly on,
Afar o'er life's turrets and vales does it roam
In the wake of those echoes the heart calls home.The heart of a woman falls back with the night,
And enters some alien cage in its plight,
And tries to forget it has dreamed of the stars
While it breaks, breaks, breaks on the sheltering bars.(G. D. Johnson)
Literatur & Quellen
Quellen
Hine, Darlene Clark; Brown, Elsa Barkley; Terborg-Penn, Rosalyn (1993): Black women in America. An historical encyclopedia. Bloomington: Indiana University Press, 1994.
Hull, Gloria T. (1987): Color, sex & poetry. Three women writers of the Harlem Renaissance. Bloomington: Indiana University Press (Everywoman : studies in history, literature, and culture).
Johnson, Georgia Douglas (1922): Bronze. A book of verse. New York: AMS Press, 1975.
Johnson, Georgia Douglas (1975): The heart of a woman, and other poems. With an introduction by William Stanley Braithwaite. New York: AMS Press.
Johnson, Georgia Douglas (1997): The selected works of Georgia Douglas Johnson. Introduction by Claudia Tate. New York, NY: Hall. African-American women writers, 1910-1940.
Roses, Lorraine Elena; Randolph, Ruth Elizabeth (1990): Harlem renaissance and beyond. Literary biographies of 100 black women writers 1900 – 1945. Cambridge, MA and London: Harvard University Press.
Tate, Claudia (1997): Introduction. In: Johnson, Georgia Douglas: The selected works of Georgia Douglas Johnson. New York, NY: Hall (African-American women writers, 1910-1940), S. xvii–lxxii (65 S.).
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