geboren am 16. August 1902 in London
gestorben am 5. Juli 1974 in London
britische Romanschriftstellerin
50. Todestag am 5. Juli 2024
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Der auch heute noch ungebrochene Erfolg Georgette Heyers ist ein Phänomen. Wie kaum eine andere verstand sie es, ihre LeserInnen mit ihren spannenden und amüsanten romantischen Liebes- und Abenteuergeschichten in die Vergangenheit, vorzugsweise in die adlige Gesellschaft der englischen Regency-Zeit (1811-1820), zu entführen. Die Leichtigkeit und der intelligente Witz ihres Stils, die faszinierend sachkundige und doch immer unterhaltsame Darstellung auch kleinster Details des gesellschaftlichen Lebens und des historischen Hintergrundes, die so geschickt arrangierten Komödien der Irrungen und Wirrungen und die liebevolle, oft mit der Ironie spielende Zeichnung der Personen, ihrer Schicksale und der Sprache ihrer Zeit haben Kritik und LeserInnenschaft meist darüber getäuscht, auf welch profunder selbsterworbener Sachkenntnis und disziplinierter schriftstellerischer Arbeit diese Werke basieren.
Über die Jugend und das Privatleben Georgette Heyers ist wenig bekannt; sie haßte Reporter und zudringliche Fans und verwies höchstens auf ihre Werke (folgerichtig unterdrückte sie später jene Romane, die am ehesten autobiographische Züge trugen). Wichtig war sicher ab ca. 1918 die langwährende Freundschaft mit der Schriftstellerin Joanna Cannan und der Historikerin Carola Oman: “Alle drei waren junge Frauen, die zu jener Zeit automatisch studiert hätten und es dann, ebenso automatisch, doch nicht taten. Alle drei wollten Schriftstellerinnen werden, alle heirateten, und keine von ihnen ließ sich dadurch vom Schreiben abhalten. ... Alle drei Autorinnen veröffentlichten unter ihrem Mädchennamen.”
1921 – die Autorin war gerade mal neunzehn Jahre alt – erschien Georgette Heyers erster und sogleich erfolgreicher Roman. Vier Jahre später sind vier weitere erschienen. Ihr Vater stirbt, und die Dreiundzwanzigjährige trägt von nun an die Verantwortung und mit ihrem schriftstellerischen Verdienst auch die Kosten für die Ausbildung ihrer zwei jüngeren Brüder und - fast vierzig Jahre lang – den Unterhalt ihrer Mutter. 1925 heiratet sie den Bergbauingenieur Ronald Rougier, zieht für einige Jahre mit ihm nach Tanganjika und Mazedonien und ermöglicht ihm ab 1930 – zwei Jahre später wird ihr Sohn geboren – eine neunjährige Zusatzausbildung als Jurist. Zwar ist sie ab etwa 1953 – bis dahin entstanden weitere 27 Romane und ihre zwölf Kriminalromane – finanziell nicht mehr so belastet, doch arbeitet sie weiter: bis 1972 erscheinen von ihr insgesamt 57 Titel, die in Deutschland, England und den USA im Jahre 2002 noch fast alle im Druck sind.
(Text von 1993)
Verfasserin: Swantje Koch-Kanz
Zitate
Bildet euch bloß nicht ein, dies sei für Frauen eine faire Welt - denn das ist sie nicht. (G. Heyer)
Heyer interessiert sich vor allem für die Vermählung zweier Geister, nicht für vier nackte Beine in einem Bett - und das ist einer der Gründe für ihren anhaltenden Erfolg. (Hodge)
Für meine Biographie möchte ich Ihnen mitteilen, daß ich mich weder von der Erziehung noch von meinem Temperament her für Häuslichkeit eigne. (G. Heyer)
Ronald spielte ... Bridge, und seine Frau verbrachte ihre Ferientage mit Sticken, dem Times-Kreuzworträtsel, Lesen, Stricken und Briefeschreiben. Wie üblich blieb sie hinter der Maske von Mrs. Rougier. Wenn man sie fragte, was sie mache, antwortete sie: “Ich schreibe Trivialromane.” ... Sie war eher eindrucksvoll als elegant, tagsüber im korrekten Kostüm und abends in einem dunkelgrauen Kleid. Wenn die Gelegenheit danach war, konnte sie sich ausgesprochen stilvoll kleiden, aber dies waren ihre Ferien. Sie war Mrs. Rougier, die ruhig im Gesellschaftsraum saß wie alle anderen. (Hodge)
Eher distinguierte Dame als gutaussehende Frau machte sie einen etwas maskulinen Eindruck, eine gebieterische Gestalt in einem dunklen, gradschultrigen Kostüm. Als er die warmherzige, scheue und unsichere Frau hinter der selbstsicheren Maske erkannte, bewunderte er den Stil in ihrem Leben und in ihrem Werk und spürte ihren stillen Kummer, daß keiner ihrer Kritiker diesen würdigen konnte. (Hodge)
Literatur & Quellen
Fahnestock-Thomas, Mary. 2001. Georgette Heyer: A Critical Retrospective. Saraland, AL. PrinnyWorld.
Harmon, Robert B. 1974. Georgette Heyer: A Preliminary Checklist. San Jose, CA. Dibco.
Hodge, Jane Aiken. 1984. The Private World of Georgette Heyer. London; Sydney; Toronto. The Bodley Head.
Reinhardt, Max. 1986. “Georgette Heyer”, in: The Dictionary of National Biography 1971-1980. Hg. Lord Blake & C.S. Nichols. Oxford; New York. Oxford UP. S. 404-5.
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