(Lucila Godoy y Alcayaga)
geboren am 7. April 1889 in Vicuña, Nordchile
gestorben am 10. Januar 1957 in Hempstead, New York
chilenische Dichterin, Diplomatin und Nobelpreisträgerin für Literatur (1945)
135. Geburtstag am 7. April 2024
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Biografie
Gabriela Mistral (eigentlich Lucila Godoy Alcayaga) nannte sich nach den Dichtern Gabriele d'Annunzio und Frédéric Mistral. Die erste Lateinamerikanerin und eine der wenigen Frauen, die den Nobelpreis für Literatur bekamen (1945), schien wie verfolgt von tragischen Unfällen. Viele ihrer Gedichte haben einen düsteren Ton. Ihre große Liebe galt Romelio Ureta, der Geld unterschlug, um einem Freund zu helfen. Der Betrug wurde entdeckt, und Romelio nahm sich das Leben. Mistral verarbeitet dieses Erlebnis in ihrem ersten Gedichtband Trostlosigkeit (Desolación, 1922), der auch die Sonette des Todes (Sonetos de la muerte) von 1915 enthält. Im selben Jahr ging sie auf Einladung des Kulturministeriums nach Mexiko, um an der Unterrichtsreform mitzuwirken (sie hatte seit 1905 als Lehrerin und später als Schuldirektorin und –inspektorin gearbeitet).
Ab 1933 leitete sie das chilenische Konsulat in Madrid, ab 1943 das in Rio de Janeiro. Seitdem lebte sie mehr im Ausland als in Chile. Nacheinander erscheinen ihre Gedichtbände Zärtlichkeit (Ternura, 1924), Holzschlag (Tala, 1938) und Kelter (Lagar, 1954).
1933 adoptierte sie einen körperbehinderten Neffen und zog ihn wie ihr eigenes Kind auf. Er beging 1943 angeblich Selbstmord aus Liebeskummer. Den Freitod wählten auch Lotte und Stefan Zweig, mit denen Mistral eng befreundet war.
Ich bin wie ein verödeter Brunnen, der, erstorben, sein Rauschen weiter vernimmt.
1954 unternimmt sie, von den USA aus, ihre letzte Reise nach Chile und wird groß gefeiert. Drei Jahre darauf stirbt sie 67jährig in den USA an Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Mit Beweihräucherungen und verzerrenden Rezensionen hat die chilenische Literaturkritik unter Pinochet Mistrals Person und Ansichten in ihr Gegenteil zu verkehren versucht. Gewiß war sie eine gläubige Katholikin, aber nicht die unpolitische, konservative “absolute Christin”, die man aus ihr machen wollte – eher eine ausgesprochen rebellische. Sie verehrte die Freiheitskämpfer Lateinamerikas, besonders José Martí (Kuba) und Sandino (Nikaragua). Kein Wunder, daß das chilenische Volk Gabriela Mistral als seine große Dichterin verehrt.
Winzig klein war meine Mutter
Wie der Pfefferminzstrauch, das Gras.
Kaum warf sie Schatten auf die Dinge, kaum.
Die Erde liebte sie,
Weil sie ihr leicht war,
Weil sie ihr zulächelte
Im Glück wie im Leid.
(Gabriela Mistral)
Verfasserin: Ernst Kroch
Zitate
Ihre Erarbeitung der amerikanischen und der weiblichen Perspektive auf Höchstem literarischen Niveau hat der hispanoamerikanischen Literatur lange vor dem “Boom” internationale Anerkennung verschafft. (Karin Hopfe)
Links
Fundgrube: Mistral-Seite der Universität von Chile
Fundgrube: Doku zum 60jährigen Jubiläum ihres Nobelpreises 2005, 48 Fotos, viele Artikel (spanisch)
Mistral-Seite der Chilenischen Nationalbibliothek
Gabriela Mistral liest ihre Gedichte (audio, spanisch)
Links geprüft und korrigiert am 03. April 2019 (AN)
Literatur & Quellen
Arce de Vasquez, Margot. 1964. Gabriela Mistral: The Poet and Her Work.
Fiol-Matta, Licia. 2002. Queer Mother For The Nation: The State And Gabriela Mistral. Minneapolis MN. Univ. of Minnesota Press.
Gazarian-Gautier, Marie-Lise. 1974. Gabriela Mistral, the Teacher from the Valley of Elqui. Chicago. Franciscan Herald Press.
Kerner, Charlotte. Hg. 1990. Nicht nur Madame Curie … Frauen, die den Nobelpreis bekamen. Weinheim. Beltz & Gelberg.
Mistral, Gabriela. 1958. Gedichte (deutsch).Übs. und hg. von Albert Theile unter Mitwirkung von Heinz Müller und Gisela Pape. Darmstadt; Berlin-Spandau; Neuwied. Luchterhand.
Mistral, Gabriela. 1958. Poesias Completas. Hg. Margaret Bates. Mit einem kritischen biografischen Essay von Julio Saavedra Molina. Madrid. Aguilar. Biblioteca Premios Nobel.
Mistral, Gabriela. 1981. Liebesgedichte und andere Lyrik (spanisch-deutsch). Hg. und mit e. Vorwort von Federico Schopf. Aus dem chilen. Spanisch von Albert Theile unter Mitwirkung von Gisela Pape und Heinz Müller. Darmstadt; Neuwied. Sammlg. Luchterhand 335.
Ocampo, Victoria. 1945. “Gabriela Mistral und der Nobelpreis”, in: Meyer, Doris. 1982 [1979]. Victoria Ocampo: Gegen den Wind und die Zeit. Eine Biographie, mit 34 Abbildungen und 15 ausgewählten Essays von Victoria Ocampo]. Aus d. am. Engl. von Manfred Ohl & Hans Sartorius. Frankfurt/M. Fischer TB 2251. S. 349-55.
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