Biographien Frieda Lawrence-Ravagli
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(Frieda von Richthofen )
geboren am 11. August 1879 in Metz
gestorben am 11. August 1956 in Taos, New Mexico, USA
deutsche Ehefrau von D. H. Lawrence
145. Geburtstag am 11. August 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Sie starb an ihrem 77. Geburtstag in Taos, New Mexico.
Als Zwanzigjährige hatte sie Ernest Weekley, einen 14 Jahre älteren englischen Professor geheiratet, einen verlässlichen Mann. Um dem Schicksal ihrer Mutter Anna, die unter dem Spieler und Weiberhelden Friedrich von Richthofen litt, zu entgehen?
Doch Frieda langweilte sich in ihrer Ehe – und in Nottingham: „oh horror!“ Sie gönnte sich Auszeiten. 1907, da war sie – eine Empfehlung ihrer älteren Schwester – zu Besuch in Schwabing, nahm Otto Gross, der charismatische Guru der erotischen Bewegung, sich ihrer an –, um festzustellen, dass er durchaus dazulernen konnte.
1911 erweiterte sie das Spektrum ihrer Erfahrungen auf dem Monte Verità bei Ascona. Und im Jahr darauf landete ein mittelloser Jungschriftsteller, der vorsprach, um (den abwesenden) Weekly um einen beruflichen Gefallen zu bitten, unversehens in Friedas Armen.
Wie sehr D.H. Lawrence, der 26-Jährige, ihrer bedurfte, hatte die 32-Jährige sofort erkannt. Eine gemeinsame Reise nach Deutschland nahm Lawrence zum Anlass, ohne Wissen der Geliebten deren Ehemann von der Beziehung zu unterrichten. Die Folge: Friedas Trennung von Ernest (ohne ihm eine Träne nachzuweinen) und von den drei Kindern (eine niemals heilende Wunde).
1914 wurden Frieda und D.H. Frau und Mann. Sie schenkten einander nichts. Katherine Mansfield und Aldous Huxley beispielsweise wurden ZeugInnen vieler Handgreiflichkeiten und Versöhnungsszenen. Mittlerweile war Lawrence, mit Friedas Hilfe, als Autor höchst erfolgreich: Ihre Auffassung vom Lieben, ihre betont sinnliche Wahrnehmung all dessen, was sie umgab, prägten Werke wie Sons and Lovers entschieden. Die passive Muse, die durch bloßes Da-Sein das Schaffen des Mannes fördert, wollte sie nicht sein.
Seine Bücher waren ihr nur insoweit wichtig, wie sie ihre Philosophie weitertrugen.
Mit der berüchtigten Lady Chatterley setzte er ihr ein unvergleichliches Denkmal.
1930, als D.H. nach endlosem Reisen um die ganze Welt – immer auf der Suche nach dem Klima, das sein Lungenleiden mildern würde – gestorben war, griff Frieda auf Antonio Ravagli zurück: der kerngesunde schmucke Italiener hatte ihr schon vorher über Lawrences krankheitsbedingte Impotenz und Unleidlichkeit hinweggeholfen. Treu musste er nicht sein, aber nützlich. 1950 wurde er dafür mit Heirat und einem beträchtlichen Erbe belohnt.
(Text von 2003)
Verfasserin: Kirsten Jüngling und Brigitte Roßbeck
Literatur & Quellen
Aldington, Richard. 1995. David Herbert Lawrence in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Aus dem Engl. von Wilfried Steinhagen. Neubearb. der Bibliogr. (1995) von Clemens Heithus. Reinbek bei Hamburg. rororo Monographie 51.
Green, Martin. 1980 [1974]. Else und Frieda, die Richthofen- Schwestern [= The von Richthofen Sisters: The Triumphant and the Tragic Modes of Love]. Aus d. am. Engl. von Edwin Ortmann. München. dtv TB 1607.
Jackson, Rosie. 1994. Frieda Lawrence. Including “Not I, But the Wind” and other autobiographical writings. London & San Francisco. HarperCollins.
Jüngling, Kirsten & Brigitte Roßbeck: Frieda von Richthofen. Biografie, Berlin 1998, vergriffen, aus Restbestand erhältlich für Euro 8,00 unter: rossbeck@t-online.de
Lawrence, D. H. 1993. Mr. Noon: Autobiographischer Roman [=Mr Noon]. Aus dem Engl. von Nikolaus Stingl. Zürich. Diogenes.
Lucas, Robert. 1985 [1961]. Frieda von Richthofen: Ihr Leben mit D. H. Lawrence, dem Dichter der “Lady Chatterley”. Zürich. Diogenes.
Maddox, Brenda. 1996. Ein verheirateter Mann: D. H. Lawrence und Frieda von Richthofen. Roman [=The married man]. Köln. Kiepenheuer & Witsch.
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