(Fredrika Charlotta Runeberg, geb. Tengström)
geboren am 2. September 1807 in Jakobstad/Pietarsaari, Finnland
gestorben am 27. Mai 1879 in Helsingfors/Helsinki
finnischschwedische Schriftstellerin und Journalistin
145. Todestag am 27. Mai 2024
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Ein Mann schreibt wann er will und wenn ihm danach ist, eine Frau, die Kinder und Haushalt versorgt, ist froh und dankbar, wenn sie sich eine derartige Freude gleichsam stehlen kann.
Fridrika Runeberg lebt in diesem Spannungsverhältnis, seit sie 1831 den späteren finnischen Nationaldichter Johan Ludvig Runeberg (1804-1877) heiratete und ihr Haus zum Zentrum des intellektuellen Lebens in Helsingfors wurde.
Aufgewachsen in einem gebildeten und liberalen Elternhaus besucht Fridrika Tengström Privatschulen und lernt deutsche, englische und französische Literatur zu übersetzen. Als J. L. Runeberg 1832 Redakteur des neugegründeten “Helsingfors Morgonblad” wird, redigieren beide bis zu ihrem Umzug nach Borgå 1837 die Zeitung und etablieren Literaturkritik als neues Genre. In den Jahren von 1832 bis 1850 bringt Fridrika Runeberg acht Kinder zur Welt. Ökonomisch und organisatorisch ist sie für den ständig wachsenden Haushalt und die zahlreichen Umzüge allein verantwortlich. Oft habe sie ihre Texte “beim Nähen, Wiegen, am Küchenherd erdacht oder hastig aufgezeichnet an einem Sonntagabend, oder wenn Runeberg nicht im Hause war”. Ihren ersten Roman “Fru Chatharina Boije och hennes döttar” (1843; erschienen: 1858) schreibt sie im Krankenbett nieder.
1844 erscheinen ihre ersten beiden Prosaskizzen, die sie wie alle späteren Werke unter Pseudonym veröffentlicht. Ihre Prosasammlung “Teckningar och Drömmar” (1861) versammelt ethnologisch fundierte und einfühlende Darstellungen von Frauen aus unterschiedlichen Kulturen und Epochen, die eingebunden in Ehe und Familie ein Leben zwischen Aufbegehren und Unterwerfung führen. Ihren Traum, diese “Facetten weiblichen Lebens” zu einer umfassenden Geschichte der Frauen auszuarbeiten, konnte sie nicht verwirklichen. Runeberg, die sich nicht öffentlich an Diskussionen um Frauenrechte beteiligt, setzt sich aktiv für eine bessere Ausbildung von Frauen ein. 1846 gründet sie eine der ersten Frauenvereinigungen Finnlands, um der Frauenarmut in Borgå entgegenzuwirken und ist an der Gründung einer Schule für arme Mädchen beteiligt. Als sie in ihrem zweiten Roman “Sigrid Liljeholm” (1862) für das Recht der unverheirateten Frau auf Arbeit Position bezieht, reagieren die männlichen Rezensenten mit derart verletzenden Kritiken, dass sie daraufhin nichts mehr veröffentlicht. Ihre in den 1860er und 70er Jahren verfassten autobiographischen Aufzeichnungen “Min pennas saga” erscheinen erst 1946.
Fridrika Runebergs kritischer und radikal weiblicher Blick auf die sozialen und kulturellen Verhältnisse ihrer Zeit machte sie zur Wegbereiterin der sich in den 1880er Jahren formierenden finnischen Frauenbewegung.
(Text von 2006)
Verfasserin: Kerstin Reimers
Links
Kohlbeck Jakobsen, Theresa (2023, 6. Februar). Was weibliche Care-Arbeit und das Runeberg-Törtchen gemeinsam haben. Studentliv: Das Studeirenden Magazin. Humboldt-Universität. Berlin
Online verfügbar https://blogs.hu-berlin.de/studentliv/tag/runeberg/, zuletzt geprüft am 18.05.2024.
Erler, Nadine. Frederika Runeberg. Verlag 28 Eichen.
Online verfügbar https://www.verlag28eichen.de/personen/runeberg/runeberg.htm, zuletzt geprüft am 18.05.2024.
Literatur & Quellen
Allardt Ekelund, Karin. 1942. Fredrika Runeberg en biografisk och litteraturhistorisk studie. Helsingfors. Mercators Tryckeri.
Erler, Nadine. 2011. Alexandra Gripenberg - 'Fredrika Runeberg' Deutsche Klassiker. Band 21. München, Grin Verlag.
Rahikainen, Agneta. 2003. Johan Ludvig & Fredrika Runeberg. En Bildbiografi. Stockholm. Atlantis.
Runeberg, Fredrika. 1991. Teckningar och drömmar. Helsingfors. Schildts.
Runeberg, Fredrika. 2011. Die Geschichte meiner Feder. München, Grin Verlag.
Runeberg, Frederika. 2009. Frau Catharina Boje und ihre Töchter. Barnsdorf, Verlag 28 Eichen.
Stenwall, Åse. 1979. Den frivilligt ödmjuka kvinnan. Stockholm. natur och kultur.
Bildquellen
Wikimedia Commons: Frederika Runeberg, zuletzt geprüft am 18.05.2024.
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