Biographien Frances Power Cobbe
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geboren am 4. Dezember 1822 in Newbridge
gestorben am 5. April 1904 in Llanelltyd, Wales
irische Sozialreformerin und Publizistin
120. Todestag am 5. April 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Frances Power Cobbes Leben fällt in zwei Hälften: Die erste widmete sie den weiblichen Pflichten im viktorianischen Irland, der Familie gehorchend, in der zweiten wurde sie zu einer der wichtigsten Protagonistinnen der ersten Frauenbewegung.
Nach ihren wesentlich älteren Brüdern kam sie als fünftes Kind einer privilegierten und hochreligiösen anglo-irischen Gutbesitzerfamilie zur Welt. Zunächst wurde sie von Gouvernanten erzogen, der letzte Schliff sollte ihr in einem Mädchenpensionat beigebracht werden. Der Bibliothek ihres Vaters ist es zu verdanken, dass sie dennoch eine humanistische Ausbildung erhielt. Ihren wachen Geist hatte bereits der Hauslehrer bemerkt. In einer Stunde konnte er dem jungen Mädchen mehr beibringen als Collegebuben in zweien. Früh überfielen Frances Zweifel an der Religion, was sie dem Vater aber nach dem Tod der Mutter gestand. Zur Strafe wurde die Abtrünnige auf die Farm ihres Bruders verbannt. Doch ein Jahr später bat der alternde Vater seine Tochter, ihm den Haushalt zu führen – und Frances folgte.
Erst als Mittdreißigerin, nach dem Tod des Vaters, begann ihr eigenes Leben. Sie bereiste ein Jahr lang den Kontinent und lernte eine Menge unabhängiger Frauen kennen – und so auch Mary Lloyd.
Sie gingen zusammen nach Bristol und begannen, ihre Emanzipation zu leben: als lesbisches berufstätiges Paar. Ihren Lebensunterhalt bestritt Frances zunächst an einer Schule für „Gefallene Mädchen“, später arbeitete sie als Journalistin und Publizistin. Mehr als 320 Essays und Pamphlete stammen aus ihrer Feder: Argumente gegen die Versklavung von Frauen durch Heirat, aber auch theologisch-moralische Abhandlungen, denn Frances war durch das Studium von Schriften Theodore Parkers, die darauf von ihr eridiert wurden, zur Theistin geworden.
Außerdem schrieb sie eine zweibändige Autobiographie. Durch weltweite Korrespondenz mit anderen Aktivistinnen errichte sie ein dichtes Netzwerk, das den Worten auch Taten folgen ließ: Sie konzipierte Sozialreformen, gründete eine Tierschutzgesellschaft und kämpfte als Vorstand der britischen Suffragetten für die Rechte der Frau. Als eine der ersten forderte sie, Frauen zum Studium zuzulassen, weil sie erkannt hatte, dass ökonomische Abhängigkeit häusliche Gewalt begünstigt. Nach 38 glücklichen und tatkräftigen Jahren starb Mary, Frances folgte sechs Jahre später. Selbst im Tod vereint, liegen sie gemeinsam auf dem Friedhof in Llanelltyd, Wales begraben.
(Text von 2003)
Verfasserin: Silvie Horch
Literatur & Quellen
Banks, Olive. 1985. The Biographical Dictionary of British Feminists. Vol. I: 1800-1930. New York. New York UP.
Caine, Barbara. 1992. Victorian Feminists. New York. Oxford UP.
Peacock, Sandra J. 2002. The Theological & Ethical Writings of Frances Power Cobbe, 1822–1904. Edwin Mellen Press.
Rowold, Katharina. Hg. 1996. Gender and Science: Late Nineteenth Century Debates of the Female Mind and Body. Thoemmes Press.
Sanders, Valerie. 1989. The Private Lives of Victorian Women: Autobiography in Nineteenth-Century England. New York.
Spender, Dale. 1982. Women of Ideas (and What Men Have Done to Them): From Aphra Behn to Adrienne Rich. S. 429-38. London; Boston; Melbourne. Ark PB.
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