(Franca Schiavetti [Geburtsname])
geboren am 31. Juli 1925 in Rom
gestorben am 29. Oktober 1996 in Rom
italienische Journalistin
25. Todestag am 29. Oktober 2021
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Den Beruf der Journalistin habe ich mir nicht ausgesucht, ich wurde hineingeboren.
Seit 1964 war Franca Magnani für die deutschen FernsehzuschauerInnen »die Stimme Italiens«. Ihre interessanten, unverwechselbaren Beiträge waren berühmt.
Die dreijährige Franca wurde von Großvater Chino zu ihren Eltern nach Marseille gebracht. Dorthin war die Familie vor dem Faschismus Mussolinis geflohen. Der politische Riss ging durch die Familie. So arbeitete Großvater Ercole als Polizeipräsident für das faschistische System. Franca wuchs in den unruhigen und aufregenden Verhältnissen der Emigration auf. Ihr Elternhaus war ein Ort des Widerstandes. Viele Emigranten, unter ihnen Ignazio Silone und Sandro Pertini, trafen sich dort.
Die Familie zog nach Zürich. Franca heiratete den Korrespondenten Arnold Künzli und ging 1947 mit ihm nach London. Von dort schickte sie ihre ersten Texte nach Bologna. Von 1949 bis 1951 lebte das Paar in Bonn: »Ich kam gerade rechtzeitig, um den Beginn jener Epoche mitzuerleben, in der viele Deutsche die Einführung der Demokratie als Bestrafung für ihre Untaten und die Wiederbewaffnung als Belohnung für zukünftige Dienste ansahen.« Franca trennte sich in Freundschaft von ihrem Mann und heiratete in Rom Valdo Magnani, die Liebe ihres Lebens. Die Kinder Sabina und Marco wurden geboren.
Franca Magnani war neben ihrer engagierten journalistischen Tätigkeit eine begeisterte Mutter und Gastgeberin. Das Wort »Stress« gab es nicht in ihrem Wortschatz! Sie war freie Autorin für alle wichtigen TV- und Printmedien in Deutschland und in der Schweiz. 1990 veröffentlichte sie ihre Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend: Eine italienische Familie. Das Buch wurde ein Bestseller.
Heinrich Böll würdigte Franca Magnani in seiner Laudatio anlässlich der Verleihung des Fritz-Sänger-Preises: »Was uns bevorstehen könnte, sind Einschüchterungsversuche, wie wir sie im Jahr 1970-74, am massivsten im Jahr 1977 erlebt haben, in eben jenem Jahr, in dem man anfing, Sie, Franca Magnani, aus der Berichterstattung zurückzuziehen, und ich halte das nicht für einen Zufall. Sie haben getan, was für uns jetzt wichtig sein könnte: auf unserem Recht bestehen, von unserer Freiheit Gebrauch machen. Das ist nicht leicht, wie sich an ihrem Prozess zeigt. Es gehören Ausdauer und Mut dazu.«
Franca Magnani starb an Krebs. Ihr letzter Textentwurf, entdeckt in ihrem Laptop von den Enkeln Adrian und Lorenzo, schließt mit den Worten: »Wandern, das ist auch so ein Wort, das man hier nicht kennt; die Italiener wandern nicht, sie gehen, sie flanieren, sie spazieren – aber sie wandern nicht.«
Text aus dem Kalender »Berühmte Frauen« 2000
Verfasserin: Birgit Rühe
Zitate
Unsere Mamma war Italienerin und Europäerin. Von London bis Rom beherrschte sie die großen Landessprachen und liebte es sogar, ihre Schweizer Hörer und Zuschauer auf Züridütsch über Italien zu unterrichten. (Sabina Magnani-von Petersdorf)
Links
DNB, Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (2020): Magnani, Franca.
Online verfügbar unter http://d-nb.info/gnd/118957538, zuletzt geprüft am 26.07.2020.
Fernsehen II : Buona Fortuna. Das Bayerische Fernsehen entledigte sich per fristloser Kündigung seiner langjährigen Rom-Korrespondentin. DER SPIEGEL 44/1987 (1987).
Online verfügbar unter https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13526247.html, zuletzt geprüft am 26.07.2020.
WebCite®-Archivfassung: https://www.webcitation.org/6ZTpJ6S6I.
Fernseh-Zeit (1979): Zwischen Rom und Kiel. DIE ZEIT, 4.5.1979 Nr. 19 (1979).
Online verfügbar unter https://www.zeit.de/1979/19/zwischen-rom-und-kiel/komplettansicht, zuletzt geprüft am 26.07.2020.
WebCite®-Archivfassung: https://www.webcitation.org/6ZTqnipcV.
GESTORBEN : Franca Magnani. DER SPIEGEL 45/1996 (1996).
Online verfügbar unter https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9115235.html, zuletzt geprüft am 26.07.2020.
Irmscher, Almut (2006): Una grande signora: Franca Magnani. Sempre Italia.
WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6ZTooJh6R.
Kohl, Christiane (2010): Die Mutige. SZ-Serie über große Journalisten (XLIX): Franca Magnani erklärte den Deutschen Italien. Süddeutsche Zeitung, 11. Mai 2010.
Online verfügbar unter https://www.sueddeutsche.de/kultur/franca-magnani-xlix-die-mutige-1.221339, zuletzt geprüft am 26.07.2020.
Munzinger-Archiv (2020): Franca Magnani - Munzinger Biographie. Volltext nur mit Zahlaccount.
Online verfügbar unter https://www.munzinger.de/search/go/document.jsp?id=00000019928, zuletzt geprüft am 26.07.2020.
Smuda, Karl-Heinz (2013): Erinnerung an Franca Magnani.
Online verfügbar unter https://www.smuda-berlin.de/berlin-privat/franca-magnani-in-der-liebe-nicht-verhungern/, zuletzt geprüft am 26.07.2020.
WebCite®-Archivfassung: https://www.webcitation.org/6ZTqsxmlT.
Zillich, Bernd (2014): Franca Magnani. Mein Italien.
Online verfügbar unter https://www.mein-italien.info/persoenlichkeiten/magnani-franca.htm, zuletzt geprüft am 26.07.2020.
WebCite®-Archivfassung: https://www.webcitation.org/6ZToxpxSq.
Literatur & Quellen
Erste Verleihung des Fritz-Sänger-Preises der SPD für mutigen Journalismus an Franca Magnani am 7. April 1983 in Bonn-Bad Godesberg. (1983) Bonn. SPD-Parteivorstand (Medienreferat). (WorldCat-Suche)
Hauptsache Rom. (2014) Geschichten aus der ewigen Stadt. Gelesen von Reinhold Joppich. Mit Texten von Uwe Timm, Franca Magnani, Ignazio Silone, Alberto Moravia undund Gianni Rodari. Zürich. Europa-Verlag. ISBN 978-3-905811-80-3. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Danzer, Gerhard (2015): Europa, deine Frauen. Beiträge zu einer weiblichen Kulturgeschichte. Berlin, Heidelberg, s.l. Springer Berlin Heidelberg. ISBN 978-3-662-44231-9. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Gottschalk, Maren (2001): Der geschärfte Blick. Sieben Journalistinnen und ihre Lebensgeschichte [Janet Flanner, Martha Gellhorn, Marion Gräfin Dönhoff, Milena Jesenska, Franca Magnani, Alice Schwarzer, Ruth Weiss]. Weinheim. Beltz & Gelberg. (Programm Beltz & Gelberg) ISBN 3-407-80881-X. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Jakobs, Hans-Jürgen (Hg.) (2004): Das Gewissen ihrer Zeit. Fünfzig Vorbilder des Journalismus. Wien. Picus. ISBN 3-85452-478-1. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Magnani, Franca (1990): Eine italienische Familie. Aus dem Italienischen von Peter O. Chotjewitz. 1. Aufl. Köln. Kiepenheuer & Witsch. 2001 (KiWi, 645 : Paperback) ISBN 3-462-03045-0. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Magnani, Franca (1997): Mein Italien. Herausgegeben von Sabina Magnani-von Petersdorff und Marco Magnani. Köln. Kiepenheuer & Witsch. ISBN 3-462-02615-1. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Magnani, Franca (1998): Rom. Zwischen Chaos und Wunder. Herausgegeben von Sabina Magnani von Petersdorff und Marco Magnani. Köln. Kiepenheuer & Witsch. (KiWi, 484) ISBN 3-462-02690-9. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Magnani, Franca (2000): Wer sich erinnert, lebt zweimal. Das Italien-Lesebuch. 1. Aufl. Köln. Kiepenheuer & Witsch. ISBN 3-462-02887-1. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Magnani, Franca (2002): Ciao Bella! Als Frau in Italien. Einmalige Sonderausg., 1. Aufl. Köln. Kiepenheuer & Witsch. (KiWi, 728) ISBN 3-462-03177-5. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Magnani, Franca (2005): Mein Italien. Audio-CD. Gelesen von Marco Magnani, Sabina Magnani-von Petersdorff und Reinhold Joppich. München. Kunstmann. (Hörkunst bei Kunstmann) ISBN 978-3-88897-391-8. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Magnani, Franca; Zitzewitz, Monika von (1981): Toskana, Umbrien. Photos: Harald Mante. Sonderausg. München u.a. Bucher. 1987. ISBN 3-7658-0541-6. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Pletsch, Alfred; Boletzky, Sigurd von et al. (1985): Das Mittelmeer. Sonderausg. München, Luzern. Bucher. ISBN 3765804851. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
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