geboren am 19. Juli 1965 in Aberdeen
schottische Schlagzeug-Solistin, Komponistin
65. Geburtstag am 19. Juli 2020
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Über 1.500 Instrumente der großen Schlagzeugfamilie hat Evelyn Glennie aus aller Welt gesammelt; einige davon auch selber entwickelt, wie z.B. Becken aus Blech (Glennie's Garbage) mit einem nach ihren Worten “richtig kitschigen Klang”, die sie dann auch produziert und verkauft. Sie liebt es, Gegenstände aus ihrer alltäglichen Umgebung als Klangkörper zu entdecken und auszuprobieren. In einem der vielen Stücke, die sie in Auftrag gegeben hat oder die für sie komponiert wurden, spielt Glennie ausschließlich auf Küchenutensilien!
Zu ihren weltweit über 100 Konzerten pro Jahr reist sie mit zwei Tonnen Gepäck an: vier Stunden dauert der Aufbau ihrer Instrumente (und immerhin noch zwei der Abbau). Bravourös bewegt sich Glennie zwischen bis zu 60 unterschiedlichster Instrumente: atemberaubend schnell wechseln die Klänge von Pauken, Zimbeln, Gongs, Trommeln, Marimba etc. – besonders schön zu hören z.B. in dem ihr gewidmeten Konzert für Soloschlagzeug und Kammerorchester des britischen Komponisten Richard Rodney Bennett vom Ende der 80er Jahre.
Evelyn Glennie ist in vielerlei Hinsicht erstaunlich und geradezu ungeheuerlich aktiv. Sie ist der erste Mensch, der eine Solo-Schlagzeug-Karriere im Bereich der E-Musik gewagt hat – mit überwältigendem Erfolg. Ihre zahlreichen Einspielungen haben bereits zwei Grammies gewonnen und mehrere Nominierungen. Neben ihren vielen Konzerten setzt sie sich in verschiedenen Gremien für eine Verbesserung des Musikunterrichts an Großbritanniens Schulen ein, beschäftigt sich mit Musiktherapie, gibt Workshops für MusikstudentInnen und auch für Kinder, absolviert ein Fernstudium in Psychologie und Jura und fährt leidenschaftlich gerne Motorrad.
Das erstaunlichste ist jedoch, daß Evelyn Glennie zwischen ihrem achten und zwölften Lebensjahr ihr Gehör fast ganz verloren hat; eine Tatsache, die Glennie im Zusammenhang mit ihrer Musik nicht erwähnt wissen will. Auf ihrer vorbildlich aufgebauten und gut gepflegten Website (sie war die erste klassische Künstlerin mit eigener homepage) beschreibt sie hochinteressant ihre Art des Hörens: vereinfacht ausgedrückt fühlt sie die Schallwellen, je nach Tonhöhe, auf unterschiedlichen Körperteilen – ein System, das sie perfektioniert hat und das ihr erlaubt, in einem Konzert verschiedenste Instrumente zu spielen und mit dem Orchester zu kommunizieren. Glennie braucht eine Partitur nur zu lesen und hört die Musik. Durch den natürlichen Umgang mit ihrer Beeinträchtigung und ihren großen Erfolg als Solistin kann sie für viele Betroffene ein Vorbild sein. Dafür und für ein verändertes Verständnis bei den “Normalhörenden” setzt sich Glennie unermüdlich ein.
Ihre glückliche Kindheit verbrachte Glennie zusammen mit ihren beiden älteren Brüdern auf einer Farm im Nordwesten Schottlands, dem sie sich noch heute verbunden fühlt: sie beherrscht den nur dort üblichen Dialekt, sie spielt den Dudelsack des schottischen Hochlands, sie verfügt über ein eigenes registriertes Schottenmuster, genannt “The Rhythms of Evelyn Glennie”...
Alle, die mehr über Evelyn Glennie erfahren wollen, sollten sich den Film “Touch the Sound” (2004) von Thomas Riedelsheimer ansehen!
(Text von 2004)
Für FemBio aktualisiert von Luise F. Pusch (Juni 2005)
Verfasserin: Adriane von Hoop
Links
Homepage von Evelyn Glennie. http://www.evelyn.co.uk (Abrufdatum 28.12.2018)
Riedelsheimer, Thomas. 2004. Touch the Sound - A Sound Journey with Evelyn Glennie. D/UK.
DVD: Touch the Sound http://www.touch-the-sound.de/start.html (Abrufdatum 28.12.2018)
Evelyn Glennie, Touch the Sound - movie trailer.
Online verfügbar https://youtu.be/Edkx6ovQ9YM (Abrufdatum 28.12.2018)
Art Documentaries. 29.10.2014. Evelyn Glennie. What Do Artists Do All Day? Part 1 + Part 2. (Abrufdatum 28.12.2018)
Online verfügbar https://youtu.be/rEuZ3B9B4HA (Abrufdatum 28.12.2018)
Online verfügbar https://youtu.be/rXIMELBqpd8 (Abrufdatum 28.12.2018)
Evelyn Glennie zeigt, wie man hinhört. TED 2003.
Online verfügbarhttps://www.ted.com/talks/evelyn_glennie_shows_how_to_listen?language=de (Abrufdatum 28.12.2018)
Gehörlose Ausnahmemusikerin Evelyn Glennie (21.04.2017 ZDF heute journal)
Online verfügbar https://youtu.be/PUb6qc3JSlg (Abrufdatum 28.12.2ß18)
Literatur & Quellen
Glennie, Evelyn. 1990. Good Vibrations. My Autobiography. London etc. Random Century Hutchinson Group.
Glennie, Evelyn. 1998. Thre Chorales for Marimba. London. Faber Music.
Glennie, Evelyn & Fergler, Adam. 2015. Agnus Dei: Based on a Little Prayer by Evelyn Glennie. London. Faber Music.
Glennie, Evelyn & Cameron, Paul. 2003. Beat it! African Dances: Group Percussion for Beginners. London. Faber Music.
Sadie, Stanley Hrsg. 2001. The New Grove Dictionary of Music and Musicians. Bd. 9. London. Macmillan Publishers Ltd.
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