geboren am 19. April 1849 in Paris
gestorben am 5. Mai 1883 in Paris
französische Malerin
175. Geburtstag am 19. April 2024
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Eva Gonzalès ist heute am ehesten bekannt durch Manets berühmtes Portrait, das sie als Malerin vor der Staffelei zeigt: elegant in langem weißen Kleid, ernsthaft, mit dunkler Lockenpracht, eine Schönheit ihrer Zeit. Doch die Werke der Künstlerin, die mit Erfolg im Pariser Salon ausstellte und sich zu Lebzeiten über die Grenzen Frankreichs hinaus einen Namen gemacht hatte, sind wie die vieler anderer Malerinnen fast vergessen.
Eva kam durch ihren Vater Emmanuel Gonzalès, der ein bekannter Autor war, schon früh in Kontakt mit bedeutenden künstlerischen Kreisen der prosperierenden Hauptstadt. Bereits mit 16 Jahren studierte sie in den mondänen Pariser Ateliers des damals sehr geschätzten Gesellschaftsmalers Charles Chaplin, der Kurse ausschließlich für Frauen durchführte. Eine Ausbildung an den staatlichen Kunstakademien war Frauen bis Ende des 19. Jahrhunderts verwehrt. Nur die wohlhabenden unter ihnen konnten sich privaten, meist sehr teuren Unterricht leisten.
1869 lernte Gonzalès Manet kennen, der von ihrer Schönheit so beeindruckt war, dass er sie bat, ihm Modell zu sitzen. Sie willigte prompt ein und wurde bald seine Schülerin. Im darauffolgenden Jahr zeigte Gonzalès erstmals zwei Werke im Salon. Obwohl sie sich selbst noch als Schülerin Chaplins bezeichnet, zeigt ihr Gemälde Kleiner Soldat bereits Manets Einfluss. Ein starker Hell-Dunkel-Kontrast, exakte Konturen und ein breiter Pinselstrich zeichnen ihren Stil aus, der bei Ölgemälden auch in den folgenden Jahren eher konventionell bleibt. Ganz anders ihre Pastelle, die von Leichtig- und Helligkeit, Anmut und einem Hauch Melancholie geprägt sind. Wie die ImpressionistInnen bevorzugte sie Sujets aus dem alltäglichen Leben. Interieurs mit Frauen lagen ihr besonders, und sie nahm ihre Modelle wie viele Malerinnen aus dem engsten Familienkreis, häufig ihre Schwester Jeanne. Obwohl ihre Pastelle als »impressionistisch« bezeichnet werden können, wollte sie diese nicht in Zusammenhang mit dieser Gruppe zeigen. Sie zog es wie Manet vor, ihre Werke im Salon auszustellen, um offiziell Anerkennung zu erringen.
Und das Privatleben der Malerin? Es ist nur wenig darüber zu erfahren. Nach dreijähriger Verlobungszeit heiratet Gonzalès 1879 den Kupferstecher Henri Guérard. Vier Jahre später bringt sie einen Sohn zur Welt. Erst kurz vor der Geburt hatte sie von Manets Tod erfahren und bedauerte, an seiner Beerdigung nicht teilnehmen zu können. Fünf Tage später stirbt sie selbst, erst 34 Jahre alt, an einer Embolie. Den Sohn Jean Raimond ziehen sein Vater und ihre Schwester Jeanne auf, die Guérards zweite Frau wird.
(Text von 1998)
Verfasserin: Sybille Dörr
Zitate
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Literatur & Quellen
Quellen
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Weiterführende Literatur
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Pfeiffer, Ingrid und Hollein, Max (Hg.) (2008): Impressionistinnen. Berthe Morisot, Mary Cassatt, Eva Gonzalès, Marie Bracquemond. Ausstellungskatalog. Ostfildern. Hatje Cantz. ISBN 978-3-7757-2078-6.
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Roger-Marx, Claude (1950): Eva Gonzalès. Saint-Germain-en-Laye. Éd. de Neuilly.
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