(Eva Senta Elisabeth Zimmermann [Geburtsname], Eva Klein [durch die Heirat ihrer Mutter] , Eva Busch [Ehename])
geboren am 22. Mai 1909 in Berlin
gestorben am 20. Juli 2001 in München
deutsche Kabarettistin, Chansonnière und Sängerin
115. Geburtstag am 22. Mai 2024
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Sie wurde „die Französin aus Berlin“ genannt oder auch „die Berlinerin aus Frankreich“ – als Chansonnière bzw. Chanteuse trat Eva Busch in zahlreichen Ländern auf.
Geboren wurde sie in Berlin als uneheliche Tochter der renommierten Opernsängerin Emmy Zimmermann und des Wagner-Dirigenten Franz Beidler – und als Staatenlose.
Ihre Kindheit war von Wagners Musik geprägt; mit Wagner teilte sie auch ihren Geburtstag, was zur Folge hatte, dass sie an diesem Tag immer auf ihre Mutter verzichten musste, die tagsüber in Matineen Wesendonck-Lieder und abends Wagner-Opern sang.
Ab ihrem vierten Lebensjahr erhielt sie Klavierunterricht, ab dem siebenten lernte sie Geige spielen, mit Tanzstunden hatte sie bereits als Fünfjährige angefangen. Schon als Kind trat sie als Statistin in Verdis Aida auf. An der Reinhardt-Schule nahm sie Schauspielunter-richt und spielte bereits nach einem Jahr kleine Rollen im Theater am Schiffbauerdamm und an der Volksbühne. Nebenher nahm sie Gesangsunterricht bei ihrer Mutter, denn sie wusste, dass sie Sängerin werden wollte.
Ihr Schulbesuch ließ sich auf Dauer immer weniger mit den abendlichen Auftritten vereinbaren, und so ging sie vom Lyzeum ab. Sie trat im Cabaret von Rudolf Nelson auf und lernte dort den „Barrikaden-Tauber“, den Sänger und Schauspieler Ernst Busch kennen und lieben. Durch die Heirat mit ihm erhielt sie die deutsche Staatsangehörigkeit. Ihren ersten großen Erfolg hatte Eva Busch, als sie für eine kranke Kollegin einsprang, deren Lieder sie bereits lange auswendig kannte.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten flüchtete Ernst Busch in die Niederlande, wohin Eva Busch ihm folgte, da sie nicht unter den Nazis leben wollte. Allerdings machte sie einen Umweg über Paris, die Stadt ihrer Träume.
In den Niederlanden wurde sie vom VARA-Radio als Sängerin engagiert und fing an, eigene Sendungen zu verschiedenen Themenschwerpunkten zu gestalten. Solche Sendungen machte sie in allen Ländern, in denen sie lebte. Zusammen mit Ernst Busch agitierte sie im Radio auch gegen die Nazis, die sie 1937 aufgrund ihrer „antideutschen Propaganda“ prompt ausbürgerten. In ihren Radioprogrammen stellten sie Lieder aus der „Dreigroschenoper“ vor sowie Texte von Schriftstellern, deren Werke in Deutschland verboten waren. Auch in der Pfeffermühle, dem Kabarett von Erika Mann trat Eva Busch für kurze Zeit auf.
Als ihr deutscher Pass ablief, war sie wiederum staatenlos, was in der damaligen politischen Situation bedeutete, nahezu Freiwild zu sein. Wenigstens bekam sie in den Niederlanden einen Ausweis, denn für ihre Arbeit musste sie ständig in verschiedenen Ländern unterwegs sein, und ihre Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungen waren immer auf weniger als ein Jahr beschränkt.
Für kurze Zeit ging Eva Busch 1936 nach Amerika, wo sie bei verschiedenen Radiostationen auftrat. Aber sie fühlte, dass sie als Europäerin in Amerika nie glücklich sein würde – und kehrte wieder zurück in die Niederlande. Auf Dauer wollte sie in ihrer Wahlheimat Frankreich leben. Dort konnte sie erst einmal im Januar 1939 im Cabaret von Agnès Capri auftreten, sie machte aber auch Radiosendungen und fing an, Schallplatten einzuspielen.
In Frankreich wurde sie von der Kriegserklärung überrascht. Wie alle deutschen Frauen und in Deutschland Geborenen erhielt sie im Mai den Aufruf, sich im Vélodrome d`Hiver zu melden, von wo aus sie erst in ein Sammellager und von dort aus ins Internierungslager in Gurs verbracht wurde. Dort entließ man sie zwar, aber kurz danach wurde sie in Paris zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt, da sie „die Sicherheit des Volkes und Staates“ gefährde und „das Ansehen des Deutschtums im Ausland schädige“. Man überführte sie nach Berlin in das Gefängnis am Alexanderplatz, wo ihre Haftstrafe nach über sieben Monaten in „lebenslänglich Konzentrationslager“ umgewandelt wurde. Sie kam nach Ravensbrück, in den Block der Politischen. Dort musste sie in allen Arbeitskolonnen arbeiten, die es gab. Der Hass auf die Nazis gab ihr die Kraft zum Überleben. Sie wollte deren Untergang auf jeden Fall miterleben.
Ihrer Mutter gelang es 1944, eine vorläufige Entlassung ihrer Tochter zu erreichen. Eva Busch ging zurück nach Berlin, durfte die Stadt aber nicht verlassen.
Nach Kriegsende sang sie bei zahlreichen Veranstaltungsabenden sowohl der Russen als auch der Amerikaner. In diese Zeit fiel auch ihr Wiedersehen mit Ernst Busch; mit ihm zusammen hatte sie gemeinsame Auftritte beim RIAS, und sie machte wieder eigene Radiosendungen, in denen sie auch über die Konzentrationslager berichtete.
Im November 1945 ging Eva Busch als Staatenlose, die nur geduldet wurde, nach Paris zurück, wo sie erst nur in amerikanischen Clubs auftreten durfte. Über einen Freund lernte sie die Journalistin und Widerstandskämpferin George Sinclair kennen, in die sie sich sofort verliebte und mit der sie von da ab ihr Leben teilte. Mehr als die Hälfte ihres Lebens hat sie mit ihr zusammen gelebt.
Sobald sie Ausweispapiere erhielt, konnte sie auch wieder vor französischem Publikum aufzutreten und Radiosendungen gestalten. Sie beschränkte sich aber nicht auf Frankreich, sondern wurde im Laufe der Jahre eine in ganz Europa gefragte Sängerin, die durch ihre zahlreichen Radioprogramme große Bekanntheit und Popularität erreichte.
Nach dem Tod von George Sinclair 1984 zog Eva Busch nach München und lebte und arbeitete während ihrer letzten Lebensjahre abwechselnd in Frankreich und Deutschland.
Verfasserin: Doris Hermanns
Links
Meyer, Barbara (1996). Eva Busch - Eine Pariserin aus Berlin oder eine Berlinerin in Paris. [Dokumentarfilm], 62 Min. Deutschland: Betacam SP.
Online verfügbar: https://www.defa-stiftung.de/filme/filme-suchen/berliner-lektionen-eva-busch-eine-pariserin-aus-berlin-oder-eine-berlinerin-in-paris/ DEFA Stiftung. Filmdatenbank.Berlin, zuletzt geprüft am 16.05.2024.
Deutsche Nationalbibliothek. Busch Eva.
Online verfügbar https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&cqlMode=true&query=nid%3D118997033, zuletzt geprüft am 16.05.2024.
Tengel, Tina. (2012, 23. August). Ein Leben im Auf und Ab der Geschichte: Eva Busch, ihre Chansons, ihre Welt. Stimmen hören. Ö1 ORF Radio. Wien.
Online verfügbar https://oe1.orf.at/programm/20120823/281416/Stimmen-hoeren, zuletzt geprüft am 16.05.2024.
Rodek, Hanns-Georg. (2001, 25. August). Eine deutsche Chansonette. Welt. Axel Springer Verlag.
Online verfügbar https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&cqlMode=true&query=nid%3D118997033, zuletzt geprüft am 16.05.2024.
Eva Busch. Datenbank von Find a Grave.
Online verfügbar https://de.findagrave.com/memorial/105975150/eva-busch, zuletzt geprüft am 16.05.2024.
Literatur & Quellen
Busch, Eva. 1991. Und trotzdem. Eine Autobiografie. München. Albrecht Knaus Verlag, 1991.
Bildquellen
Foto Eva Zimmermann Busch von Rudi Polt.
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