geboren am 13. April 1909 in Jackson, Mississippi
gestorben am 23. Juli 2001 in Jackson, Mississippi
US-amerikanische Schriftstellerin
115. Geburtstag am 13. April 2024
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • • •
Biografie
Eudora Welty bekam, nach schwierigem Beginn ihrer schriftstellerischen Laufbahn, bis zum Ende ihres langen Lebens mit Ausnahme des Nobel-Preises wohl jede wichtige Ehrung, die die literarische Welt und ihr Land zu vergeben hatten.
Die bedeutende amerikanische Literaturkritikerin Claudia Roth Pierpont wertet diesen Karriereverlauf, anders als die meisten, allerdings nicht als stetige Steigerung:
“Als geborene Außenseiterin in einer erstickenden und heuchlerischen, dabei aber betörend charmanten Gesellschaft, fand Welty heraus, daß sie sich Akzeptanz erschreiben konnte, Jahr für Jahr, Buch um Buch - mit der Zeit wurde sie ganz fest umarmt. Wer fände eine solche Akzeptanz nicht total unwiderstehlich? Wer wäre nicht froh und dankbar? Was jedoch ihre Kunst betrifft, war es ein schlechtes Geschäft. Im Laufe einer langen und stolzen Karriere verwandelte sich eine furchtlose Forschungsreisende in eine vollkommene Lady … mit abgewandtem Blick und festgefrorenem Lächeln, die aber von Zeit zu Zeit einen markerschütternden Schrei ausstieß, als ob auch sie nicht vergessen könnte, was sie verlor.”
Über ihr Privatleben gab Welty keine Auskunft - alles stehe doch schon in ihren Büchern. Weltys Biographin Ann Waldron (Eudora: A Writer’s Life, 1998) stieß bei ihren Recherchen auf Granit. Welty hatte ihre Bekannten zum Dichthalten verpflichtet. Waldron erfuhr aber trotzdem einiges. Alle Interviewten verkündeten z.B. ungefragt, Eudora sei so häßlich gewesen - aber das fiele ja nun angesichts ihres Geistes und ihrer Liebenswürdigkeit überhaupt nicht ins Gewicht.
“Häßlich” - ein fast tödliches Urteil für eine Heranwachsende im Lande der Southern Belles vom Schlage einer Scarlett O’Hara. Claudia Roth Pierpont: “Welty lernte das Nettsein unter der Folter, es wurde ihre Überlebensstrategie”.
Eudora Welty wurde 1909 in Jackson, Mississippi geboren und wuchs mit zwei jüngeren Brüdern auf. Ihr Vater, der es bis zum Vizepräsidenten einer Lebensversicherung brachte, kam aus Ohio, ihre Mutter war Lehrerin und kam aus West Virginia. Welty, deren Werk als Inbegriff von Südstaatenliteratur gehandelt wird und wurde, stammte also gar nicht aus einer alteingesessenen Südstaatenfamilie. Auch das machte sie zur Außenseiterin.
Der Vater starb 1931 - von da an bis zu ihrem Tod 2001 lebte Eudora Welty umgeben von unzähligen Büchern in dem geräumigen Haus im Tudor-Stil, das ihre Eltern 1925 hatten bauen lassen. Hin und wieder flüchtete sie nach New York oder an die Westküste, sogar nach Europa, um Großstadt- und Theaterluft zu schnuppern, aber das waren meist nur kurze Ausflüge. Welty war immer eine besessene Leserin, auch eine gefragte Buchrezensentin. Als Kind wanderte sie täglich zur Leihbücherei, weil die nicht mehr als zwei Bücher pro Tag herausrückte.
Während der Depression arbeitete Welty für ein Regierungsprogramm und lernte tiefste Armut kennen, wie sie die behütete Tochter aus gutem Hause bis dahin nie gesehen hatte. Sie begann zu fotografieren und zu schreiben, um diese aufwühlenden Eindrücke zu verarbeiten. Anfangs wollte sie ihre Kurzgeschichten zusammen mit den Fotos veröffentlichen - das gelang aber nicht.
Eine ihrer ersten und bis heute beliebtesten Kurzgeschichten, die Groteske, “Warum ich im Postamt wohne”, gefiel einem Programmierer so gut, daß er sein Email-Programm “Eudora” nannte.
Mitte der 1930er Jahre verliebte Eudora Welty sich in einen Schwulen, der - anders als sie selbst - in der ehemaligen Sklavenhaltergesellschaft der Südstaaten tief verwurzelt war. Pierpont führt den Wandel von der furchtlosen Forschungsreisenden der frühen Stories zur feinen Dame der mittleren und späten Werke auf diese lange, unglückliche und für die Literatur unglückselige Liebe zurück.
Als Weltys Karriere Mitte der 1950er Jahre richtig in Schwung gekommen war - sie hatte seit 1941 mehrere hochgelobte Sammlungen von Short Stories und drei Romane veröffentlicht - wurde sie für fast 15 Jahre unterbrochen, denn ihre Mutter und ihre beiden Brüder erkrankten schwer, und Welty die Liebenswürdige mußte sich um sie kümmern. Sie kam erst wieder zu ihren literarischen Projekten, als die drei Kranken verstorben waren, Ende der 1960er Jahre.
Es waren auch die Jahre der beginnenden Bürgerrechtsbewegung im Süden. Ob ihre Gesellschaft sie noch akzeptiert hätte, wenn sie sich öfter so rückhaltlos engagiert hätte wie 1963 mit der Story “Where is the voice coming from?” - einem jener “markerschütternden Schreie”, ausgestoßen unmittelbar nach der Ermordung des Bürgerrechtlers Medgar Evers in ihrer Heimatstadt?
Verfasserin: Luise F. Pusch
Zitate
Wie Kafka, mit dem sie einiges gemeinsam hat, präsentiert sie die Entstellungen des Lebens im Kontext des gewöhnlichen, ja schwatzhaften Lebens - sie macht uns Angst. (Joyce Carol Oates)
Links
Eudora Welty Society.
Online verfügbar unter http://eudoraweltysociety.org/, zuletzt geprüft am 05.04.2019.
IMDb: Eudora Welty.
Online verfügbar unter https://www.imdb.com/name/nm0920673/, zuletzt geprüft am 05.04.2019.
Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Welty, Eudora. Publikationen.
Online verfügbar unter http://d-nb.info/gnd/118806661, zuletzt geprüft am 05.04.2019.
NNDB (2014): Eudora Welty.
Online verfügbar unter https://www.nndb.com/people/849/000031756/, zuletzt geprüft am 05.04.2019.
The Eudora Welty Foundation.
Online verfügbar unter http://eudorawelty.org/, zuletzt geprüft am 05.04.2019.
Literatur & Quellen
Werke (Auswahl)
Marrs, Suzanne (Hg.) (2011): What There Is to Say We Have Said. The Correspondence of Eudora Welty and William Maxwell. Boston. Houghton Mifflin Harcourt. ISBN 9780547376493.
Mehr dazu unter https://ebookcentral.proquest.com/lib/gbv/detail.action?docID=3303320
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Marrs, Suzanne und Nolan, Tom (Hg.) (2015): Meanwhile there are letters. The correspondence of Eudora Welty and Ross Macdonald. New York. Arcade Publishing. ISBN 9781628725278.
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Welty, Eudora (1989): Photographs. Jackson. University Press of Mississippi. ISBN 0878055290.
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Welty, Eudora (1998): Complete novels. The Robber Bridegroom | Delta Wedding | The Ponder Heart | Losing Battles | The Optimist’s Daughter. (=Novels)3. printing. New York, NY. Literary Classics of the United States. (The library of America, 101) ISBN 1-883011-54-X.
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Welty, Eudora (1998): Stories, essays, & memoir. A Curtain of Green and other Stories | The Wide Net and other Stories | The Golden Apples | The Bride of Innisfallen and other Stories | Selected Essays | One Writer’s Beginnings. 4. printing. New York, NY. Literary Classics of the United States. (The library of America, 102) ISBN 978-1-883011-55-0.
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Welty, Eudora (2003): Some notes on River Country. Illustrated with twenty-eight of her photographs. Jackson. University Press of Mississippi. ISBN 1578065259.
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Deutsche Ausgaben
Welty, Eudora (1983): Ein Wohltätigkeitsbesuch. Erzählungen. Übersetzung: Susanne Schaup. Stuttgart. Klett-Cotta. (Cotta's Bibliothek der Moderne, 13) ISBN 978-3-608-95039-7.
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Welty, Eudora (1986): Der purpurrote Hut und andere Erzählungen. Mit einem Vorwort von Katherine Anne Porter. 2. Aufl. Stuttgart. Klett-Cotta. ISBN 978-3-608-95017-5.
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Welty, Eudora (1990): Eine Stimme finden. (=One writer's beginnings) Stuttgart. Klett-Cotta. ISBN 978-3-608-95550-7.
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Welty, Eudora (1991): Die Tochter des Optimisten. Roman. (=The optimist's daughter) Übersetzung: Kai Molvig. 1. Auflage. Reinbek. Rowohlt. 2017 (rowohlt repertoire) ISBN 978-3-688-10605-9.
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Welty, Eudora (1992): Die goldnen Äpfel. Roman. (=The golden apples) Übersetzung: Tamara Willmann. Stuttgart. Klett-Cotta. ISBN 978-3-608-95366-4.
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Welty, Eudora (2000): Der Räuberbräutigam. Historischer Roman. (=The Robber Bridegroom) Übersetzung: Hans J. Schütz. 2. Aufl. Stuttgart. Klett-Cotta. 2015 (Hobbit Presse) ISBN 9783608960280.
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Welty, Eudora (2009): Ein Vorhang aus Grün. (=A curtain of green) Übersetzung: Almuth Carstens und Katrine von Hutten. 1. Auflage, neue Ausgabe. Zürich 1. Kein & Aber. 2019. ISBN 978-3-0369-5988-7.
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Welty, Eudora (2009): Ein Vorhang aus Grün. Gelesen von Senta Berger. 1 CD (ca. 67 min). Zürich. Kein & Aber. ISBN 9783036912585.
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Welty, Eudora (2011): Vom Wagnis, die Welt in Worte zu fassen. Drei Essays. (=One writer's beginnings) Übersetzung: Karen Nölle. Autobiografie. Mit einem Nachwort von Luise F. Pusch. 1. Aufl., Neuausg. Gräfelfing, Hamburg. Ed. Fünf; Ed. Nautilus. (edition fünf, 8) ISBN 978-3-942374-11-8.
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E-Books
Welty, Eudora (2015): Der Räuberbräutigam. (=The Robber Bridegroom) Übersetzung: Hans J. Schütz. E-Book (EPUB). 1. Aufl. Stuttgart. Klett-Cotta. ISBN 9783608108088.
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Welty, Eudora (2016): Vom Wagnis, die Welt in Worte zu fassen. Übersetzung: Karen Nölle. E-Book (EPUB). Gräfelfing. Ed. Fünf. (edition fünf, 8) ISBN 9783942374804.
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Welty, Eudora (2017): Die Tochter des Optimisten. Roman. (=The optimist's daughter) Übersetzung: Kai Molvig. E-Book (EPUB). 1. Auflage. Reinbek. Rowohlt. (rowohlt repertoire) ISBN 978-3-688-10606-6.
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Weiterführende Literatur (Auswahl)
Binding, Paul (1994): The still moment. Eudora Welty ; portrait of a writer. London. Virago Press. ISBN 978-1-85381-441-9.
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Bloom, Harold (Hg.) (2007): Eudora Welty. New York, NY. Chelsea House Publishers. (Bloom's modern critical views) ISBN 978-0-7910-9311-5.
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Brown, Carolyn J. (2012): A Daring Life. A Biography of Eudora Welty. Jackson. University Press of Mississippi. ISBN 9781617032950.
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MacNeil, Robert (1992): Eudora Welty. Seeing black and white. 2. Aufl. Jackson, Miss. University Press of Mississippi. ISBN 0878054502.
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Marrs, Suzanne (2005): Eudora Welty. A biography. 1. ed. Orlando, Fla. Harcourt. ISBN 0151009147.
Mehr dazu unter http://www.loc.gov/catdir/enhancements/fy0617/2004030490-b.html
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Pierpont, Claudia Roth (2000): Passionate minds. Women rewriting the world. Darin: A Perfect Lady – Eudora Welty. S. 155-173. 1. Aufl. New York. Knopf. (A Borzoi book) ISBN 0679431063.
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Waldron, Ann (1998): Eudora. A writer's life. 1. ed. New York. Doubleday. ISBN 0385476477.
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