Biographien Enrica Ludovica Freiin von Handel-Mazzetti
(Pseudonym: Marien Kind)
geboren am 10. Januar 1871 in Wien
gestorben am 8. April 1955 in Linz an der Donau
österreichische Schriftstellerin
150. Geburtstag am 10. Januar 2021
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Sie ist die Tochter einer protestantischen ungarischen Adeligen und eines katholischen Generalstabshauptmannes. Enrica und ihre Schwester wurden zunächst von der gebildeten Mutter und von Privatlehrern unterrichtet. Zum Abschluss ihrer Erziehung besuchten die Schwestern für ein Jahr das traditionsreiche katholische Institut der Englischen Fräulein in St. Pölten. Die dort genossene religiöse Erziehung hatte prägenden Einflss auf Enrica von Handel-Mazzettis literarisches Schaffen, das sie ganz in den Dienst der katholischen Glaubenslehre stellte. Ihre Schwester wurde 1895 Klosterfrau des Ordens der “Gesellschaft vom Heiligsten Herzen Jesu.”
Enricas literarische Karriere begann mit dem Schreiben von Theaterstücken vor allem anlässlich des Weihnachts- oder Osterfestes. 1900 legte sie ihren ersten Roman vor: Meinrad Helmpergers denkwürdiges Jahr, in dem sie einen einfältigen, aber herzensguten katholischen Mönch darstellt, der den Sohn eines protestantischen Freigeistes zum katholischen Glauben bekehrt. Die Bekehrung findet nicht durch theologische Argumentation, sondern durch die Liebe des Mönchs, durch die Kraft der katholischen Riten und der Sehnsucht nach der Jungfrau Maria, statt.
Enrica lebte mit ihrer Mutter in Wien bis zu deren Tod im Jahr 1901 zusammen. Sie studierte Sprachen sowie ältere und neuere Literatur und veröffentlichte in verschiedenen Zeitschriften. Seit 1895 war sie Mitarbeiterin und Feuilletonistin bei der Wiener Zeitung und lieferte auch Beiträge für die Christliche Welt. 1905 zog sie nach Steyr, 1911 nach Linz. Dort lebte sie, zunehmend vereinsamt, bis zu ihrem Tod. Während der Nazizeit war sie literarisch verfemt, als habsburgtreue überzeugte Katholikin war sie den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge.
Enrica von Handel-Mazzetti hatte mit ihren Romanen großen Erfolg. In ihren zumeist in der Zeit des Barock und der Gegenreformation angesiedelten historischen Romanen geht es um Konflikte zwischen Katholiken und Protestanten und die Überwindung der Konflikte durch Liebe. Dabei gehören die Sympathien der katholischen Seite, ohne dass sie die protestantischen Personen negativ zeichnet. Die Frauengestalten ihrer späteren Romane sind vornehmlich jungfräulich reine Wesen, die zum Ordensleben berufen sind. Frauenprobleme in emanzipatorischer Absicht bleiben weitgehend ausgespart. In ihrer Prosa bedient sie sich einer altertümelnden Diktion. Dies und die emphatische Auseinandersetzung mit Glaubens- und Bekehrungsproblemen sind wohl der Grund, warum das Interesse an ihrem Werk weitgehend erloschen ist.
1914 erhielt Enrica von Handel-Mazzetti den Ebner-Eschenbach-Preis, 1951 wurde ein nach ihr benannter Literaturpreis eingerichtet.
(Text von 2004)
Verfasserin: Sibylle Duda
Links
Dallinger, Petra-Maria. Enrica von Handel-Mazzetti. Forum OÖ Geschichte. Virtuelles Museum Oberösterreich.
Online verfügbar http://www.ooegeschichte.at/themen/kunst-und-kultur/literaturgeschichte-oberoesterreichs/literaturgeschichte-ooe-in-abschnitten/1900-1945/enrica-von-handel-mazzetti/ (Abrufdatum: 27.11.2018)
Steyrerpioniere. Enrica von Handel-Mazzetti. Eine Sammlung von Materialien zu verdienstvollen Männern und Frauen aus und in Steyr. 28.06.2011.
Online verfügbar https://steyrerpioniere.wordpress.com/2011/06/28/enrica-von-handel-mazzetti/ (Abrufdatum: 27.11.2018)
Vancsa, Kurt. “Handel-Mazzetti, Enrica Freifrau von” in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 605 f.
Online verfügbar https://www.deutsche-biographie.de/pnd118545566.html#ndbcontent (Abrufdatum: 27.11.2018)
Österreichische Nationalbibliothek. Handel-Mazzetti, Enrica v.
Online verfügbar https://search.onb.ac.at/primo-explore/search?query=any,contains,handel-mazzetti,%20enrica&tab=default_tab&search_scope=ONB_gesamtbestand&vid=ONB&lang=de_DE&offset=0 (Abrufdatum: 27.11.2018)
Haag, John. encyclopedia.com. Handel-Mazzetti, Enrica von (1871-1955)
Online verfügbar https://www.encyclopedia.com/women/encyclopedias-almanacs-transcripts-and-maps/handel-mazzetti-enrica-von-1871-1955 (Abrufdatum: 27.11.2018)
Links geprüft am 7. April 2020 (AN)
Literatur & Quellen
Dallinger, Petra-Maria (Hg). 2005. Enrica von Handel-Mazzetti: „und küsse Ihre Bussipfötchen”: Ein Leben in Briefen. Linz. Adalbert-Stifter Institut des Landes Oberösterreich
Doppler, Bernhard. 1980. Katholische Literatur und Literaturpolitik: Enrica von Handel-Mazzetti - Eine Fallstudie. (Diss. Klagenfurt). Königstein/Ts. Hain.
Enrica von Handel-Mazzetti: Festschrift zur 75-Jahrfeier. Der großen Dichterin Oberösterreichs gewidmet von der Landeshauptmannschaft in Oberösterreich und der Landeshaupstadt Linz. Linz. Buchdr. der Oberösterreichischen Landeshauptmannshaft [1946].
Freylinger, Maria Josepha. 1971. Enrica von Handel-Mazzetti. Wien. Gerold.
Korrodi, E. 1909. Enrica von Handel-Mazzetti: Die Persönlichkeit und ihr Dichterwerk. Münster/Westfalen. Alphonsus-Buchhandlung.
Vancsa, Kurt. 1955. In Memoriam Enrica von Handel-Mazzetti. Luzern. Rex.
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