geboren um 2385 vor Chr.
gestorben um 2350 vor Chr.
sumerische Dichterin
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Biografie
Enheduanna und Ilummiya
Wer waren die allerersten uns namentlich bekannten Dichter? Es waren Frauen: Zwei sumerische Frauen haben nicht nur gedichtet – Dichtung gab es schon, häufig in Form von Gebeten und Hymnen und Klageliedern, aber auch als Verschriftlichung mythischer Erzählungen – sondern ihre Namen unter ihre auf Tonscheiben geritzten Texte gesetzt. Damit war der Schritt gemacht von anonymer Literatur zu inhaltlich wie formal persönlich motivierter Poesie. Natürlich können wir nicht wissen, ob sie wirklich die Ersten waren, aber ihre Texte sind das früheste uns erhaltene dichterische Werk namentlich bekannter Autorinnen.
Enheduanna
Enheduanna lebte im 23. Jh. v. Chr. und war die Tochter des akkadischen Königs Sargon. Als Erwachsene war sie Hohepriesterin in der Stadt Ur. Ihre Position verlieh ihr auch eine gewisse politische Bedeutung, nicht nur durch ihren Einfluss auf den König des Stadtstaats, mit dem sie regelmäßig rituelle sexuelle Vereinigungen vollzog. In ihrer Zeit als Priesterin gab sie einige Hymnen heraus, was wohl zu ihren Aufgaben gehörte, also vielleicht schon von Vorgängerinnen so gehandhabt wurde – aber sie setzte ihren Namen hinzu und identifizierte sich somit als Autorin. Nach einem Machtwechsel im Köngshaus von Ur weigerte sie sich, den neuen Herrscher anzuerkennen und wurde daraufhin verbannt. Im Exil verfasste sie dann sehr persönlich gehaltene Texte, in denen sie ihre Verbannung beklagte, die neuen Machthaber beschimpfte und die Götter, insbesondere die Göttin Innana, anflehte, sie zu unterstützen. Es wird angenommen, ist aber nicht gesichert, dass sie später wieder nach Ur und in ihr Amt zurück kehrte.
Enheduannas Texte spiegeln ein großes Selbstvertrauen wider. Sie war sicher eine starke, vielleicht etwas egozentrische Frau. Natürlich liegt von ihr nach 43 Jahrhunderten kein Original vor, aber es war damals üblich, wichtige Texte mehrfach zu kopieren, manchmal über Jahrhunderte hinweg, und von diesen Kopien sind viele erhalten. Original erhalten ist ein Bild von Enheduanna, ein Relief auf einer Tonscheibe, die zu ihren Lebzeiten entstand und dessen Beschriftung sie eindeutig bezeichnet.
Hier ein Beispiel von Enheduannas Dichtung*:
Auf deinen ruf hin
betrat ich früher den heiligen kreis
Ich – die hohe Priesterin
ich – Enheduanna
Den opferkorb trug ich voll korn
deine anrufung trug ich auf den lippen
jetzt lebe ich bei den aussätzigen aber
ich – ja selbst ich – darf nicht mehr leben bei dir
Sie kommen bei anbruch des tages
und das licht wird dunkel um mich
Die schatten sie brechen bei tag an
und auf der steppe braut sturm sich zusammen
Mein mund ist nicht mehr voller honig
meine zunge sie stammelt nur schrill
Meine lippen sie schweigen jetzt still / alles ist nun zu staub mir zerfallen.
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Die Informationen und Gedichte sowie die Schreibweise der Namen sind durchweg aus folgendem Buch übernommen:
Raoul Schrott (1999): Die Erfindung der Poesie. Gedichte aus den ersten viertausend Jahren. München: dtv.
Verfasserin: Anke Brehm
Links
https://en.wikipedia.org/wiki/Enheduanna
https://www.worldhistory.org/Enheduanna/
Literatur & Quellen
Raoul Schrott (1999): Die Erfindung der Poesie. Gedichte aus den ersten viertausend Jahren. München: dtv.
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