Biographien Emmeline Pankhurst
geboren am 14. Juli 1858 in Manchester
gestorben am 14. Juni 1928 in London
englische Frauenrechtlerin, Anführerin der militanten Suffragetten
165. Geburtstag am 14. Juli 2023
95. Todestag am 14. Juni 2023
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Die Pankhursts – Emmeline, Richard und ihre beiden ältesten Töchter Christabel und Sylvia – sind nach den englisch-amerikanischen Blackwells und den US-amerikanischen Stantons - die dritte Dynastie, die der Feminismus hervorgebracht hat.
Emmeline Goulden heiratete mit zwanzig den 24 Jahre älteren Anwalt Richard Pankhurst, einen Sozialisten und radikalen Kämpfer für das Frauenstimmrecht. In den nächsten zehn Jahren gebar und erzog sie nicht nur fünf Kinder (Christabel (1880-1958), Sylvia (1882-1960), Frank (1884-89), Adela (1885-1961) und Harry (1889-1910), sondern unterstützte auch die politische Karriere ihres Mannes und widmete sich selbst intensiv dem Kampf für Frauenrechte. Als Fürsorgerin bekam sie einen tiefen Einblick in “das Elend und Unglück der männergemachten Welt”.
Trotz aller Anstrengungen schaffte Richard es nie ins Parlament, und nach einem Leben heroischen, meist vergeblichen Kampfes für die Sache der Unterdrückten, besonders der Frauen, starb er 1898 und hinterließ Witwe Emmeline mit vier Kindern. Christabel und Sylvia waren zum Glück schon fast erwachsen und konnten der Mutter beistehen.
1903 gründete Emmeline die Women’s Social and Political Union (WSPU), aus der bald der berüchtigte militante Flügel der englischen Frauenbewegung werden sollte, der sie und ihre beiden Töchter weltberühmt machte. Über vierzig Jahre lang hatte frau (und gelegentlich auch mann, z.B. Richard Pankhurst) ebenso friedlich wie vergeblich für das Stimmrecht gekämpft. Emmeline lernte aus den Erfolgen anderer: “Die Landarbeiter hatten das Wahlrecht gewonnen, … indem sie Heuschober anzündeten, Krawalle anzettelten und so den englischen Politikern ihre Stärke demonstrierten in der einzigen Sprache, die diese verstehen.”
Unter der straffen bis autoritären Führung von Emmeline und ihren Töchtern lehrten nun die immer zahlreicher werdenden militanten Suffragetten diese englischen Politiker entschlossen und einfallsreich das Fürchten: Sie störten ihre Wahlkampfversammlungen, ließen sich dafür ins Gefängnis sperren, traten dort in qualvolle, lebensbedrohliche Hunger- und Durststreiks und erzwangen so ihre Freilassung. Schließlich zerbrachen sie Schaufenster in großem Stil, zündeten leerstehende Landsitze und die Post in den Briefkästen an.
Sie waren kurz vor dem Sieg, da brach der erste Weltkrieg aus, und die Kampfgemeinschaft der Pankhursts zerfiel. Emmeline und Christabel stellten sich ganz in den Dienst der Nation, während Sylvia sich den PazifistInnen anschloß. Nach dem Krieg bekamen endlich die englischen Frauen das Wahlrecht. Emmeline aber ließ sich – zum Entsetzen ihrer späteren Biographin Sylvia – sogar als Kandidatin der Konservativen aufstellen. Ein Jahr vor ihrem Tod mußte sie noch erleben, wie Sylvia einen unehelichen Knaben gebar, den sie nach ihrem Vater Richard nannte.
(Text von 2002)
Verfasserin: Luise F. Pusch
Zitate
Frauen sind erst dann erfolgreich, wenn niemand mehr überrascht ist, dass sie erfolgreich sind.
Ich bin überzeugt, daß die wahlberechtigte Frau viele Wege finden wird, um den Fluch der Armut zumindest zu lindern. Frauen haben mehr praktische Ideen als Männer für die Milderung, und besonders für die Verhinderung bitterer Armut.
Ich war für das Frauenstimmrecht lange bevor ich Fürsorgerin wurde. Nun wurde mir klar, daß das Frauenstimmrecht nicht nur ein Recht, sondern eine verzweifelte Notwendigkeit ist. Diese armen, schutzlosen Mütter und ihre Babys waren entscheidend für meine Entwicklung zur militanten Suffragette.
Die Militanz der Männer hat durch die Jahrhunderte die Welt mit Blut getränkt, und für diesen Horror, diese Zerstörung sind sie mit Denkmälern, großen Gesängen und Epen belohnt worden. Die Militanz von Frauen hat nur das Leben derjenigen bedroht, die diesen gerechten Kampf gekämpft haben. Nur die Zeit wird offenbaren, welcher Lohn den Frauen zugesprochen werden wird.
Unsere lange Allianz mit den großen Parteien, unser Enthusiasmus für Parteiprogramme, unser getreuer Einsatz bei Wahlen hat das Frauenstimmrecht niemals auch nur einen Schritt vorangebracht. Die Männer akzeptierten die Dienste der Frauen, aber sie haben nie irgendein Entgelt dafür angeboten.
Einer der raffiniertesten Schachzüge in Gladstones Karriere war die Zerschlagung der Frauenstimmrechtsorganisation in England. Er erreichte dies, indem er “etwas genauso Gutes” an ihre Stelle setzte: “Liberale Frauenorganisationen”. ... Man versprach, daß Frauen, wenn sie sich nur mit Männern in der Parteipolitik verbündeten, sich bald das Wahlrecht verdienen würden. Der Eifer, mit dem die Frauen dies Versprechen schluckten, aufhörten für sich selbst zu arbeiten und sich in die Arbeit für Männer warfen, war erstaunlich.
Alte Frauen über sechzig und siebzig erledigten da die meiste Arbeit, machten fast alle Näharbeiten, taten das Nötige, um das Haus sauberzuhalten und die InsassInnen mit Kleidung zu versorgen. Ich stellte fest, daß die alten Männer anders waren. Sie waren kaum an die Arbeit zu kriegen.
Den Hungerstreik habe ich als fürchterliche Tortur beschrieben, aber er ist eine harmlose Sache verglichen mit dem Durststreik, der von Anfang bis Ende einfach gnadenlose Folter ist.
Haushalt und Kinder haben mich nie so beansprucht, daß ich mein Interesse am Gemeinwesen verlor. Dr. Pankhurst wünschte keineswegs, daß ich zu einer Haushaltsmaschine mutierte.
Es gibt etwas, für das Regierungen sich mehr interessieren als für Menschenleben: die Sicherheit des Eigentums. Deshalb greifen wir den Feind in seinem Eigentum an.
Wenn es für Männer richtig ist, für ihre Freiheit zu kämpfen, ist es auch für Frauen richtig, für ihre Freiheit und die ihrer Kinder zu kämpfen. Dies ist das Glaubensbekenntnis der militanten Frauen Englands.
Literatur & Quellen
Banks, Olive. 1985. The Biographical Dictionary of British Feminists. Vol. I: 1800-1930. New York. New York UP.
Bartley, Paula. 2002. Emmeline Pankhurst. London. Routledge.
Noble, Iris. 1971. Emmeline and Her Daughters: The Pankhurst Suffragettes. New York. Crown.
Pankhurst, E. Sylvia. 1935. The Life of Emmeline Pankhurst: The Suffragette Struggle for Women's Citizenship. London. T.W. Laurie.
Pankhurst, Emmeline. 1996 [1914]. Ein Leben für die Rechte der Frauen [=My Own Story]. Göttingen. Steidl TB 85.
Pankhurst, Sylvia. 1931. The Suffragette Movement. London. Longmans (Reprint Virago 1977).
Purvis, June. 2002. Emmeline Pankhurst. London. Routledge.
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