geboren am 11. Dezember 1849 Sundsholm, Schweden
gestorben am 25. April 1926 am Vattersee, Schweden
schwedische Pädagogin und Publizistin
95. Todestag am 25. April 2021
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
1895 trat Ellen Key mit einem Vortrag zu dem brisanten Thema “Missbrauchte Frauenkraft” auf einer Frauenkonferenz in Kopenhagen auf. Die bis dahin unbekannte Lehrerin und Dozentin am Arbeiterinstitut in Stockholm wurde daraufhin zum Reizpunkt der europäischen Frauenbewegung und zur einflussreichen Publizistin. Laut Ellen Key sind Frauen anders geartet als Männer und sollten dies zu ihrem eigenen Wohl und dem Wohl der menschlichen Gesellschaft anerkennen. “Mannweiber”, meinte sie, unterstützen nur gefährliche, dekadente Tendenzen der modernen Gesellschaft; sie handeln sogar gegen ihr Wesen, da Frauen in Kunst, Philosophie, u.a.m. niemals das leisten können, was Männer leisten. Als Mütter indes (auch im übertragenen Sinne) könnten Frauen gegen unmenschliche, individualistische Tendenzen eine lebenswichtige geschichtliche Rolle erfüllen.
Ellen Key wuchs als Tochter einer reichen und liberalen Familie auf. Sie wurde zu Hause unterrichtet und zeigte früh eine Abneigung gegen häusliche Arbeiten. Ihre Mutter unterstützte sie in ihrer Neigung, Persönlichkeit zu entwickeln. Die Familie bekam Finanzprobleme, und Ellen Key, die nicht geheiratet hatte, wurde ab 1880 Lehrerin an Anna Whitlocks Mädchenschule in Stockholm. Gleichzeitig begann sie, Vorlesungen am dortigen Volksinstitut anzubieten. Als Lehrerin und Dozentin sehr beliebt, trat sie auch für verschiedene liberale Ideale (Redefreiheit, Inidividualismus), oft für Frauen, vor allem für Arbeiterinnen, ein. Aber nach ihrem Kopenhagener Auftritt änderte sich ihr Leben dramatisch; sie wurde Publizistin mit europaweitem Renommee.
Erklärte Feinde der Frauenbewegung zitierten sie zustimmend, Frauen der liberalen Richtung der Bewegung (wie Hedwig Dohm) griffen sie als Anti-Feministin an. Andere Frauen (Laura Marholm, Lou Andreas-Salomé), auch Mitglieder der Frauenbewegung (Helene Stöcker) begrüßten ihre Schriften. Den Begriff ‘Mutter’ verstand sie nicht nur im Kontext einer biologischen Familie oder überhaupt biologisch: Frauen sollten auch als Lehrerinnen, Wohltäterinnen “mütterlich” aktiv sein und sich für den Frieden engagieren. Auf die Bewegung für Mutterschutz hatte sie großen Einfluß; als Pädagogin trat sie fur eine antiautoritare, auf das Kind bezogene Erziehungsmethode ein. Unter ihren vielen einflussreichen Schriften sind Liebe und Ethik, Über Liebe und Ehe, Die Frauenbewegung, Rahel, und vor allem Das Jahrhundert des Kindes (1900). Dem damals weitverbreiteten evolutionistischen Monismus nah, verstand sie Frau, Erde und den Frieden als Dreieck. An einem modernen Glauben an das Leben in seiner ganzen Immanenz wollte sie mitwirken. Rilke hat sie eine Zeitlang bewundert; auch sein Bild der Frau hat sie mitgeprägt. Europaweit (und auch in Nordamerika) hat sie auf das damalige Bild der Frau - und des Menschen überhaupt - starken Einfluss ausgeübt.
Ellen Key wurde immer populärer und konnte 1899 ihre Arbeit als Lehrerin aufgeben. 1903 hielt sie ihre letzte Vorlesung am Volksinstitut. Von nun an reiste sie oft jahrelang durch Europa und lernte viele einflussreiche Menschen kennen. Die schwedische Regierung schenkte ihr ein Stück Land am Vattersee, und mit dem Erlös ihrer Bücher konnte sie sich dort ein Haus bauen. Nach 1903 war sie nie wieder in Stockholm; sie lebte lieber auf dem Lande und in der Stille. In ihrem Haus “Strand” arbeitete sie bis zu ihrem Tod an ihren Schriften.
(Text von 1998)
Verfasserin: Katherine R. Goodman
Zitate
Die erste 'Frauenbewegung' war Evas Gebärde, als sie die Hand nach der Frucht vom Baum der Erkenntnis ausstreckte. (1909)
Die Frau, welche nicht ihre Geistesfrucht ebensowohl wie ihre Leibesfrucht mit ihrem Blut ernährt, welche nicht ebenso fähig der Entsagung ist, ebenso rücksichtslos Gefahren gegenüber wird, wenn es das Leben ihres Werkes gilt als das Leben ihres Kindes, ist nicht berufen auf dem geistigen Gebiete zu gebären. (1898)
[D]ie Kunst hat ebensowenig wie die Wissenschaft einen Frauenweg. (1898)
Literatur & Quellen
Fiedler, Theodor. 1989/90. “Rilke, Ellen Key und die Frauenfrage um die Jahrhundertwende”, Blätter der Rilke-Gesellschaft 16/17 (1989/90) 141-153.
Fiedler, Theodor. 1993. “Vorwort”, in: Rainer Maria Rilke, Briefwechsel mit Ellen Key. Frankfurt/M. Insel. S. vii-xviii.
Goodman, Katherine R. 1985. “Mutterschaft und Berufstätigkeit: Das Konzept der mißbrauchten Frauenkraft”, in: Frauen in der Geschichte VI. Hg. v. Ruth-Ellen B. Joeres und Annette Kuhn. Düsseldorf. Schwann. S. 14-34.
Herrmann, Ulrich. 1992. “Nachwort” [zu] Ellen Key: Das Jahrhundert des Kindes. Weinheim. Beltz.
Nystrom, Louise. 1913. Ellen Key: Her Life and Work. New York. G. P. Putnam.
Sollten Sie RechteinhaberIn eines Bildes und mit der Verwendung auf dieser Seite nicht einverstanden sein, setzen Sie sich bitte mit Fembio in Verbindung.