Biographien Ellen Johnson-Sirleaf
geboren am 29. Oktober 1938 in Monrovia
Präsidentin von Liberia (von 2006 bis 2018), Friedensnobelpreisträgerin (2011)
85. Geburtstag am 29. Oktober 2023
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Es war ein unglaubliches, von der Welt viel zu wenig beachtetes Ereignis, als im Januar 2006 Ellen Johnson-Sirleaf Präsidentin Liberias wurde – die erste demokratisch gewählte Regierungschefin eines afrikanischen Landes. Enorme Erwartungen lasten auf ihr. Sie übernimmt die Regierung in einem Land, das unter den Folgen eines 14jährigen Bürgerkriegs leidet – interethnische Konflikte, Korruption, Zehntausende von Kindersoldaten, eine hohe Aids-Infektionsrate, eine völlig am Boden liegende Wirtschaft.
Johnson-Sirleafs Voraussetzungen, mit dieser Situation fertig zu werden, sind gut und schlecht zugleich; gut, weil sie eine hervorragend ausgebildete, international renommierte Expertin für afrikanische Entwicklung ist; schlecht, weil sie als ehemalige Finanzministerin und Angehörige der Oberschicht in den Augen vieler zu eng verbunden ist mit dem verhassten System.
Ihren politischen Aufstieg verdankt sie dem alten Regime von Ameriko-Liberianern, Nachkommen freigelassener Sklaven aus den USA, die im 19. Jahrhundert an der „Pfefferküste“ Westafrikas die Republik Liberia gründeten und diese bis 1980 ohne Beteiligung der lokalen Bevölkerung regierten. Nach ihrem wirtschaftswissenschaftlichen Studium an der Harvard Universität wurde Johnson-Sirleaf 1972 – erst 33 Jahre alt – Finanzministerin in Liberia. Ihre Kritik an Ex-Diktator Samuel Doe brachte sie in den 1980er Jahren zweimal ins Gefängnis.
Nach der Freilassung machte sie im Exil eine bemerkenswerte internationale Karriere – Vizepräsidentin der Citibank for Africa in Nairobi, Vizepräsidentin der Equator Bank in Washington (D.C.), Leiterin des UN-Entwicklungsprogramms für Afrika. Daneben war sie für die Weltbank sowie weitere internationale Institutionen tätig. 1989 unterstützte sie zunächst den von Charles Taylor gegen Samuel Doe geführten Putsch, distanzierte sich dann aber von dem später als Kriegsverbrecher international geächteten Rebellenführer.
2003, Taylor war endlich aus dem Amt gejagt, kehrte sie nach Liberia zurück, beteiligte sich an der Arbeit der Übergangsregierung und kandidierte 2005 für das höchste Amt. Erst im zweiten Wahlgang überflügelte sie ihren Konkurrenten George Weah, einen populären Fußballhelden, der als Kandidat der „leeren Bäuche“ die Jugend auf seiner Seite hatte.
Johnson-Sirleaf, geschiedene Mutter von vier Söhnen und mehrfache Großmutter, ist überzeugt, dass Frauen, „vielleicht, weil sie Mütter sind“, die bessere Politik machen – ehrlicher, sensibler, engagierter als Männer. Wahrscheinlich ist es für Liberia ein Glück, dass sie nun Gelegenheit hat, dies unter Beweis zu stellen.
(Text von 2007)
Nachtrag am 8.10.2011: Für ihren gewaltfreien Kampf für Frauensicherheit und Frauenrechte bekam sie 2011 zusammen mit ihrer Landsfrau Leymah Gbowee und Tawakkul Karman aus dem Jemen den Friedensnobelpreis.
Verfasserin: Andrea Schweers
Links
- http://de.wikipedia.org/wiki/Ellen_Johnson-Sirleaf
- http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/africa/4395978.stm
Literatur & Quellen
Anderson, John Lee. 2006. “After the Warlords: Ellen Johnson Sirleaf takes power”, The New Yorker 27.3.2006, S. 58-65.
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