(Ella Jane Fitzgerald)
geboren am 25. April 1917 in Newport News, Virginia, USA
gestorben am 15. Juni 1996 in Beverly Hills, CA
US-amerikanische Jazzsängerin; »First Lady of Song«
105. Geburtstag am 25. April 2022
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Die kleine Ella Fitzgerald erklärte den SpielkameradInnen in ihrem New Yorker Armenviertel: »Eines Tages werdet ihr mich in den Schlagzeilen sehen. Ich werde später mal berühmt.« (Nicholson 5). So unwahrscheinlich es damals schien, sollte die begeisterte junge Künstlerin doch eines Tages Amerikas »First Lady of Song« werden, die sich sechs Jahrzehnte lang als führende Jazzsängerin vom Swing über Bebop bis Pop behauptete.
Ella war mit einem Riesentalent gesegnet: einzigartige Reinheit der Stimme, perfekte Intonation und Artikulation, harmonische Phantasie, rhythmische Sensibilität und dazu noch ein fabelhaftes Gedächtnis. Aber ihre große Freude am Singen, besonders vor hingerissenem Publikum, war fast genau so wichtig für ihren Erfolg. Und: Sie war einfach nicht totzukriegen.
Ella ist noch klein, als ihr Vater William Fitzgerald die Familie im Stich lässt. Ihre Mutter Tempie geht eine Beziehung mit einem portugiesischen Einwanderer ein und zieht von Newport News in Virginia nach Yonkers, New York. Ella, schüchtern, aber strebsam, bekommt exzellente Schulnoten und beeindruckt ihre SpielkameradInnen mit ihrer Tanz- und Gesangskunst. Radiosendungen und Platten von Bing Crosby, den Boswell Sisters und Louis Armstrong beflügeln ihr Nachahmungstalent.
Als Ella 15 ist, stirbt die Mutter an einem Herzinfarkt, und Ella zieht nach Harlem zu einer Tante. Sie beginnt die Schule zu schwänzen, arbeitet als Kurierin für ein illegales Glücksspielgeschäft und als Wache für ein Bordell. Sie kommt in eine Besserungsanstalt, deren weißes, männliches Personal schwarze Mädchen routinemäßig verprügelt. Ella reißt aus und schlägt sich auf der Straße mit Tanzdarbietungen durch.
Im November 1934 versucht die 17-jährige Ella ihr Glück bei einem Talentwettbewerb im Apollotheater. Trotz ihrer anfänglichen Nervosität reißt ihr Auftritt das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin, und sie bekommt den ersten Preis. Ihr heruntergekommenes Äußeres verhindert jedoch zunächst eine Anstellung in einem Club. Schließlich, im März 1935, bekommt sie die Chance, dem Bandleader Chick Webb vorzusingen. Trotz seiner anfänglichen Vorbehalte verhelfen Ellas Stimme und ihr Talent – das genaue Gehör und die beeindruckende Fähigkeit, sich neue Songs schnell einzuprägen – ihr zu einem Platz in seiner Band.
Ella tritt nun häufig im Radio und in Clubs auf und ist bald die Nummer Eins unter den Sängerinnen, noch vor der zwei Jahre älteren Billie Holiday. »A Tisket, A Tasket«, ein Song, den sie komponiert hat, schafft es auf Platz 1 der Charts. Innerhalb von nur drei Jahren ist Ella die populärste Sängerin Amerikas, die gefeierte »First Lady of Swing«.
Nachdem Chick Webb 1939 mit 35 Jahren stirbt, macht die Band als Ella Fitzgerald and her Famous Orchestra weiter bis 1942 und bleibt mit populären Melodien, nach denen man gut tanzen kann, sowohl bei Schwarzen als auch bei Weißen kommerziell erfolgreich.Mitte der 1940er Jahre beginnt Ella mit Plattenaufnahmen für Decca unter Milt Gabler; ihre Einspielung von Flying Home, »einer der einflussreichsten Jazz-Aufnahmen des Jahrzehnts« zeigt, wie sie die Grenzen des Jazzgesangs in Richtung Bebop erweitert. Da setzt sie das Scat-Singen mit »atemberaubender Erfindungskraft« ein (Holden).
Ab 1946 tourt sie mit Dizzy Gillespies Band und tritt 1947 mit ihm in einem bahnbrechenden Konzert in der Carnegie Hall auf, das »eine neue Ära des Jazz« einläutet. (Metronome magazine, zitiert nach Nicholson 102). Als einzige der MusikerInnen der Swing Ära schafft Ella überzeugend den Wechsel zum komplexeren Stil des Modern Jazz (Nicholson 97).
Ab 1949 geht Ella mit dem Jazz Promoter Norman Granz und seinem groß angelegten Jazz At The Philharmonic (JATP) auf Tournee in den USA, Europa und bis nach Japan. Angefangen mit dem Cole Porter Songbook von 1956, steuert Granz Ellas Karriere in eine weitere neue Richtung mit insgesamt acht Sets, die Werke der bedeutendsten US-amerikanischen Komponisten und Texter präsentieren, darunter Irving Berlin, George und Ira Gershwin und Duke Ellington. Die Songbooks begründen Ellas Ruhm auch außerhalb der Welt des Jazz, beim breiten Publikum.
Während ihrer langen Laufbahn bekommt Ella unzählige Preise und Auszeichnungen, darunter 14 Grammys, die National Medal of the Arts und die Presidential Medal of Freedom. Sie fährt fort mit ihren Tourneen und Auftritten, 40 bis 45 Wochen im Jahr, selbst als ihre Gesundheit nachlässt. Liveauftritte bringen den Applaus, den sie als Energielieferant braucht. Sie investiert auch viel Geld und Zeit für wohltätige Zwecke, besonders setzt sie sich für Waisen und Opfer von Kindesmisshandlung ein.
Bei aller Beliebtheit und allem Charme, den sie bei ihren Konzerten ausstrahlt, bleibt Ella doch ihr Leben lang schüchtern, unsicher und etwas isoliert. Obwohl sie zweimal heiratet (mit dem Bass-Spieler Ray Brown ist sie von 1947 bis 1953 verheiratet), verschiedene Affären und einen Adoptivsohn hat, erlebt sie doch nur wenige enge Beziehungen in ihrem Leben.
Sie wird darüberhinaus von FreundInnen und Fans durch ihre Manager und PresseagentInnen abgeschirmt. Sie leidet an Diabetes, der Probleme mit dem Kreislauf und den Augen verursacht. Drei Jahre vor ihrem Tod werden ihr beide Beine unterhalb des Knies amputiert.
Verfasserin: Joey Horsley
Zitate
Keine Drogen, keine Abstürze, nur Stimme. (Nachruf in der TAZ)
In ihrer Interpretation oder Bearbeitung wird ein banaler Schlager zum hörenswerten Ereignis, ein anspruchsvoller Song zu einem Kunstwerk, eine hervorragende Ballade zu einem musikalischen Edelstein. (Rainer Nolden)
No other artist in jazz has enjoyed such unanimous approbation over such a long period from both public and critics … (Nicholson 2).
I guess what everyone wants more than anything else is to be loved. And to know that you love me for my singing is too much for me. Forgive me if I don’t have all the words. Maybe I can sing it and you’ll understand. (Ella Fitzgerald, 1954, zitiert nach Nicholson 146)
Links
The Official Website of Ella Fitzgerald.
Online verfügbar unter http://ellafitzgerald.com/, zuletzt geprüft am 07.06.2021.
Atteberry, Phillip D. (2000): Remembering Ella. The Mississippi Rag, April, 1996.
Online verfügbar unter http://www.pitt.edu/~atteberr/jazz/articles/ella.html, zuletzt geprüft am 07.06.2021.
bjazz: Musicians Hall of Fame – Ella Fitzgerald. Videozusammenstellung nach Jahrzehnten.
Online verfügbar unter http://bjazz.unblog.fr/music/musicians-hall-of-fame/ella-fitzgerald/, zuletzt geprüft am 07.06.2021.
Find A Grave Memorial: Ella Fitzgerald (1917 - 1996).
Online verfügbar unter https://www.findagrave.com/cgi-bin/fg.cgi?page=gr&GRid=1328, zuletzt geprüft am 07.06.2021.
Holden, Stephen: Ella Fitzgerald, the Voice of Jazz, Dies at 79. The New York Times, June 16, 1996.
Online verfügbar unter http://www.nytimes.com/1996/06/16/nyregion/ella-fitzgerald-the-voice-of-jazz-dies-at-79.html?pagewanted=all, zuletzt geprüft am 07.06.2021.
WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6pOzNoH2g.
Internet Movie Database: Ella Fitzgerald.
Online verfügbar unter http://www.imdb.com/name/nm0280228/, zuletzt geprüft am 07.06.2021.
Library of Congress Information Bulletin: 'First Lady of Song' (August 1997).
Online verfügbar unter http://www.loc.gov/loc/lcib/9708/ella.html, zuletzt geprüft am 07.06.2021.
Rich, Frank: How High the Moon. The New York Times, June 19, 1996.
Online verfügbar unter http://www.nytimes.com/1996/06/19/opinion/journal-how-high-the-moon.html?pagewanted=all, zuletzt geprüft am 07.06.2021.
WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6pOzkjHVQ.
Wikipedia: Ella Fitzgerald.
Online verfügbar unter https://www.wikiwand.com/en/Ella_Fitzgerald, zuletzt geprüft am 07.06.2021.
Literatur & Quellen
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David, Norman (2004): The Ella Fitzgerald companion. Westport, Conn., London. Praeger. (Companions to celebrated musicians) ISBN 0313316457. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Fritts, Ron; Vail, Ken (2003): Ella Fitzgerald. The Chick Webb years & beyond. Lanham, Md., Oxford. Scarecrow Press. (Ken Vail's jazz itineraries, 2) ISBN 0810848813. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Gourse, Leslie (1998): The Ella Fitzgerald companion. Seven decades of commentary. New York. Schirmer Books. ISBN 0028646258. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Haskins, Jim (1994): Ella Fitzgerald. First Lady des Jazz. (=Ella Fitzgerald a life through jazz) München. Heyne. (Heyne-Bücher # 01, Heyne allgemeine Reihe, 9094) ISBN 3453075455. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Johnson, J. Wilfred (2001): Ella Fitzgerald. An annotated discography ; including a complete discography of Chick Webb. Jefferson N.C. McFarland. ISBN 0786409061. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Kunz, Johannes (2016): Ella Fitzgerald und ihre Zeit. [1. Auflage]. München. LangenMüller. ISBN 378443410X.
Nicholson, Stuart (1993): Ella – die Stimme des Jazz. (=Ella Fitzgerald) Aus dem Englischen von Sonja Hauser. 1. Aufl. München. Bertelsmann. ISBN 3570023400. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Nicholson, Stuart (2014): Ella Fitzgerald. A Biography of the First Lady of Jazz, Updated Edition. Hoboken. Taylor and Francis. ISBN 9780415971195. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Nolden, Rainer (1986): Ella Fitzgerald. Ihr Leben, ihre Musik, ihre Schallplatten. Gauting-Buchendorf. Oreos. (Collection Jazz, [7]) ISBN 3923657153. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Sirett, Paul (2005): Lush life. A play with songs from the Ella Fitzgerald songbook. London. Oberon Books. (Oberon modern plays) ISBN 1840025611. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
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