Biographien Elisabeth von Belgien
(Elisabeth Gabriele Valérie Marie Herzogin in Bayern)
geboren am 25. Juli 1876 in Possenhofen/Bayern
gestorben am 23. Nov. 1965 in Schloß Stuyvenberg b. Brüssel
belgische Königin und Musikmäzenin
145. Geburtstag am 25. Juli 2021
Biografie
»Rote Königin« nennt die Presse sie in den 1950er Jahren, als Elisabeth – gegen den ausdrücklichen Wunsch der belgischen Regierung – ausgedehnte Reisen hinter den Eisernen Vorhang unternimmt: Mitten im kalten Krieg folgt sie wiederholt Einladungen aus Warschau und Moskau, den großen internationalen Musikwettbewerben Concours Frédéric Chopin und Concours Tschaikowsky beizuwohnen. Als überzeugte, fast militante Pazifistin nutzt die Königin ihren Aufenthalt aber auch, um für Frieden und Abschaffung der Waffen zu werben. Unkonventionell und eigensinnig, mit über 80 Jahren noch genauso reise- und abenteuerlustig wie in jungen Jahren, fährt sie mit Vorliebe in Krisengebiete. 1961 erfüllt sie sich einen Herzenswunsch und besucht die Volksrepublik China. Museen, Krankenhäuser, Theater, Fabriken, Schulen, Gespräche mit KünstlerInnen und SchriftstellerInnen – die Königin will sich ein möglichst umfassendes Bild verschaffen und legt über 3000 km in dem riesigen Land zurück. Politisch brisant ist ihr Treffen mit Vertretern der Regierung und Nationalversammlung in Peking; sie hat eine Unterredung mit Mao Tse-tung, über die sie Stillschweigen bewahrt.
Obwohl sich Elisabeth immer für die politischen Belange ihres Landes interessiert und tatkräftig eingesetzt hat, gehört ihre Leidenschaft der Musik und den schönen Künsten, die sie auch selber ausübt; der Verkauf ihrer Skulpturen kommt später manchmal einer Wohlfahrtsorganisation zugute. Sie ist hochmusikalisch und spielt seit ihrer Jugend täglich mehrere Stunden Geige; sie musiziert zusammen mit Albert Einstein, Albert Schweitzer (an der Orgel) und anderen befreundeten MusikerInnen und nimmt am Musikleben regen (und einflußreichen) Anteil. Mitte der 1930er Jahre verwirklicht sie eine Idee ihres langjährigen Freundes, des Geigers und Komponisten Eugène Ysaye, und ruft den Concours Reine Elisabeth ins Leben, einen Musikwettbewerb, der auf internationaler Ebene jungen KünstlerInnen die Chance gibt, sich sowohl der Fachwelt als auch einem größeren Publikum vorzustellen und der noch heute oftmals als Karrieresprungbrett dient.
Elisabeth, eine Nichte der Kaiserin Sissi und Tochter des bayrischen Herzogs Carl Theodor, und Kronprinz Albert von Belgien verlieben sich bei dessen Ferienaufenthalt am Starnberger See ineinander. Sie heiraten 1900 und führen eine äußerst glückliche Ehe, bis Albert I. 1934 bei einer Kletterpartie tödlich verunglückt. Nur ein Jahr später wird die junge Königin Astrid Opfer eines Autounfalls. Elisabeth kümmert sich liebevoll um ihre noch kleinen halbwaisen Enkel und übernimmt selbstverständlich wieder die Aufgaben einer Königin. Ihr unerschrockenes Verhalten in beiden Weltkriegen beeindruckt die UntertanInnen tief: mit Rotkreuzbinde am Arm fährt sie in einem kleinen Fiat durch umkämpftes Gebiet, kümmert sich um Verletzte und Flüchtlinge ... und weigert sich, das Land zu verlassen, als 1940 die Kapitulation droht.
Aus Pusch/Gretter, Berühmte Frauen: 300 Portraits, Bd 2, 2001
Verfasserin: Adrianne von Hoop
Zitate
Falls sich eine Gefahr zeigt, verraten Sie nichts der Königin; sie würde sofort hingehen wollen. (König Albert I. zu dem Ägyptologen Jean Capart, der die Königin und ihren Sohn in das Tal der Könige bei Luxor begleiten sollte, um der Öffnung des Grabes von Tutanch-amun beizuwohnen)
Sollten Sie RechteinhaberIn eines Bildes und mit der Verwendung auf dieser Seite nicht einverstanden sein, setzen Sie sich bitte mit Fembio in Verbindung.