geboren am 25. Januar 1870 in Posen
gestorben am 8. Juli 1951 in Blankenburg im Harz
deutsche Pädagogin; erste Schuldirektorin einer öffentlichen höheren Schule in der Provinz Hannover
155. Geburtstag am 25. Januar 2025
Biografie • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Sie befand sich schon seit zwei Jahren im Ruhestand, als 1934 in Hannover die Schule, deren Leiterin Elisabeth Granier viele Jahre gewesen war, nach ihr benannt wurde. Man hatte sie mit 63 Jahren vorzeitig verabschiedet, eine Sparmaßnahme der Reichsregierung in den Zeiten der Wirtschaftskrise. Sie war nicht mehr im aktiven Dienst, als 1932 das 50jährige Schuljubiläum stattfand und ein Jahr später die ersten Abiturprüfungen. Erst damit wurde die Schule zur „Vollanstalt“, genannt Oberlyzeum.
Genau 21 Jahre lang trug die Schule den Namen der begnadeten Pädagogin, dann teilte sie sich wegen Überfüllung in die Ricarda-Huch-Schule mit neusprachlicher Ausrichtung und die Käthe-Kollwitz-Schule mit mathematisch-naturwissenschaftlichem Schwerpunkt. Elisabeth Granier ist in Hannover nur noch wenigen bekannt. Ein kinderfreundliches Wohnquartier im Stadtteil List heißt seit 2001 Elisabeth-Granier-Hof.
Elisabeth Granier kam am 25. Januar 1870 in Posen in einem preußisch-strengen Offiziershaushalt zur Welt. Auch gegen den Widerstand des Vaters absolvierte sie die Ausbildung zur Lehrerin in Breslau. Bevor ihr Weg sie zum ersten Mal nach Hannover führte, arbeitete sie als Erzieherin in der Schweiz und in England.
Neben der Sophienschule, dem Lyzeum III, gab es eine von der Hannoveranerin Julie Boysen 1882 gegründete angesehene Privatschule für Mädchen. Es gelang Julie Boysen, die als Erzieherin auf verschiedenen Gütern gearbeitet und ein Lehrerinnenseminar besucht gatte, die kleine Privatschule mit 10 Schülerinnen zur größten höheren Mädchenschule der Stadt auszubauen. Aus ihr ging ein städtisches Lyzeum, später ein Gymnasium hervor. Vier Jahre lang hatte Elisabeth Granier an dieser Schule unterrichtet, bevor sie die Boysensche Privatschule 1900 verließ – um nach einigen Jahren wiederzukommen. Auch sie war Absolventin eines Lehrerinnenseminars, wollte ihre Ausbildung vervollkommnen und studierte in Paris und Göttingen Deutsch, Französisch und Philosophie. Ausgestattet mit universitärer Bildung und dem Oberlehrerinnenexamen kehrte sie 1906 zurück und übernahm ein Jahr später die Schulleitung von Julie Boysen. Dieser war es gesundheitlich nicht mehr möglich das Amt zu versehen.
Die Boysensche Schule an der Rundestraße wurde 1911 als Privatlyzeum staatlich anerkannt. Die Straße, hinter dem Bahnhof gelegen, hat bedingt durch Kriegszerstörungen und die spätere Umgestaltung des Raschplatzes, heute eine veränderte Straßenführung. Schülerinnen waren vorwiegend Mädchen der gutsituierten, bürgerlichen Familien der Oststadt und des Zooviertes. Da aber auch Familien von außerhalb ihre Töchter schickten, wurde bald ein zur Schule gehöriges Pensionat eröffnet. Edith Granier, Elisabeths Schwester, leitete es. Schnell war das Haus zu klein geworden, steigende Schülerinnenzahlen machten einen Neubau nötig. Er entstand trotz großer finanzieller Schwierigkeiten in der Rumannstraße, und konnte 1914 bezogen worden.
Der Neubau des Ost-Lyzeums, wie die Mädchenschule nun hieß, hatte sich nur verwirklichen lassen, weil Elisabeth und Edith Granier ihr privates Vermögen einsetzten, Eltern von Schülerinnen ihn mit Spenden unterstützten und schließlich eine Hypothek gewährt wurde. Eine städtische Förderung gab es nicht. Immer wieder gefährdeten finanzielle Schwierigkeiten die Existenz der Schule, besonders dramatisch war die Situation während der Inflationszeit nach dem ersten Weltkrieg. Auch aus den Elternhäusern der Schülerinnen war keine zusätzliche Förderung zu erwarten, für viele war es stattdessen ein Problem, das nun täglich fällige Schulgeld zu bezahlen. Gehälter konnten oft nicht ausgezahlt werden und Lehrerinnenstellen blieben unbesetzt. Die Lage für Lehrkräfte an Privatschulen war schwieriger als die von Lehrkräften an Schulen in öffentlicher Trägerschaft. Sie hatten keine Ansprüche auf eine Altersversorgung, sondern mussten diese von ihren Gehältern selbst ansparen.
In dieser dramatischen Situation beantragte Elisabeth Granier beim Magistrat der Stadt die Übernahme der Schule. Mit dieser Übernahme in städtische Trägerschaft hat Hannover 1928 ein, wie es hieß, „beachtenswertes Geschäft“ gemacht. Die Stadt erhielt das Grundstück mit zwei Gebäuden und allem Inventar und verpflichtete sich im Gegenzug zur Zahlung der Gehälter und Pensionen der Lehrerinnen. Hannover musste wegen dieses „Schnäppchens“ keine neue, von der Bevölkerung schon seit langem, dringend geforderte „höhere Lehranstalt für die weibliche Jugend“ in der List mehr bauen. Elisabeth Granier selbst wurde nun Studiendirektorin des Ost-Lyzeums, so der neue Name. Sie war damit die erste Lehrerin, die in der Provinz Hannover einer öffentlichen, höheren Schule vorstand.
Elisabeth Granier starb am 8. Juli 1951 in Blankenburg im Harz, wohin sie nach Ende des Zweiten Weltkriegs gezogen war. Sie wurde in Hannover auf dem Stadtfriedhof an der Engesohde im Familiengrab bestattet, in dem nur ein paar Monate vorher ihre Schwester Edith ihre letzte Ruhe gefunden hatte. Die Grabstätte existiert nicht mehr.
(Text von 2022)
Verfasserin: Barbara Fleischer
Literatur & Quellen
Führer durch das Unterrichts- und Bildungswesen der königlichen Haupt- und Residenzstadt Hannover und der Stadt Linden. Hannover, Selbstverlag des Vereins zur Förderung des Fremdenverkehrs in Hannover, 1918.
Hannoverscher Schulführer. Wegweiser durch die Volks-, Berufs-, höheren, mittleren und Fachschulen in der Stadt Hannover. 2. Aufl. Hannover, Verl. Th. Schulzes Buchhandlung 1932.
Kleinau, Elke und Claudia Opitz (Hrsg.): Geschichte der Mäd- chen- und Frauenbildung. Bd. 2: Vom Vormärz bis zur Ge genwart. Frankfurt 1996.
Sonneck, Monika: Elisabeth Granier. Strenge und Herzensbildung. In: Sophie & Co. Bedeutende Frauen Hannovers. Biograph. Porträts hrsg. von Hiltrud Schröder. 2. Aufl. Hannover 1996, S. 157-171.
Bildquellen
Sonneck, Monika: Elisabeth Granier. Strenge und Herzensbildung. In: Sophie & Co. Bedeutende Frauen Hannovers. Biograph. Porträts hrsg. von Hiltrud Schröder. 2. Aufl. Hannover 1996, S. 156.
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