geboren am 16. September 1976 in Riga, Lettland
lettische Mezzosopranistin
45. Geburtstag am 16. September 2021
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Beim Lesen ihrer Autobiographie gewinnt man den Eindruck, ihr Leben bestehe aus einer langen Reihe von Herausforderungen, die sie mit Kraft und Beharrlichkeit gemeistert hat. Sie hat viel vorzuweisen: weltweiten Ruhm als eine der gefragtesten Mezzosopranistinnen, eine eigene Familie, mit dem Dirigenten Karel Mark Chichon als ihrem Ehemann und zwei kleinen Töchtern, außerdem zwei Wohnsitze, in ihrer Heimatstadt Riga und in Südspanien, der Heimat ihres Mannes. Und sie ist klug und sieht sehr gut aus. »Wirklich wichtig sind die Schuhe« lautet der Titel ihres Buches. Das ist wohl auch metaphorisch gemeint: Neben dem bequemen Stehen auf der Bühne geht es um die Standfestigkeit, den Halt im Leben.
Es fing ganz bescheiden an, zumindest in materieller Hinsicht. Sie war das Kind musikalischer Eltern, der Vater Chordirigent, die Mutter eine in Lettland sehr bekannte Mezzosopranistin. In dem damals kommunistischen Land hatten sie ihr Auskommen auch deshalb, weil die Großeltern einen Bauernhof besaßen; dorthin reisten die Garancas an Wochenenden und in den Sommerferien und arbeiteten mit, auch die beiden Kinder, und zwar als vollwertige Arbeitskräfte. Noch heute ist sie glücklich, wenn sie im Garten arbeiten kann; zum Kühemelken, wie damals, kommt es allerdings nicht mehr.
Mit 17 Jahren, nach Abschluss der Schule, beschloss sie, Sängerin zu werden. Die Mutter riet ihr zunächst ab, wohl aus Sorge, zur Solostimme würde es nicht reichen. Gerade ihre Vorbehalte spornten die Tochter an. Sie hat von Anfang an an sich geglaubt – ihr Erfolgsgeheimnis: harte Arbeit.
Ich bin mit einer Stimme geboren, das kann ich nicht verleugnen, aber sie zu erkennen, sie zu polieren, das Timbre zu suchen und die Technik zu erlernen ist wie das Polieren eines Edelsteins.
Die erste Gesangslehrerin war ihre Mutter. Noch während des Studiums an der Lettischen Musikakademie bot ihr die Oper im thüringischen Meiningen ein festes Engagement an. Sie sagte zu. Am Anfang litt sie sehr unter Heimweh; sie war erst 22 Jahre alt, und sie konnte kein Deutsch. Es folgten die Stationen einer großen Sängerinnenkarriere: gewonnene Gesangswettbewerbe, Engagements an immer prestigeträchtigeren Opernhäusern, Ehrungen und Preise. 2013 wurde sie zur Österreichischen Kammersängerin ernannt, und sie erhielt schon dreimal den Echo Klassik. Seit 2006 ist sie bei der Deutschen Grammophon unter Vertrag; die Liste ihrer CD- und DVD-Aufnahmen ist mittlerweile lang.
Der große Durchbruch: Vielleicht kam er 2010, genau weiß sie es nicht. Sie sang die Carmen in der Metropolitan Opera in New York, vor fast 4000 Zuschauerinnen und Zuschauern, ergänzt durch weitere 240.000 in den Kinos der Metropolen weltweit; die Aufführung wurde live übertragen. Höher hinaus geht es nicht. Zudem fühlte sie sich erstmals wahrgenommen als lyrische Mezzosopranistin, nach den vielen Hosenrollen, die sie bis dahin gesungen hatte: den Octavian (»Der Rosenkavalier«, von R. Strauss), den Sesto (»La Clemenza di Tito«, von Mozart), den Cherubino (»Die Hochzeit des Figaro«, von Mozart), um nur einige zu nennen. Seit 2004 singt sie nur noch Hauptrollen, oft in den führenden Opernhäusern der Welt: im Covent Garden, an der Scala, an der Met.
Ihre Stimme ist kräftig, weich auch in den Höhen, und unverwechselbar; sie umfasst inzwischen fast drei Oktaven. Das Risiko einer negativen Veränderung durch die Schwangerschaften war ihr bewusst; sie hatte Glück. »Die Stimme hat ein Volumen bekommen« sagt sie, »das ich eindämmen muss wie einen Fluss nach dem Regen.« Es locken sie die schwierigen großen Rollen aus dem dramatischen Fach, die Eboli (»Don Carlos«, Verdi) und die Amneris (»Aida«, Verdi). Wird sie einmal eine Sopranpartie singen, die Tosca aus Puccinis gleichnamiger Oper? Auch da geht es um tiefe Gefühle, um Liebe, Eifersucht, Hass. Vielleicht ein ferner Traum – »Villa Tosca« heißt ihr Haus in Spanien!
Ihre schönsten Momente auf der Bühne: Wenn sie mit ihrem Gesang das Publikum in ihren Bann zieht und absolute Stille herrscht, sei es auch nur für Sekunden – das ist Magie. Geradezu verblüffend, wenn sie auf einem Liederabend zum Beispiel oder im Konzert mit fest geschlossenen Lippen eine beschwingte Melodie summt; selbst hunderttausend Bienen könnten das nicht so laut und so schön! Nach den Auftritten, beim Entgegennehmen des oft stürmischen und langanhaltenden Beifalls, wirkt sie eher kühl, kontrolliert. Entspannt erleben kann man sie in einer Talkshow: Wenn sie lacht, erscheinen in ihrem freundlichen klaren Gesicht um die Mundwinkel herum lauter kleine Falten, mit je einem Grübchen in der Mitte – die Diva ist verschwunden.
Elina Garanca hofft, dass die Oper als Kunstform noch lange lebendig bleibt, und dass sie mit ihrem Talent dem Publikum dazu verhilft, auch solche Gefühle zu erleben, »die wir oft auch vor uns selbst verbergen«. Als freischaffende Künstlerin kann sie sich ihre Rollen aussuchen und auch in Zukunft dafür sorgen, dass sie die Stimme nicht überfordert. Sie kalkuliert, realistisch wie sie ist, dass sie vielleicht noch zehn, maximal 15 Jahre singen kann. Vorausgesetzt, sie findet die richtigen Schuhe …
Verfasserin: Ilse Hossius
Zitate
In der Oper streckt man quasi seine Hände zum Publikum aus, aber im Lied holt man das Publikum zu sich. Für mich ist das ein anderes Gefühl. Ich möchte flüsternd Geschichten erzählen können oder nur die Zeit haben, bestimmte Worte auszusprechen, die mit einem Orchester untergehen würden.
(Elīna Garanča im Interview 2016, Quelle)
Links
Elīna Garanča. Offizielle Webseite.
Online verfügbar unter http://elinagaranca.com/, abgerufen am 01.08.2016.
klassikakzente.de: Elina Garanca.
Online verfügbar unter http://www.klassikakzente.de/elina-garanca/home, abgerufen am 01.08.2016.
operabase.com: Elīna Garanča, mezzo :: Schedule.
Online verfügbar unter http://operabase.com/listart.cgi?name=Elina+Garanca&acts=+Schedule+, abgerufen am 01.08.2016.
Wikipedia (Hg.) (2016): Elīna Garanča - Wikipedia, the free encyclopedia.
Online verfügbar unter https://en.wikipedia.org/w/index.php?oldid=726305617, abgerufen am 01.08.2016.
Links geprüft am 01.08.2016 (AN).
Literatur & Quellen
Beckmann, Reinhold; Paul, Sabine (2013): Zufall!? Eine Spurensuche in außergewöhnlichen Biographien. 1. Aufl. Hamburg. Hoffmann und Campe. ISBN 345550213X. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Garanča, Elīna (2013): Wirklich wichtig sind die Schuhe. 1. Aufl. Salzburg. Ecowin Verlag. ISBN 978-3-7110-0045-3. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Kasarova, Vesselina (2012): »Ich singe mit Leib und Seele«. Über die Kunst, Sängerin zu sein ; Gespräche mit Marianne Zelger-Vogt. Kassel. Bärenreiter; Henschel. ISBN 9783894879013. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Kesting, Jürgen (2008): Die großen Sänger. 4 Bände. Hamburg. Hoffmann und Campe. ISBN 9783455500707. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Scholz, Dieter David (1999): Mythos Primadonna. 25 Diven widerlegen ein Klischee; Gespräche mit großen Sängerinnen. Berlin. Parthas. ISBN 3-932529-60-X. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Filme und Tonträger (Auswahl)
Elīna Garanča – Arie Favorite. (2002) Latvian National Symphony Orchestra. Alexandrs Vilumanis. Audio-CD. Ondine. (Amazon-Suche)
Elīna Garanča – Mozart Opera & Concert Arias. (2005) Camerata Salzburg. Louis Langree. Audio-CD. Plg Classics (Warner). (Amazon-Suche)
Elīna Garanča - Aria Cantilena. (2006) Staatskapelle Dresden. Fabio Luisi. Audio-CD. Hamburg. Deutsche Grammophon. (Amazon-Suche)
Elīna Garanča – Bel Canto. (2009) Filarmonica del Teatro Comunale di Bologna. Roberto Abbado. Audio-CD. Hamburg. Deutsche Grammophon. (Amazon-Suche)
Elīna Garanča – Habanera. (2010) Orchestra sinfonica nazionale della RAI. Dirigent: Karel Mark Chichon. Audio-CD. Hamburg. Deutsche Grammophon. (Amazon-Suche)
Silvesterkonzert – New Year's Eve concert 2010. (2011) Elīna Garanča, Gustavo Dudamel, Berliner Philharmoniker. 1 DVD, 98 min. Berlin. Universal Music. (Amazon-Suche)
Elīna Garanča - Romantique. (2012) Dirigent: Yves Abel. Audio-CD. Berlin. Universal Music. (Amazon-Suche)
Salzburg Festival Opening Concerts. (2013) Pierre Boulez, Daniel Barenboim, Nikolaus Harnoncourt. Wiener Philharmoniker. Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor. Röschmann, Garanča, Prohaska, Vogt, Pape, Larsson, Botha. 4 DVDs, 365 min. Unitel classica. (Amazon-Suche)
The best of Elīna Garanča. (2013) Audio-CD. Deutsche Grammophon. (Amazon-Suche)
Elīna Garanča – Meditation. (2014) Deutsche Radio Philharmonie und der Latvian Radio Choir unter Karel Mark Cichon. Audio-CD. Berlin. Deutsche Grammophon. (Amazon-Suche)
Beethoven, Ludwig van (2010): Missa Solemnis. Krassimira Stoyanova, Elīna Garanča, Michael Schade, Franz-Josef Selig. Christian Thielemann. Staatskapelle Dresden, Sächsischer Staatsopernchor Dresden. (=Messen, op. 123) Blu-ray-disc, 90 min. Berlin. Unitel classica. (Amazon-Suche)
Bellini, Vincenzo (2009): I Capuleti e i Montecchi. Tragedia lirica in two acts. Anna Netrebko, Elīna Garanča, Joseph Calleja, Robert Gleadow, Tiziano Bracci. Wiener Singakademie, Wiener Symphoniker. Fabio Luisi. 2 CDs in Kassette. Hamburg. Deutsche Grammophon. (Amazon-Suche)
Bellini, Vincenzo (2011): Norma. Gruberova, Garanča, Machado, Miles. Howard I Wade. Vocal Ensemble Rastatt, Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Friedrich Haider. 2 CDs. Nightingale classics. ISBN 9004686040245. (Amazon-Suche)
Beyer, Michael (2011): Salzburg Festival Opening Concert. Daniel Barenboim. Winer Philharmoniker. Röschmann, Garanča, Vogt, Pape. Blu-ray-disc, 85 min. ISBN 0814337010690. (Amazon-Suche)
Bizet, Georges (2010): Carmen. Elīna Garanča, Roberto alagna, Barbara Frittoli, Teddy Tahu Rhodes, Keith Miller. The Metropolitan Opera Orchestra, Chorus, and Ballet. Yannick Nézet-Séguin. 2 DVDs, 167 min. Unter Mitarbeit von Elīna Garanča, Roberto Alagna und Barbara Frittoli. (Amazon-Suche)
Bizet, Georges (2012): Carmen. Elīna Garanča, Roberto alagna, Barbara Frittoli, Teddy Tahu Rhodes, Keith Miller. The Metropolitan Opera Orchestra, Chorus, and Ballet. Yannick Nézet-Séguin. Blu-ray-disc, 167 min. Deutsche Grammophon. (Amazon-Suche)
Donizetti, Gaetano (2011): Anna Bolena. Tragedia lirica in due atti. Anna Netrebko, Elīna Garanča, Ildebrando d'Arcangelo, Chor und Orchester der Wiener Staatsoper. Evelino Pidò. DVD, 194 min. Berlin. Deutsche Grammophon. (Amazon-Suche)
Donizetti, Gaetano (2011): Anna Bolena. Tragedia lirica in due atti. Anna Netrebko, Elīna Garanča, Ildebrando d'Arcangelo, Chor und Orchester der Wiener Staatsoper. Evelino Pidò. Blu-Ray-Disc, 198 min. Berlin. Deutsche Grammophon. (Amazon-Suche)
Massenet, Jules (2005): Werther. Marcelo Álvarez, Elīna Garanča. Chor und Orchester der Wiener Staatsoper. Philippe Jordan. DVD, 144 min. TDK Marketing Europe. ISBN 0824121001339. (Amazon-Suche)
Mozart, Wolfgang Amadeus (2006): Cosi fan tutte. Erin Wall, Elīna Garanča, Stéphane Degout, Shwan Mathey, Barbara Bonney, Ruggero Raimondi. Arnold Schönberg Chor, Mahler Chamber Orchestra. Daniel Harding. 2 DVDs, 179 min. Erato. (Amazon-Suche)
Mozart, Wolfgang Amadeus (2010): La Clemenza di Tito. Michael Schade, Vesselina Kasarova, Dorothea Röschmann, Barbara Bonney, Elīna Garanča. Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor, Wiener Philharmoniker. Nikolaus Harnoncourt. 2 DVDs, 160 min. Naxos. (Amazon-Suche)
Rossini, Gioacchino (2008): Il Barbiere Di Siviglia. Elīna Garanča, Nathan Gunn, Lawrence Brownlee. Chor des Bayerischen Rundfunks, Münchner Rundfunkorchester. Miguel Gómez-Martínez. 2 CDs. Sony BMG Music Entertainment. (Amazon-Suche)
Rossini, Gioacchino (2011): La Cenerentola. Elīna Garanča, Lawrence Brownlee, Simone Alberghini, Allessandro Corbelli, John Relyea. The Metropolitan Opera Orchestra and Chorus. Maurizio Benini. 2 DVDs, 161 min. Deutsche Grammophon. (Amazon-Suche)
Rossini, Gioacchino (2013): La Cenerentola. Elīna Garanča, Lawrence Brownlee, Simone Alberghini, Allessandro Corbelli, John Relyea. The Metropolitan Opera Orchestra and Chorus. Maurizio Benini. Blu-ray-disc, 161 min. Deutsche Grammophon. (Amazon-Suche)
Verdi, Giuseppe (2013): Requiem. Anja Harteros, Elīna Garanča, Jonas Kaufmann, René Pape. Orchestra e coro del Teatro alla Scala. Dirigent: Daniel Barenboim. Blu-ray. London. Decca. (Amazon-Suche)
Verdi, Giuseppe (2013): Requiem. Anja Harteros, Elīna Garanča, Jonas Kaufmann, René Pape. Orchestra e coro del Teatro alla Scala. Dirigent: Daniel Barenboim. 2 CDs. London. Decca. (Amazon-Suche)
Verdi, Giuseppe (2013): Requiem. Anja Harteros, Elīna Garanča, Jonas Kaufmann, René Pape. Orchestra e coro del Teatro alla Scala. Dirigent: Daniel Barenboim. DVD, 88 min. London. Decca. (Amazon-Suche)
Sollten Sie RechteinhaberIn eines Bildes und mit der Verwendung auf dieser Seite nicht einverstanden sein, setzen Sie sich bitte mit Fembio in Verbindung.