Biographien Eleonore von Aquitanien
(Aliénor / Eléonore d'Aquitaine (französisch); Aleonòr d'Aquitània (okzitanisch))
geboren um 1120 (1122) vermutlich in Poitiers
gestorben am 31. März oder 1. April 1204 in Fontevrault
französische und englische Königin
820. Todestag am 31. März oder 1. April 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Schillernd und von zweifelhaftem Ruf – so beschreibt man Eleonore oft in sekundärer Literatur von zweifelhafter Qualität. Régine Pernouds intensives Quellenstudium ergab ein anderes Bild: Eleonore war eine phantasievolle, willensstarke, politisch kluge, mütterliche und sehr leidensfähige Frau und ihr Leben ein atemberaubender Wirbel, der alle diese Eigenschaften dringend erforderte und somit auch förderte.
Sie wuchs am kultivierten poitevinischen Hofe als Tochter des ersten Troubadours Wilhelm X auf und war eine gebildete fünfzehnjährige Prinzessin, als sie mit dem frömmelnden, zum mönchischen Leben neigenden König Ludwig VII von Frankreich verheiratet wurde. Sieben lust- und kinderlose Ehejahre folgten, danach wurden – dynastisch unangemessen – zwei Töchter geboren.
Ludwig erstrebte frommen Ruhm und begab sich auf einen entbehrungsreichen und erfolglosen Kreuzzug, der zweieinhalb Jahre dauerte und dessen verheerende Strapazen Eleonore mit ihm erduldete. Danach betrieb sie erfolgreich die Annullierung ihrer Ehe und heiratete zwei Monate später den englischen König Heinrich II Plantagenet. Beide verstanden sich zunächst ausgezeichnet und regierten gemeinsam überaus erfolgreich ein riesiges Reich von Schottland bis zu den Pyrenäen: England, Normandie und Aquitanien. Sie teilten sich die Verwaltungsaufgaben und führten soziale Reformen durch. Unermüdlich bereisten beide – oft getrennt – ihre Länder; in diesen Jahren wohnte Eleonore selten länger als zwei Monate am selben Ort. Dennoch gingen aus dieser Ehe acht weitere Kinder hervor; Richard Löwenherz, Eleonores Lieblingskind, ist das bekannteste.
Als Heinrich sich aber nach vierzehn Ehejahren der “schönen Rosamunde” zuwendet, ist Eleonore tief verletzt, zieht sich nach Poitiers zurück und widmet sich fortan ihren Kindern sowie der Förderung von Kultur und Bildung in ihrem Erbland Aquitanien. Als ihre Söhne Königswürden beanspruchen und damit Heinrich II. gefährlich werden, entzieht er sie dem seiner Ansicht nach unheilvollen Einfluß ihrer Mutter, indem er Eleonore für eine zehnjährige Festungshaft nach Salisbury verbannt. Über ihr Leben in dieser Zeit ist so gut wie nichts bekannt, aber die Trennung von ihren Kindern und von dem südlich-heiteren Hofleben im Poitevin wird ihr – besonders in den düsteren, nebligen Winterzeiten – schwer zu schaffen gemacht haben. Aber “es gehört nicht zum Wesen von Eleonore, lange niedergeschlagen zu bleiben. Ebenso wenig lag es ihr, Vergangenes zu betrauern” (Pernoud).
Erst Heinrichs Tod beendet diese Leidenszeit für Eleonore. Und nun zeigt sich ihre erstaunlich ungebrochene Energie und Tatkraft, mit der sie sich wieder für ihre Kinder und ihre Regierungsgeschäfte einsetzt. In ihrer Liebe zur Dichtung führt sie die Blütezeit höfischer Lyrik herbei, von der Werke wie “Tristan und Isolde”, “Lanzelot” und “Parzival” zeugen. Sie betreibt Richards Krönung zum König von England, bangt um ihn während seines Kreuzzugs, leidet unter seiner Gefangenschaft in Österreich, kämpft um seine Freilassung und muss erleben, daß er fünf Jahre später – nachdem er während einer kriegerischen Handlung von einem Pfeil verwundet worden war – in ihren Armen stirbt.
Sie überlebt acht ihrer zehn Kinder. Als Nonne beschließt sie ihr Leben im Kloster Fontevrault, das ihr während ihres unruhigen Lebens oft Zuflucht und Erquickungsort gewesen ist.
Verfasserin: Mechthild Winkler-Jordan
Literatur & Quellen
Duby, Georges. 1997. Heloise, Isolde und andere: Frauen im 12. Jahrhundert. Aus d. Frz. von Grete Osterwald. Frankfurt/M. Fischer.
Laube, Daniela. 1984. Zehn Kapitel zur Geschichte der Eleonore von Aquitanien. Bern. Lang [Diss. Zürich 1984].
Leavold, Patrice. 2000. Im Schatten der Lilie: Die Erinnerungen der Eleonore von Aquitanien. Bergisch Gladbach. Lübbe.
Meade, Marion. 1977. Eleanor of Aquitaine: A Biography. New York. Hawthorne.
Owen, Douglas D. R. 1993. Eleanor of Aquitaine: Queen and Legend. Oxford. Blackwell.
Pernoud, Régine. 2001 [1965]. Königin der Troubadoure: Eleonore von Aquitanien. Aus dem Frz. von Rosemarie Heyd. München. dtv 1461.
Turner, Ralph V.. 2013. Eleonore von Aquitanien: Königin des Mittelalters. Aus dem Engl. von Karl Heinz Siber. München. Beck.
Weir, Alison. 1999. Eleanor of Aquitaine: By the Wrath of God, Queen of England. London. Cape.
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