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geboren am 11. Dezember 1920 in Puebla, Mexiko
gestorben am 22. August 1998 in Cuernavaca, Mexiko
mexikanische Schriftstellerin
25. Todestag am 22. August 2023
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
„Ich habe Rock ’n‘ Roll mit Gabriel García Márquez getanzt. Ich wollte Tänzerin werden.“ Wo diese Leidenschaft geblieben sei, fragt der Interviewer. Nach der Hochzeit mit Octavio Paz gibt Elena Garro, die bereits mit 17 Jahren als Choreographin für das Theater an der Universität gearbeitet hatte, nicht nur den Tanz auf, sondern auch ihr Philosophie- und Literatur-Studium an der Universidad Nacional Autónoma de México. Die Hochzeitsreise führt das Paar 1937 in das vom Bürgerkrieg geschüttelte Spanien und zum II. Kongress antifaschistischer Schriftsteller. Sie lernt dort die geistige Elite Spaniens und Lateinamerikas kennen. Nach ihrer Rückkehr beginnt sie in Mexiko als Journalistin und Drehbuchautorin zu arbeiten.
„Ich habe nie daran gedacht, Schriftstellerin zu werden“, sagt sie 1985 in einem Interview in Paris. So entsteht ihr erster großer Roman fast nebenbei. Innerhalb eines Monats schreibt sie 1953 in Bern Los recuerdos del porvenir (dt. Erinnerungen an die Zukunft). Das Manuskript verschwindet in einem Koffer, denn die Familie ist ständig auf Reisen.
Zehn Jahre dauert es, bis der Roman 1963 erscheint. Es ist das gleiche Jahr, in dem Rayuela von Julio Cortázar publiziert wird; ein Werk, das in keiner Literaturgeschichte fehlt. Los recuerdos del porvenir oder überhaupt Angaben zur Autorin hingegen sind seltener in den Nachschlagewerken zu finden. Dabei gehört Elena Garro zu einer der wenigen Autorinnen, die den Topos der mexikanischen Literatur – die Revolution von 1019 – thematisch verarbeitet haben.
Zudem verknüpft sie die mexikanische Geschichte mit mythischen Elementen und lässt mit innovativer Erzähltechnik ein Pueblo, das Dorf Ixtepec, das Romangeschehen erzählen. Alles scheint miteinander verwoben zu sein. Ohne diesen Roman würde der Welt ein weiteres epochemachendes Werk fehlen: Gabriel García Márquez behauptete, Los recurerdos del porvenir habe ihn zu seinem vier Jahre später erscheinenden Werk Cien años de soledad (dt. Hundert Jahre Einsamkeit) inspiriert.
Immerhin erhält sie 1963 den Premio Xavier Villaurrutia. Dennoch – der Ruhm, der anderen mexikanischen Autoren zuteil wurde, unter anderem besonders ihrem geschiedenen Ehemann Octavio Paz, bleibt der Autorin von Theaterstücken, Romanen und Erzählungen verwehrt. Nach jahrelanger qualvoller Exilerfahrung stirbt sei, als eigenwillige und schwierige Persönlichkeit verkannt, in Cuernavaca in Mexiko, umgeben von unzähligen Katzen und ihrer Tochter. In den Nachrufen ist jetzt wegen ihrer großen literarischen Kreativität, ihrem originellen Umgang mit der Sprache und ihrer kritischen Stimme die Rede von einer der wichtigsten mexikanischen Autorinnen des 20. Jahrhunderts.
(Text von 2002)
Verfasserin: Christiane Schmidt
Literatur & Quellen
Jehenson, Myriam Yvonne. 1995. Latin-American Woman Writers: Class, Race and Gender. Albany, NY. State University of New York Press.
Metzler Autorinnen Lexikon. Hg. Hechtfischer, Ute, Renate Hof, Inge Stephan & Flora Veit–Wild. 1998. Stuttgart; Weimar. Metzler. 1998.
Muncy, Michele.1986. “Encuentro con Elena Garro” (Mai 1985, Paris). In: Hispanic Journal. Vol. 7, No. 2, S. 65 – 71
Reichardt, Dieter. Hg. 1994. Autorenlexikon Lateinamerika. Frankfurt/M. Suhrkamp.
Umanzor, Marta A. 1996. La visión de la mujer en la obra de Elena Garro: El árbol, Los perros, Los recuerdos del porvenir, Testimonios sobre Mariana y La casa junto al río. Miami, FL. Ediciones Universal.
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