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geboren am 16. Januar 1855 in London
gestorben am 31. März 1898 in London
englische Sozialistin; Tochter von Jenny und Karl Marx
125. Todestag am 31. März 2023
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
“Ich konnte”, schrieb Karl Marx am 17. Jänner 1855 an Friedrich Engels, “nicht an die 'Tribune' schreiben, weil gestern zwischen sechs und sieben meine Frau von einer bona fide traveller - leider of the 'sex' par excellence - genesen ist. Wäre es ein männliches Wesen, so ginge die Sache schon eher.” Aber bald verwandelte sich Marx' Desinteresse in eine besondere Zuneigung, Eleanor wird seine Lieblingstochter.
Ihr Held? - Garibaldi. Ihr Lieblingsspruch? - Vorwärts! Die da so antwortet, ist elf Jahre alt und von Marx bereits in die sozialen und sozialistischen Bewegungen in Europa eingewiesen. Später wird sie seine Sekretärin, bearbeitet seine Korrespondenz, ordnet Bücher und Manuskripte, übersetzt und dolmetscht und begleitet den oft kranken Mann zu seinen Kuren.
Der eigene Berufswunsch, Schauspielerin, muss zurückgestellt werden. Und auch einen weiteren Befreiungsversuch vereitelt er: 1882 trennt sie sich nach zehnjähriger Verlobungszeit von dem französischen Journalisten Lissagay. Der Vater wollte einer Heirat partout nicht zustimmen. Tapfer schreibt die inzwischen an Magersucht und Schlaflosigkeit leidende junge Frau daraufhin an ihre Schwester Jenny: “Ich habe vor, mit aller Kraft durch harte Arbeit zu versuchen, mehr und Besseres aus meinem Leben zu machen als bisher. Im Grunde ist Arbeit die Hauptsache.”
Als Karl Marx am 14. März 1883 stirbt, tritt die politische Aktivistin und Agitatorin aus seinem Schatten. Sie spielt bei der Gründung der zweiten Internationale und in der englischen Gewerkschaftsbewegung eine hervorragende Rolle, nebenher kümmert sie sich um den Nachlass des Vaters. 1895 eröffnet ihr der sterbende Friedrich Engels, dass nicht er, sondern Marx der Vater von Frederic, dem Sohn der Marxschen Haushälterin Helene Demuth ist. Für Eleanor bricht eine Welt zusammen. Die Reinheit der marxistischen Lehre ist in ihrem Gründer beschmutzt.
“Lange unglückliche Jahre war das Verhältnis zwischen mir und meinem Vater überschattet, doch minderte das nicht unsere Liebe zueinander”, schrieb sie 1885 an eine Freundin. Ihre Liebe gehörte nach Marx' Tod dem verheirateten Dr. Edward Aveling, der sich als Heiratsschwindler und Erpresser entpuppt. “Ich stehe vor der fürchterlichen Situation: äußerster Ruin - alles bis auf den letzten Pfennig, oder äußerste Schande vor aller Welt”, schreibt Eleanor am 2. September 1898 an ihren Stiefbruder Freddy. Handelt es sich um einen Erpressungsversuch des bankrotten Aveling? Am 31. März 1898 erfährt Eleanor, dass er soeben unter falschem Namen eine junge Schauspielerin geheiratet hat. Da schickt sie ihr Hausmädchen nach Chloroform “und eine kleine Quantität Blausäure für einen Hund” zur Apotheke und bringt sich ums Leben.
(Text von 1997)
Verfasserin: Susanne Gretter
Zitate
Wir, die Frauen, müssen uns vor allen übrigen in Bewegung setzen - wir brauchen eine Sintflut - jawohl! Selbst wenn es eine von Blut wäre - um die Sünde und Schlechtigkeit dieser Welt von uns abzuwaschen. Wir als Frauen müssen mit jenen zusammenarbeiten, die die Gesellschaft revolutionieren wollen.
(Eleanor Marx)
Literatur & Quellen
Goch, Klaus. 1988. “Eleanor Marx (1855-1898)”, in: Pusch, Luise F. Hg. 1988. Töchter berühmter Männer: Neun biographische Portraits. Frankfurt/M. Insel TB 979. S. 275-348.
Kapp, Yvonne. 1976. Eleanor Marx. 2 Bde. London. Virago.
Kapp, Yvonne. 1979 [1976]. Eleanor Marx: The Crowded Years, 1884-1898. London. Virago.
Kapp, Yvonne. 1986 [1972]. Eleanor Marx: Family Life, 1855-1883. London. Virago.
Meier, Olga. Hg. 1981 [1979]. Die Töchter von Karl Marx: Unveröffentlichte Briefe [=Les filles de Karl Marx]. Übs. aus d. Frz. (Editionstexte) Jutta Brasse und aus dem Engl. (Originaltexte) Karin Kersten. Köln. Kiepenheuer & Witsch.
Schneider, Dieter. Hg. 1988. Sie waren die ersten: Frauen in der Arbeiterbewegung. Vorwort Monika Wulf-Mathies. Frankfurt/M. Büchergilde Gutenberg.
Stokes, John. Hg. 2000. Eleanor Marx, 1855-1898: Life, Work, Contacts. Ashgate.
Zimmermann, Ruth. 1984. Jenny Marx und ihre Töchter: Frauen im Schatten des Revolutionärs. Freiburg. Herder TB 1176.
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