geboren um 910 in Winchester, Wessex, England
gestorben am 26. Januar 946 in Magdeburg
englische Prinzessin, dann deutsche Königin
1075. Todestag am 26. Januar 2021
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Königin Editha wird um 910 in Winchester (England, Wessex) geboren. Sie ist die Enkelin von Alfred dem Großen, der dafür sorgte, dass adelige Kinder im Schreiben und Lesen lateinischer und englischsprachiger Texte unterrichtet wurden. Editha soll im Kloster Wilton erzogen worden sein. Ihr Vater ist Eduard der Ältere, ihre Mutter Elfleda ist eine Nachkomme des Heiligen Oswald von Nordthumbrien, der im 4. Jhd. lebte. Editha und ihre neun Schwestern, die von vier nacheinander verstorbenen Gemahlinnen geboren wurden, dienen als Grundlage für eine weitreichende Heirats- bzw. Außenpolitik des Landes Wessex. Ihre acht Brüder müssen um die Königsnachfolge konkurrieren.
Edithas Tante Elfleda hingegen regiert jahrelang allein das Königreich Mercien. Sie führt sogar eigene Feldzüge an und kämpft mit dem Schwert. Auch als Edithas Schwager, König Karl III. von Westfranken stirbt, flieht Edithas Schwester Edgiva mit ihrem kleinen Sohn Ludwig an den väterlichen Hof zurück. Als Editha zehn Jahre alt ist, stirbt ihre Mutter, der Vater kommt vier Jahre später ums Leben, so dass ihr Halbbruder Ethelstan König von Wessex wird. Als Brautwerber des sächsischen Königs Heinrich I an den Hof kommen und unschätzbar wertvolle Geschenke bringen, zögert er nicht und schickt seine beiden Schwestern Editha und Elgiva mit „Schößen voll Gold“, so steht es in der Chronik des Abtes Ingulph von Croyland, auf das Festland, um sie dem sächsischen Königsanwärter Otto anzubieten. Nach dem Bericht der Nonne Hrotsvith von Gandersheim sollte er sich eine der beiden Schwestern aussuchen. Nachdem er sich Editha erwählt hat, muss sie sich an ein Leben im Sattel gewöhnen, da die Könige immer unterwegs waren, weil sie und ihr Tross, der bis zu 1000 Menschen zählen konnte, sonst nicht genügend Nahrungsmittel gehabt hätten, und weil sie ihren Machtbereich auf diese Art sicherten. Editha muss auch damit zurechtkommen, dass Otto mit einer slawischen Fürstentochter ein Kind hat. Sie ist in einem Gebiet gelandet, das in der Entwicklung weit hinter dem ihres Heimatlandes zurückliegt. Das Christentum ist hier relativ neu, und es werden meist nur die Mädchen in Klöstern erzogen. Männer wie Otto hingegen können weder lesen noch schreiben. Auch die Art, mit der ihre neue Familie die Christianisierung vorantreibt, kann ihr nicht gefallen haben. Die Slawen östlich der Elbe werden überfallen, die Menschen, die sich zur Wehr setzen, werden umgebracht, die anderen werden getauft oder als Sklaven verkauft, z.B. in den arabischen Teil Südspaniens. Diese Vorgehensweise war die Grundlage des wirtschaftlichen Erfolges des sächsischen Machtbereiches. Menschenraub wurde in Edithas Heimat nur von den Wikingern verübt, und schon der Mönch Alkuin aus Winchester rügte Karl den Großen wegen seiner brutalen Christianisierungsmethoden.
Im Jahr 929 wird Ottos und Edithas Vermählung in Quedlinburg gefeiert. Editha bekommt die Stadt Magdeburg als Witwengut zugesprochen. Sollte Otto sterben, würden der Ort und die umliegenden Dörfer für ihren Lebensunterhalt sorgen müssen. Die Gründung des dortigen Mauritiusklosters wird auf Edithas Einfluss zurückgeführt. Sie bekommen zwei Kinder, Liudolf und Liudgard. Am 2. Juni 936 stirbt der alte König und wenig später, am 7. August, lässt sich Otto in der Pfalzkapelle zu Aachen auf dem Thron von Kaiser Karl dem Großen salben und die Krone aufsetzen. Editha soll in einer gesonderten Zeremonie gekrönt worden sein. Es beginnen schwierige Jahre für die Familie, die sich um die Macht streitet. Ottos Mutter Mathilde, die in Quedlinburg ein eigenes Macht- und Bildungszentrum etablieren wollte, wird von ihm abgesetzt und in ihre väterlichen Besitzungen verwiesen. Ottos Halbbruder Thankmar, der einen Aufstand gegen ihn anschürt, wird im Kampf erstochen. Im Jahr 941 soll Otto auf dem Schlossberg in Quedlinburg ermordet werden und sein jüngerer Bruder Heinrich zum König gemacht werden. Die Verschwörung fliegt auf, und die Schuldigen werden geköpft. Nur dem Bruder wird in einer Zeremonie zu Weihnachten in der Pfalzkapelle zu Frankfurt verziehen.
Am 26. Januar 946 stirbt die Königin mit nur 36 Jahren, als ihr Mann auf der Jagd ist. Er lässt sich sechs Jahre Zeit, bis er sich mit Adelheid von Burgund vermählt. Er lernt Lesen, und er sorgt dafür, dass Edithas Todestag als Gedenktag gefeiert wird. Auch dass er sich nach seinem Tod neben Editha beisetzen lässt, und nicht neben seiner zweiten Frau, wird als Zeichen dafür gewertet, das er Editha sehr geliebt hat. Als ihre Gebeine, die verloren geglaubt waren, im Jahr 2008 im Magdeburger Dom gefunden wurden, erlebte die Stadt eine Renaissance der Editha-Verehrung. Nicht mit Otto dem Großen, so ergab eine Umfrage, sondern mit der Königstochter aus Wessex fühlen sich die Menschen in dieser Stadt verbunden.
Verfasserin: Regine Sondermann
Links
“Gemahlin von Otto dem Großen: Königin Editha im Magdeburger Dom bestattet” (Spiegel online, 22.10.2010)
Links geprüft am 23. Januar 2021 (AN)
Literatur & Quellen
Sondermann, Regine. 2012, Editha aus Wessex, Gemahlin Ottos des Großen – Eine Königin im Mittelalter. Magdeburg. Mauritius-Verlag. ISBN 978-3-939884-16-3.
Althoff, G., Keller, H.: Heinrich I. und Otto der Große. Neubeginn auf karoligischem Erbe. Göttingen-Zürich, 1994, S.140-141
Leyser, K.: Die Ottonen und Wessex. In: Frühmittelalterliche Studien, 1983, Bd 17,S.84
Ehlers, J.: Die Königin aus England. In: Sachsen und Anhalt. Jahrbuch der historischen Kommission für Sachsen Anhalt 22, 1999/2000, S.44-49
Laudage, J: Otto der Große. Eine Biografie, Regensburg 2001
Vongries, Caroline: Editha - die starke Frau an Ottos Seite: Eine Liebe über tausend Jahre. Magdeburg: Quadrat-Art-Verl. 2010. (120 S.; zahlr. Ill.)
Sollten Sie RechteinhaberIn eines Bildes und mit der Verwendung auf dieser Seite nicht einverstanden sein, setzen Sie sich bitte mit Fembio in Verbindung.