(Édith Giovanna Gassion)
geboren am 19. Dezember 1915 in Paris
gestorben am 10. Oktober 1963 in Plascassier, in der Nähe von Grasse, Südfrankreich
französische Chansonsängerin
60. Todestag am 10. Oktober 2023
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Wenn ich tot bin, wird man schon so viel über mich geredet haben, dass schließlich niemand mehr weiß, wer ich wirklich war.“
So beginnt Edith Piaf, bürgerlich Édith Giovanna Gassion, ihr Buch Mein Leben. Zur Legendenbildung hat sie stets selbst beigetragen. Hartnäckig hält sich das Gerücht, sie sei auf der Straße auf dem Regenumhang eines Polizisten geboren. In Wirklichkeit kam sie in einem Krankenhaus in Belleville/Paris zur Welt. Belleville war damals ein Arbeiterviertel, geprägt von großer Armut und großem Elend.
Wenige Wochen nach ihrer Geburt lässt ihre Mutter, selbst als Sängerin durch die Stadt tingelnd, das Kind bei der Großmutter. Der Vater, ein Akrobat, kehrt als Soldat erst 1917 nach Paris zurück, findet seine Tochter verwahrlost bei der Großmutter und bringt sie daraufhin zu seiner eigenen Mutter, die ein Bordell in der Normandie leitet. Dort erblindet sie als Vierjährige an einer Entzündung der Augenhornhaut, die von selbst nach einigen Jahren heilt. Edith aber glaubt ihr Leben lang daran, durch eine Wallfahrt nach Lisieux gesundet zu sein. Ein „Wunder“, mit dem sie zeitlebens kokettiert. Bis zu ihrem siebten Lebensjahr lebt sie mit den Prostituierten und ihrer Großmutter in dem Bordell, Fotos aus dieser Zeit zeigen nach wenigen Wochen ein gesundes, gepflegtes Kind, verwöhnt von den vielen Frauen in seiner Umgebung.
Bis zu ihrem 15. Lebensjahr tingelt sie dann gemeinsam mit ihrem Vater durch Paris, der jedoch schnell erkennen muss, dass sie ihr Talent eher von der singenden Mutter geerbt hat.
Dieses Gör hat alles in der Kehle, aber nichts in den Pfoten.
Mit 15 läuft sie dem alkoholkranken und gewalttätigen Vater davon, um sich allein durchzuschlagen und wird wenig später singend auf der Straße von Louis Leplée, dem Direktor eines Kabaretts, entdeckt. Der kündigt ihren ersten Auftritt mit „Von der Straße ins Kabarett, der Spatz (franz. piaf) von Paris“ an. Es folgen kleine Erfolge und dann auch langsam die großen. Wer kennt nicht ihre Stimme? Überall auf der Welt können die Menschen einige Zeilen aus Non, je ne regrette rien, La vie en rose oder Mylord singen. Noch heute steigt die Zahl der Aufrufe ihrer größten Erfolge auf YouTube täglich, viele Chansons haben mehr als eine Million Zugriffe.
Wenn ich auch die Männer sehr geliebt habe ... sie blieben doch immer „die Anderen“. Dagegen meine Chansons, das bin ich, das ist mein Fleisch, mein Blut, mein Kopf, mein Herz, meine Seele.
Besser lässt sich das Phänomen Edith Piaf nicht beschreiben, die kleine Frau mit der großen Stimme singt voller Leidenschaft. Ihrer Bühnenpräsenz kann sich fast niemand entziehen.
Es folgen Jahre des Erfolgs, immer neue Beziehungen zu Männern. Kommen sie ihr zu nahe, werden sie ausgetauscht, die Übergänge sind meist fließend. Die Liste ihrer Liebhaber ist lang, darunter so bekannte Namen wie Yves Montand, Eddie Constantine, Charles Aznavour und George Moustaki.
Für mich war die Liebe Krach, dicke Lügen und Ohrfeigen rechts und links.
Sie versucht sich mit Alkohol und Medikamenten zu trösten, entflieht so der Angst vor der Einsamkeit. Ihre letzten Jahre sind geprägt von Klinikaufenthalten, Autounfällen, Rückfällen in die Sucht. Aber trotzdem hält sie das alles nie wirklich vom Singen ab. Mitunter vermittelt es den Eindruck, sie singe um ihr Leben.
Auch ihr Tod sollte etwas besonderes sein. Sie starb eigentlich schon am 10. Oktober 1963 in der Nähe von Grasse, wohin ihr letzter Mann Théo Sarapo sich mit ihr zurückgezogen hatte. Man gab ihren Tod aber erst am nächsten Tag bekannt, nachdem man den Leichnam heimlich nach Paris transportiert hatte, und ließ dort den Totenschein ausstellen. Es schien undenkbar, dass die Piaf außerhalb von Paris gestorben sein könnte. Tausende begleiten ihren Sarg zum Grab auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise. Dieser liegt in Belleville, ihrem Geburtsort, so dass sich der Kreis dort geschlossen hat.
Verfasserin: Ute Fahlenbock
Zitate
Selbst wenn die Menschen mich überhaupt nicht verstehen, muss ich sie dennoch dazu bringen können, zu weinen.
Stets ist die Liebe vor mir geflohen. Nie konnte ich den, den ich liebte, lang in den Armen halten. Vielleicht deshalb, weil ich nie das war, was man eine schöne Frau nennt. Ich wusste es und litt darunter und verlangte einen Ausgleich dafür.
Sie hat mit der Seele der Straße unsere Häuser durchdrungen. (Jean Cocteau)
Die Stimme der Piaf stammte von der Straße — ein mächtiges, unerschöpfliches Organ, das sich bis zum letzten verausgaben konnte, ohne je zu brechen, mit jenem Etwas an Heiserkeit, das Passion suggeriert, Gelebthaben, ja Verruchtheit. (Georg Stefan Troller)
Links
ЭДИТ ПИАФ (Edith Piaf). Umfangreiche Seite (russisch!) mit vielen Bildern, Texten, Audio- und Videodateien.
Online verfügbar unter http://edith-piaf.narod.ru/, zuletzt geprüft am 03.10.2018.
Edith Piaf Chansons Bilder Texte. Sehr umfangreiche, leider etwas anstrengende Seite mit Biografie, Fotos, Filmaufnahmen, Chansontexten und Bibliografie (2007).
Online verfügbar unter http://www.edith-piaf.homepageservice4you.de/, zuletzt geprüft am 03.10.2018.
Cerdan, Nicolas: Site officiel Marcel Cerdan - Avec Edith Piaf. Fotos von Marcel Cerdan und Edith Piaf.
Online verfügbar unter http://www.marcelcerdan.com/4.aspx?CategID=51a4cceb-5712-43a2-a7b8-f6bea57c8ba0&sr=0, zuletzt geprüft am 03.10.2018.
Internet Movie Database: Édith Piaf. Filme mit und über Edith Piaf, Publikationen,.
Online verfügbar unter http://imdb.com/name/nm0681191/, zuletzt geprüft am 03.10.2018.
Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Werke von und über Edith Piaf.
Online verfügbar unter http://d-nb.info/gnd/118594125, zuletzt geprüft am 03.10.2018.
Smethurst, J. M.: Edith Piaf's Paris. A Photographic History of Edith Piaf.
Online verfügbar unter http://www.little-sparrow.co.uk/, zuletzt geprüft am 03.10.2018.
Literatur & Quellen
Quellen
Berteaut, Simone; Boulanger, Ghislaine (1973): Piaf. A Biography. Harmondsworth. Penguin. ISBN 0140036695.
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Crosland, Margaret (1997): Piaf. Biographie. Neuausgabe. Berlin. Ullstein. ISBN 354835677X.
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Lange, Monique (2007): Edith Piaf. Die Geschichte der Piaf ; ihr Leben in Texten und Bildern ; mit einer Discographie. 9. Aufl. Frankfurt am Main. Insel-Verl. ISBN 3458322167.
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Rosteck, Jens (2015): Édith Piaf. Hymne an das Leben. 1. Aufl. // Ungekürzte Ausg., 1. Aufl. Berlin. List Verl. (List-Taschenbuch) ISBN 9783548612072.
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Schmidt-Joos, Siegfried (1985): Am Ende des Regenbogens. Judy Garland, Billie Hiliday, Edith Piaf, Janis Joplin. Frankfurt/M. Ullstein. (Idole, 6) ISBN 3548365167.
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