Biographien Dorothy Crowfoot Hodgkin
geboren am 12. Mai 1910 in Kairo
gestorben am 30. Juli 1994 in Shipston-on-Stour, England
britische Biochemikerin, Nobelpreisträgerin und Pazifistin
30. Todestag am 30. Juli 2024
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Mit 54 Jahren bekam Dorothy Crowfoot Hodgkin 1964 den Nobelpreis für Chemie für ihre Analyse der Struktur des Vitamins B 12. Nach Marie Curie (1911) und deren Tochter Irène Joliot-Curie (1935) war sie die dritte Frau, der diese Ehrung zuteil wurde. Mitglied der exklusiven Royal Society war sie schon 1947 geworden – wieder als dritte Frau. Als sie die Nobel-Nachricht bekam, war sie mit ihrem Mann, dem Afrikanisten Thomas Hodgkin, den sie 1937 geheiratet hatte, gerade in Ghana, und kommentierte: “Der erste Nobelpreis, der nach Ghana geht.” Ein Jahr später verlieh Queen Elizabeth ihr mit dem order of merit den höchsten britischen Zivil-Orden. Nach Florence Nightingale war sie die zweite Frau, die ihn bekommen hatte.
Dorothy Crowfoot wurde 1910 als älteste von vier Töchtern einer englischen Kolonialbeamtenfamilie in Kairo geboren. Da die Eltern aus beruflichen Gründen häufig den Wohnort wechselten und die Kinder während des ersten Weltkriegs in Sicherheit wissen wollten, ließen sie sie bei Verwandten in England aufziehen. Dorothy lernte schon in der Grundschule das Züchten von Kristallen – und hatte damit ihre Berufung fürs Leben gefunden. Ihre Mutter war eine gute Botanikerin und bestärkte Dorothy in ihren naturwissenschaftlichen Interessen. Sie schenkte der Fünfzehnjährigen das Buch “Über die Dinge der Natur” des Nobelpreisträgers William Bragg, in dem er unter anderem beschreibt, wie man die Struktur von Kristallen mit Hilfe von Röntgenstrahlen analysieren kann. Mit sechzehn studierte Dorothy Parsons “Grundlagen der Chemie”, und danach stand ihr Entschluß fest, Chemie zu studieren, insbesondere die Chemie biologisch relevanter Moleküle.
Von 1928 bis 1932 belegte sie – als eine der ganz wenigen Studentinnen damals – in Oxford Chemie. Für ihre postgraduate studies ging sie nach Cambridge zu dem jungen Chemiker Bernal, der mit Hilfe der Röntgenstrukturanalyse Sterole untersuchte. Sie war von der Eleganz dieser neuen Methode hingerissen: “Die Röntgenstrukturanalyse zeigte uns Dinge, von denen wir anfangs nicht einmal geträumt hatten.”
1934 ging Dorothy Crowfoot nach Oxford zurück, um am Somerville College Chemie zu unterrichten. Bis zu ihrer Pensionierung im Jahre 1977 blieb sie – in wechselnden Positionen – der Universität Oxford treu. Ebenfalls in diesem Jahr begann sie mit der chemischen Analyse des Insulins – es sollte 35 Jahre lang dauern, bis sie und ihr Team dessen Struktur ganz aufgeklärt hatten.
Mit 28 Jahren, kurz nach der Geburt ihres ersten Sohnes Luke, erkrankte Hodgkin schwer an entzündlichem Gelenkrheuma, aber sie trotzte dieser schweren, äußerst schmerzhaften und entstellenden Krankheit zeitlebens mit größter Tapferkeit. “Trotz ihrer schrecklich verkrüppelten Finger und Handgelenke”, schreibt einer ihrer Labormitarbeiter, “war sie so gut wie jeder im Labor und besser als die meisten.”
Seit 1962 war Hodgkin aktives Mitglied der Pugwash-Konferenz (benannt nach dem Gründungsort im kanadischen Neuschottland), eines Zusammenschlusses von WissenschaftlerInnen, die sich – besonders während des kalten Krieges – für die Verständigung zwischen WissenschaftlerInnen in Ost und West einsetzten.
Hodgkin hat auf ihrem Forschungsgebiet alle Ehrungen eingeheimst, die ein Mensch überhaupt bekommen kann. Was aber alle, die sie kennenlernten, an ihr am meisten rühmen, waren ihre Freundlichkeit und Bescheidenheit – kurz: ihre menschlichen Qualitäten. Einer ihrer Mitarbeiter, der Inder Vijayan, drückt es in seinem Nachruf auf die verehrte Lehrerin und Kollegin so aus: “Einstein sagte über Gandhi: 'Noch viele Generationen werden es vielleicht kaum glauben können, daß so ein Mensch in Fleisch und Blut auf Erden wandelte.' Das gilt in hohem Maße auch für Dorothy Hodgkin.”
Verfasserin: Luise F. Pusch
Links
Hodgkin auf Nobelpreis Website
Literatur & Quellen
Ferry, Georgina 1998. Dorothy Hodgkin: A Life. London. Granta.
Fölsing, Ulla. 1990. Nobel-Frauen: Naturwissenschaftlerinnen im Porträt. München. Beck.
Hodgkin, Dorothy C. 1976. Kathleen Lonsdale: A Biographical Memoir. London. Royal Society.
Kerner, Charlotte. Hg. 1990. Nicht nur Madame Curie … Frauen, die den Nobelpreis bekamen. Weinheim. Beltz & Gelberg.
Ogilvie, Marilyn Bailey with Kerry Lynne Meek. 1996. Women and Science – An Annotated Bibliography. New York & London. Garland.
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