geboren am 17. Oktober 1895 in Oak Park, Illinois
gestorben am 29. Dezember 1958 in New York
US-amerikanische Tänzerin, Choreographin, Lehrerin
65. Todestag am 29. Dezember 2023
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
„Vielleicht kannst Du doch etwas lernen, und sei es nur Tanz“, war der resignierte Kommentar der Mutter, als Doris mit acht Jahren den Tanz für sich entdeckte. Die Ausbildung macht sich bezahlt, nachdem ihr Vater arbeitslos wurde: Humphrey erhält die Familie mit Unterricht im Gesellschaftstanz in einem Chicagoer Vorort. Eine harte Zeit.
Erst nach fünf Jahren schafft sie den Absprung an die Denishawn School, in der sie erste Choreographien entwickelt. Hier lernt sie auch die lebenslangen FreundInnen Pauline Lawrence und Charles Weidman, ihren langjährigen Tanzpartner, kennen. Mit ihnen gründet sie 1928 in New York die Humphrey-Weidman-Group, als sie mit neuen Bewegungsformen experimentieren will.
Humphrey analysiert die natürliche Bewegung des Menschen und setzt diese in Tanz um. Den theoretischen Hintergrund findet sie in Nietzsches apollinischem und dionysischem Element, das jeder Bewegung innewohnt. Es ist das Prinzip des Aus-dem-Gleichgewicht-Fallens und Sich-Wiederaufrichtens (Rückfedern), wobei sich jede Bewegung von innen nach außen im ganzen Körper fortsetzt. Tanz entsteht zwischen diesen beiden Polen, in den Momenten der Losgelöstheit von der Schwerkraft. In ihren Choreographien gibt Humphrey diesen Elementen eine Form in Zeit, Raum und unterschiedlicher Dynamik. Auch ihre Ehe und die Geburt eines Sohnes unterbrechen nicht ihre künstlerische Arbeit. Sie ist eingespannt zwischen Unterrichten, Vorlesungen, neuen Choreographien.
Doris Humphrey mit Charles Weidman and José Limón, in Humphrey's Exhibition Piece, 1939.
Foto: Thomas Bouchard. The New York Public Library for the Performing Arts, Dance Division
Ein Hüftleiden hindert sie schließlich daran, weiterzutanzen. Pauline Lawrence findet der Deprimierten eine neue Aufgabe: Choreographieren für ihren Schüler José Limón und seine TänzerInnen. Jahre einer fruchtbaren Zusammenarbeit folgen, bis Humphrey unheilbar an Krebs erkrankt.
Mit bewundernswerter Energie vollendet sie das Buch über ihre Theorie, beginnt ihre Autobiographie zu schreiben und berät bei einer neuen Choreographie. Die Premiere erlebt sie nicht mehr.
(Text von 1994)
Verfasserin: Adriane von Hoop
Literatur & Quellen
Humphrey, Doris. 1972. An Artist First: An Autobiography. Hg. und vervollständigt von Selma Jeanne Cohen. Middletown, CN. Wesleyan UP.
Humphrey, Doris. 1985 [1959]. Die Kunst, Tänze zu machen [=The Art of Making Dances]. Wilhelmshaven. Heinrichshofen's Vlg.
Notable American Women: The Modern Period. 1980. Hg. Barbara Sicherman, Carol Hurd Green, Irene Kantrov & Harriet Walker. Cambridge, MA; London. The Belknap Press of Harvard UP.
Siegel, Marcia B. 1987. Days on Earth: The Dance of Doris Humphrey. New Haven; London. Yale UP.
Stodelle, Ernestine. 1986. Doris Humphrey und ihre Tanztechnik. Ein Arbeitsbuch. Frankfurt/M. Fricke.
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