(Bernardine Eugénie Désirée Clary [Geburtsname]; Désirée Bernadotte [Ehename]; Königin Desideria von Schweden und Norwegen)
geboren am 8. November 1777 in Marseille
gestorben am 17. Dezember 1860 in Stockholm
französische Bürgerin und schwedische Königin
245. Geburtstag am 8. November 2022
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Ihren Aufstieg von der französischen Bürgertochter zur schwedisch-norwegischen Königin und damit zur Stammmutter einer Dynastie, die noch heute den schwedischen Thron innehat, verdankt Eugénie Bernardine Désirée Clary der Französischen Revolution und dem Machtstreben zweier Bürgersöhne: Napoleon Bonaparte und Jean Baptiste Bernadotte.
1795 verlobte sich die jüngste Tochter des Marseiller Reeders und Seidenhändlers François Clary mit dem acht Jahre älteren Brigadegeneral Napoleon Bonaparte, nachdem sein Bruder Joseph ein Jahr zuvor Désirées Schwester Julie geheiratet hatte. Obwohl Napoleon wenige Monate später nach Paris abberufen wurde und Josephine Beauharnais heiratete, blieb er seiner Jugendliebe verbunden.
1798 heiratete Désirée Napoleons Divisionsgeneral Jean Baptiste Bernadotte und fand in ihm den Mann, »der es mit Napoleon aufnehmen kann« und ihr Selbstwertgefühl wiederherstellte. Bernadotte nutzte diese freundschaftlich-familiären Beziehungen militärisch und politisch so geschickt, dass er 1810 mit Napoleons Billigung zum schwedischen Thronfolger gewählt wurde.
Désirée, die im Januar 1811 mit ihrem elfjährigen Sohn Oscar in Stockholm eintraf, empfand den Königspalast »wie eine Art Kaserne, riesig, dunkel und eisig kalt«. Bereits im Juni reiste sie ohne ihren Sohn und ohne Billigung ihres Mannes nach Paris ab, wo sie während der europäischen Befreiungskriege (auch Schweden hatte sich der Koalition gegen Frankreich angeschlossen) als »Gräfin von Gotland« ein zurückgezogenes, bürgerliches Leben führte.
Erst 1823, fünf Jahre nach der Krönung Bernadottes zum schwedischen König Carl XIV. Johan, kehrte sie nach Stockholm zurück und wurde am 21. August 1829 zur schwedisch-norwegischen Königin Desideria gekrönt. Sie war aufgrund ihrer Wohltätigkeit beliebt und bekannt für ihren unkonventionellen Lebensstil, durch den sie sich der verhassten höfischen Etikette mit ihren Zwängen entziehen konnte: Tagsüber schlief sie und machte ihre täglichen Ausfahrten abends in der Dunkelheit.
Bis zu ihrem Tod 1860 litt sie unter dem schwedischen Klima und fühlte sich in dem fremden Land, dessen Sprache sie nie erlernte, isoliert. Auch von ihrem Sohn und ihrem Mann, der sie immer wieder aufgefordert hatte, sich aus allen politischen Angelegenheiten herauszuhalten, hatte sie sich entfremdet. Ständig war sie mit Reiseplänen beschäftigt, um ihren Traum, nach Paris zurückzukehren, in die Tat umzusetzen. Neun Jahre nach Bernadottes Tod rüstete sie 1853 ein letztes Mal zum Aufbruch nach Süden, gab die Reisevorbereitungen jedoch wieder auf und verteilte statt dessen Geschenke an die Armen Stockholms.
Désirées Verhältnis zu Napoleon und ihr gesellschaftlicher Aufstieg waren der ideale Stoff für die Unterhaltungsindustrie der 1950er Jahre. Der 1951 erschienene Roman Désirée von Annemarie Selinko wurde ebenso zum Bestseller wie der gleichnamige amerikanische Spielfilm von 1954 mit Marlon Brando und Jean Simmons in den Hauptrollen ein Kinoerfolg war.
(Text von 2001)
Verfasserin: Kerstin Reimers
Zitate
Eugenia, Bernhardine Desirée, Königin von Schweden. Dem reichen und angesehenen Handelshause Clary in Marseille war das merkwürdige Geschick vorbehalten, zwei seiner Tochter als Königinnen auf den Thronen Europa's zu erblicken. Die eine, mit Joseph Bonaparte vermählt, theilte mit ihm mehrere Jahre die königliche Würde theils in Neapel, theils in Spanien; die andere, mit dem General Bernadotte verheirathet, lebt jetzt als gekrönte und regierende Königin von Schweden an seiner Seite in Stockholm, und sieht von ihrem einzigen Sohn, dem Kronprinzen Oscar, eine blühende Nachkommenschaft ausgehen, die ihr auch noch in später Zukunft die Dauer eines so ungewöhnlichen Glucks verbürgt. Die Königin ist den 8. November 1781 geboren, und wurde den 16. August 1798 mit ihrem Gemahl verbunden. Sie konnte sich Anfangs nicht an den rauhen Norden gewöhnen, und ging deßhalb wieder nach Paris, wo sie noch mehrere Jahre lebte, bis sie endlich, dem Anschein nach für immer, nach Schweden zurückkehrte, wo sie durch Güte und Wohlthätigkeit sich die Liebe ihrer Unterthanen erworben hat. A. (Eintrag im Damen Conversations Lexikon, herausgegeben von Carl Herloßsohn. Leipzig, 1834 bis 1838, Band 4, S. 26)
Links
Find A Grave Memorial: Desideria (1777 – 1860) (Link aufrufen)
Internet Movie Database: Désirée Clary (Rolle). Filme. (Link aufrufen)
Veith, Peter: Désirée und Jean Baptiste Bernadotte. Seite zu Désirée und Bernadotte. (Link aufrufen)
Zetterberg Sardo, Julie: Désirée. Umfangreiche Linksammlung zu Person, Buch und Film. (Link aufrufen)
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Literatur & Quellen
Quellen Meyers enzyklopädisches Lexikon. (1971-79) In 25 Bänden ; mit 100 signierten Sonderbeiträgen. 9., völlig neu bearbeitete Auflage. Mannheim, Wien, Zürich. Bibliographisches Institut. (WorldCat-Suche)
Angermayer, Erwin (1975): Große Frauen der Weltgeschichte. 1000 Biographien in Wort und Bild. Wiesbaden. Löwit. (Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Bohman, Nils; Dahl, Torst (1942): Svenska Män och Kvinnor. Biografisk uppslagsbok. Stockholm. Bonnier. (WorldCat-Suche)
Keckeis, Gustav (Hg.) (1953/54): Lexikon der Frau in zwei Bänden. 2 Bände. Zürich. Encyclios. (Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Weiterführende Literatur Girod L'Ain, Gabriel de (1961): Désirée Clary. Ein Lebensbild nach ihrem unveröffentlichten Briefwechsel mit Bonaparte, Bernadotte und ihrer Familie. Köln, Berlin. Kiepenheuer & Witsch. (Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Kermina, Françoise (2004): Bernadotte et Désirée Clary. Le Béarnais et la Marseillaise, souverains de Suède. Paris. Perrin. ISBN 2262022062. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Koster, Henry (1954): Desirée. Napoleons erste große Liebe. Spielfilm nach dem Buch von Annemarie Selinko. Mit Marlon Brando und Jean Simmons. DVD, 106 min. Deutschland. (Amazon-Suche)
Napoléon Bonaparte (2005): Lettres d'amour. À Désirée, Joséphine, Marie et Marie-Louise. Herausgegeben von Max Gallo. Paris. l'Archipel. ISBN 2841876829. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Selinko, Annemarie (1954): Désirée. Roman. 6. Aufl. Köln. Kiepenheuer & Witsch. 2008. (Paperback, 680) ISBN 9783462031027. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Selinko, Annemarie; Feuerstein, Torsten et al. (2009): Désirée. MP3-CD mit Daisy-Navigation. Gelesen von Martina Gedeck. Regie: Torsten Feuerstein. Autoris. Lesefassung. Berlin. Argon. (Argon-Daisy-Edition) ISBN 9783866107151. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Bildquellen
kunstkopie.de Wikipedia Désirée-Seite von Julie Zetterberg Sardo
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