(Cosima Francesca Gaetana de Flavigny [Geburtsname]; Cosima Liszt [nach der Legitimierung durch ihren Vater]; Cosima von Bülow [Ehename])
geboren am 25. Dezember 1837 in Bellassio
gestorben am 1. April 1930 in Bayreuth
Wagner-Chronistin, Festspielverwalterin und Regisseurin
185. Geburtstag am 25. Dezember 2022
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Leben wie Herkunft der „Herrin von Bayreuth”, „Hüterin des Grals”, „grande dame française” oder „Meisterin”, wie man sie nannte, waren spektakulär.
Sie entstammte einer freien Liebesverbindung zwischen der Gräfin Marie d’Agoult und dem berühmten Pianisten und Komponisten Franz Liszt, stürzte sich früh in eine unüberlegte Ehe mit dem Dirigenten Bülow („wie es kam, dass wir heirateten, weiß ich jetzt noch nicht ... ohne eine Laune meinerseits, ohne eine Bewegung, namentlich ohne ein Grübeln kam es zur Hochzeit”) und war bald unglücklich.
Dann verliebte sich der Komponist Richard Wagner in die 24 Jahre jüngere Frau. Eine quälende Zeit setzte ein, denn sie schlief bereits mit Richard, hatte aber zwei Kinder von Bülow und war noch offiziell seine Lebensgefährtin. Dies gibt bis heute den Biographen Rätsel auf. Während Peter Wapnewski behauptet „Sinnlichkeit scheut diese Nonne wie der Teufel das Weihwasser”, erfindet Robert Gutman die Mär von ihrer „hochgespannten Sexualität”. In Wahrheit ließen ihre Schuldgefühle wegen des Betruges an Hans von Bülow sie nie los. Sie musste in München für Richard bei König Ludwig II vermitteln (der Wagner finanziell unterstützte) und führte zugleich zwei Haushalte. Während dieser Zeit wurde Isolde geboren, die aus Schicklichkeitsgründen den Nachnamen Bülow erhielt, obwohl Wagner der Vater war.
Nach der Scheidung 1870 heiratete das Paar, lebte dann bei Luzern, in München und schließlich in Bayreuth, wo das Festspielhaus gebaut wurde, das bis heute ausschließlich Wagners Werke spielt.
Nach Richards Tod 1883 führte Cosima die Festspiele in eigener Regie weiter, bis sie aus gesundheitlichen Gründen 1906 die Leitung an den Sohn Siegfried weitergab. Ihre große kulturgeschichtliche Leistung bestand darin, schon 1884 einen fünfjährigen Festspielplan zu entwerfen und ab 1886 Opern selber zu inszenieren, wodurch sie mit beispielloser Energie künstlerisch hochstehende Aufführungen gewährleistete und somit das Fortbestehen der Institution ermöglichte. Sie wurde zu einer Modellwitwe, die alle ideologischen Abwegigkeiten einschließlich antisemitischer Ausfälle von Richard übernahm. Ihr unerschütterlicher Einsatz für Richards Lebenswerk trug ihr 1910 die Ehrendoktorwürde der Berliner Universität ein.
Text von 2004)
Verfasserin: Eva Rieger
Zitate
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/320521501X/wwwfembioorg-21
Von mir ist jede Leidenschaftlichkeit der Liebe gewichen, bei Richard waltet sie noch.
(Tagebuch Cosima Wagners, 1870, im Jahr der Verheiratung)
Es gibt kein Glück auf Erden als das Opfer. Nichts für sich selbst wollen, nichts suchen, sich hingeben und dem Kleinsten, Geringsten dienen, das ist unsre Befreiung!
(Cosima Wagner)
Sie war die bedeutendste Frau des 19. Jahrhunderts im Sinne autonomer Lebensgestaltung und auf dem Gebiete künstlerisch–kulturellen Wirkens.
(Karl Holl, 1930)
Es sollten alle Juden in einer Aufführung des Nathan verbrennen.
(Tagebucheintrag von Cosima Wagner anlässlich des Wiener Ringtheaterbrandes am 17. und 18. Dezember 1881, gefunden hier)
Die wenigen Fälle hoher Bildung, die ich in Deutschland vorfand, waren alle französischer Herkunft, vor allem Frau Cosima Wagner, bei weitem die erste Stimme in Fragen des Geschmacks, die ich gehört habe.
(Friedrich Nietzsche: Werke und Briefe: Warum ich so klug bin. Friedrich Nietzsche: Werke, S. 7767. http://www.digitale-bibliothek.de/band31.htm)
Frau Cosima Wagner ist das einzige Weib großen Stils, das ich kennen gelernt habe; aber ich rechne ihr es an, daß sie Wagner verdorben hat ... Der Parsifal Wagners war zu allererst und anfänglich eine Geschmacks-Condeszendenz Wagners zu den katholischen Instinkten seines Weibes, der Tochter Liszts.
(Tagebucheintrag von Friedrich Nietzsche, zitiert von Curt Paul Janz in seiner Nietzsche-Biographie. http://www.digitale-bibliothek.de/band31.htm)
An Cosima Wagner Ariadne, ich liebe Dich. Dionysos
(Wahnsinnsbrief von Friedrich Nietzsche, Anfang Januar 1889. http://www.digitale-bibliothek.de/band31.htm)
Links
Bollinger, Andrea: Porträt Cosima Wagner in Bezug auf Friedrich Nietzsche. Nietzsche online.
Online verfügbar unter http://nietzsche.is.uni-sb.de/pers/xsl/per_liszt_cosima_00.xml, zuletzt geprüft am 16.12.2017.
Deutschlandradio Kultur: „Cosima hat die Festspiele gerettet”. Interview mit Oliver Hilmes, dem Verfasser von „Herrin des Hügels - Das Leben der Cosima Wagner”, geführt von Tom Grote.
Online verfügbar unter http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kulturinterview/650106/, zuletzt geprüft am 16.12.2017.
Harold B. Lee Library: Wagner, Cosima. Angaben zum Nachlass.
Online verfügbar unter http://net.lib.byu.edu/~rdh7/prmss/t-z/wagnerco.html, zuletzt geprüft am 16.12.2017.
Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Wagner, Cosima, 1837-1930.
Online verfügbar unter http://d-nb.info/gnd/118628232, zuletzt geprüft am 16.12.2017.
Probst, Ernst: Cosima Wagner. Die erste Herrin auf dem „Grünen Hügel”.
Online verfügbar unter http://biografien-news.blog.de/?tag=cosima+wagner, zuletzt geprüft am 16.12.2017.
Thüringen, Theater &. Philharmonie: Pressespiegel zur Oper „Cosima” von Siegfried Matthus.
Online verfügbar unter http://www.tpthueringen.de/frontend/index.php?page_id=44&v=press_list&md=ps&sp=1&rep=12, zuletzt geprüft am 16.12.2017.
Wikimedia Commons: Cosima Wagner.
Online verfügbar unter http://commons.wikimedia.org/wiki/Cosima_Wagner?uselang=de, zuletzt geprüft am 16.12.2017.
Wikipedia: Cosima Wagner.
Online verfügbar unter http://de.wikipedia.org/wiki/Cosima_Wagner, zuletzt geprüft am 16.12.2017.
Literatur & Quellen
Quellen
Beidler, Franz Wilhelm (1997): Cosima Wagner-Liszt - der Weg zum Wagner-Mythos. Ausgewählte Schriften des ersten Wagner-Enkels und sein unveröffentlichter Briefwechsel mit Thomas Mann. Herausgegeben von Thomas Borchmeyer. Bielefeld. Pendragon.
Wagner, Wolf Siegfried (Hg.) (1978): Die Geschichte unserer Familie in Bildern. Bayreuth 1876 – 1976. Unter Mitarbeit von Winifred Wagner, Gertrud Wagner und Nike Wagner. Reinbek bei Hamburg. Rowohlt (Rororo, 4223).
Wagner, Cosima (1976): Die Tagebücher (gebundene Ausgabe), Band 1. 1869 – 1877. Editiert und kommentiert von Martin Gregor-Dellin und Dietrich Mack. München. Piper.
Wagner, Cosima (1977): Die Tagebücher (gebundene Ausgabe), Band 2. 1878 - 1883. Editiert und kommentiert von Martin Gregor-Dellin und Dietrich Mack. München. Piper.
Wagner, Cosima (1980): Das zweite Leben. Briefe und Aufzeichnungen 1883-1930. Herausgegeben von Dietrich Mack. München, Zürich. Piper.
Wagner, Nike (1998): Wagner-Theater. Frankfurt am Main. Insel.
Briefwechsel
Helmholtz, Anna von (1993): Kunst und Liebe müssen sein. Briefe von Anna von Helmholtz an Cosima Wagner 1889 bis 1899. Herausgegeben von Petra Werner und Angelika Irmscher. Bayreuth. Druckhaus Bayreuth.
Wagner, Cosima (1937): Briefe an Ludwig Schemann. Herausgegeben von Bertha Schemann. Regensburg. Bosse (Von deutscher Musik, 59).
Wagner, Cosima (1938): Die Briefe Cosima Wagners an Friedrich Nietzsche, Band 1. 1869-1871. Herausgegeben von Erhart Thierbach. Leipzig, Weimar. Nietzsche-Archiv (Jahresgabe der Gesellschaft der Freunde des Nietzsche-Archivs, 12).
Wagner, Cosima (1940): Die Briefe Cosima Wagners an Friedrich Nietzsche, Band 2. 1871 - 1877. Herausgegeben von Erhart Thierbach. Altenburg. Pierer (Jahresgabe der Gesellschaft der Freunde des Nietzsche-Archivs, 13).
Wagner, Cosima (1980): Das zweite Leben. Briefe und Aufzeichnungen 1883-1930. Herausgegeben von Dietrich Mack. München, Zürich. Piper.
Wagner, Cosima; Chamberlain, Houston Stewart (1934): Cosima Wagner und Houston Stewart Chamberlain im Briefwechsel 1888-1908. Herausgegeben von Paul Pretzsch. Leipzig. Reclam.
Wagner, Cosima; Ludwig II. von Bayern (1996): Briefe. Eine erstaunliche Korrespondenz (gebundene Ausgabe). Bergisch Gladbach. Lübbe.
Wagner, Cosima; Ludwig II. von Bayern (2004): Briefe. Eine erstaunliche Korrespondenz (Taschenbuchausgabe). Herausgegeben von Martha Schad. München, Zürich. Piper.
Wagner, Cosima; Strauss, Richard (1978): Ein Briefwechsel. Herausgegeben von Franz Trenner unter Mitarbeit von Gabriele Strauss. Tutzing. Schneider (Veröffentlichungen der Richard-Strauss-Gesellschaft, 2).
Wagner, Cosima; Wagner, Richard (1933): Cosima Wagners Briefe an ihre Tochter Daniela von Bülow. 1866 - 1885. Nebst 5 Briefen Richard Wagners. Herausgegeben von Max von Waldberg. Stuttgart, Berlin. Cotta.
Tagebuchausgaben
Wagner, Cosima (1976): Die Tagebücher (gebundene Ausgabe), Band 1. 1869 – 1877. Editiert und kommentiert von Martin Gregor-Dellin und Dietrich Mack. München. Piper.
Wagner, Cosima (1977): Die Tagebücher (gebundene Ausgabe), Band 2. 1878 - 1883. Editiert und kommentiert von Martin Gregor-Dellin und Dietrich Mack. München. Piper.
Wagner, Cosima (1982): Die Tagebücher (Taschenbuchausgabe), Band 1. 1869-1872. Editiert und kommentiert von Martin Gregor-Dellin und Dietrich Mack. München. Piper (Serie Piper, 251).
Wagner, Cosima (1982): Die Tagebücher (Taschenbuchausgabe), Band 2. 1873 - 1877. Editiert und kommentiert von Martin Gregor-Dellin und Dietrich Mack. München. Piper (Serie Piper, 252).
Wagner, Cosima (1982): Die Tagebücher (Taschenbuchausgabe), Band 3. 1878-1880. Editiert und kommentiert von Martin Gregor-Dellin und Dietrich Mack. München. Piper (Serie Piper, 253).
Wagner, Cosima (1982): Die Tagebücher (Taschenbuchausgabe), Band 4. 1881-1883. Editiert und kommentiert von Martin Gregor-Dellin und Dietrich Mack. München. Piper (Serie Piper, 254).
Wagner, Cosima (2005): Tagebücher. Eine Auswahl von Marion Linhardt und Thomas Steiert (gebundene Ausgabe). München. Piper.
Wagner, Cosima (2006): Tagebücher. Eine Auswahl von Marion Linhardt und Thomas Steiert (Taschenbuchausgabe). München, Zürich. Piper.
Weiterführende Literatur
Borchmeyer, Dieter (Hg.) (1998): Das Tribschener Idyll. Nietzsche - Cosima - Wagner ; eine Text-Collage. Frankfurt am Main, Leipzig. Insel.
Borchmeyer, Dieter; Salaquarda, Jörg (Hg.) (1994): Nietzsche und Wagner. Stationen einer epochalen Begegnung. Frankfurt am Main. Insel.
Du Moulin Eckart, Richard (1929/31): Cosima Wagner. Ein Lebens- und Charakterbild. Hinweis: Der zweite Band trägt den Titel „Die Herrin von Bayreuth”. 2 Bände. München. Drei Masken.
Fiebig, Paul; Großmann-Vendrey, Susanna (1983): Die Rezeption in Bayreuth - Strukturen und Ursachen. Von Wagners Tod bis zum Ende der Ära Cosima Wagner (1883 - 1906). Regensburg. Bosse (Bayreuth in der deutschen Presse, Dokumentenband 3,1).
Giroud, Françoise (1998): Cosima Wagner. Mit Macht und mit Liebe. Eine Biographie. (=Cosima la sublime). München. Deutscher Taschenbuch-Verlag (dtv premium; dtv, 24133).
Gorischek, Thussy (2001): Im Geiste Richard Wagners. Bayreuther Festspiele. Richard & Cosima Wagner, Siegfried & Winifred Wagner, Wieland & Wolfgang Wagner & die „Brut”. Graz. Studio und Edition.
Hilmes, Oliver (2007): Herrin des Hügels. Das Leben der Cosima Wagner. München. Siedler.
Kapp, Julius; Wagner, Richard (1951): Richard Wagner und die Frauen. Berlin-Halensee, Wunsiedel. Hesse.
Karbusicky, Vladimir (Hg.) (1997): Besuch bei Cosima. Eine Begegnung mit dem alten Bayreuth. Mit einem Fund der Briefe Cosima Wagners. Hamburg. von Bockel.
Köhler, Joachim (1996): Friedrich Nietzsche und Cosima Wagner. Die Schule der Unterwerfung. Berlin. Rowohlt Berlin.
Köhler, Joachim (2007): Ich, Cosima. Roman. Berlin. List (List-Taschenbuch, 60740).
Lotz, Ilse (1935): Cosima Wagner. Die Hüterin des Grals. Der Lebensroman einer deutschen Frau. Görlitz. Bokämper.
Marek, George Richard (1982): Cosima Wagner. Ein Leben für ein Genie. Bayreuth. Hestia.
Millenkovich-Morold, Max (1937): Cosima Wagner. Ein Lebensbild. Leipzig. Reclam.
Mollat, Georg (1936): Von Goethes Mutter zu Cosima Wagner. Zweihundert Jahre deutsches Frauenleben. Stuttgart. Frommann.
Reiser, Rudolf (2006): König Ludwig II., Cosima und Richard Wagner. München. Stiebner.
Scalero, Liliana (1934): Cosima Wagner. Aus dem Italienischen von Hans Gabriel. Zürich. Rascher.
Skelton, Geoffrey (1995): Richard und Cosima Wagner. Biographie einer Ehe. (=Richard and Cosima Wagner). Aus dem Englischen von Günther Jarfe und Bernhard Lenz. München. Heyne (Heyne-Bücher, 19; Heyne-Sachbuch, 342).
Sokoloff, Alice Hunt (1970): Cosima Wagner. Außergewöhnliche Tochter von Franz Liszt. Eine Biographie. (=Cosima Wagner : A biography). Aus dem Englischen von Margarete Bormann. Hamburg. von Schroeder.
Stock, Richard Wilhelm (1938): Richard Wagner und die Stadt der Meistersinger. Den Großen von Bayreuth Richard und Cosima Wagner zum Gedächtnis in ihrem 125. und 100. Geburtsjahr. Nürnberg. Ulrich.
Sutherland, Douglas (1970): Cosima. Eine Biographie. (=Twilight of the Swans. Life of Cosima Wagner). Aus dem englischen Manuskript übersetzt von Else Winter. Tübingen. Wunderlich.
Weissensteiner, Friedrich (2001): Die Frauen der Genies. Constanze Mozart, Christiane Goethe-Vulpius, Cosima Wagner, Mileva Einstein, Alma Mahler-Werfel, Katia Mann. Wien. Deuticke.
Zurmühl, Sabine (2022): Cosima Wagner. Ein widersprüchliches Leben. Wien. Böhlau.
Bildquellen
- nietzsche.is.uni-sb.de/pers/xsl/per_liszt_cosima_00.xml
- orange.fr
- it.wikipedia.org
- www.br-online.de
- www.meiningermuseen.de/cwagner.html
- www.digitale-bibliothek.de/band31.htm
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