geboren am 5. Januar 1762 in Zell (Wiesental)
gestorben am 6. März 1842 in Salzburg
Ehefrau W. A. Mozarts
180. Todestag am 6. März 2022
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Kaum eine Frau ist in der Musikliteratur so verfemt worden wie Constanze Mozart. Dabei führten die Mozarts eine harmonische und – wenn man Wolfgangs Briefen glauben kann – sexuell erfüllte Ehe. Von dumpfer Triebhafigkeit soll sie gewesen sein – ein Seitensprung ihrerseits ist allerdings bis heute nicht belegt. Die Ehebrüche Wolfgangs werden dagegen schmunzelnd als »Mannsbilderspäße« (Paumgartner) verbucht.
Sie wird als schlechte Hausfrau bezeichnet, doch lobte Schwiegervater Leopold, der ihr nicht sonderlich zugetan war, ihre Haushaltsführung als »im höchsten Grade ökonomisch«. Biographen behaupten, sie hätte Krankheiten simuliert, und übersehen dabei, daß eine Frau, die in acht Jahren sechs Kinder austrug, kräftemäßig ausgelaugt war. Sie litt nach Aussage ihrer Schwester Sophie an einer lebensgefährlichen Beinkrankheit, die sie acht Monate lang ans Bett fesselte.
Der gern erhobene Vorwurf, Constanzes Lieblosigkeit sei der Grund für Wolfgangs Beerdigung in einem Massengrab, ist durch Nachforschungen über damalige Bestattungs-Gepflogenheiten widerlegt worden. Als Wolfgang starb, hinterließ er sie mit zwei Kindern, mit Schulden, einer unfertigen Partitur des Requiems, für die er vollständig entlohnt worden war, und einem Stapel ungeordneter und teils unvollständiger Musikautographen. Trotz Armut und Not verkaufte sie die Manuskripte nicht, für die sie sofort Geld bekommen hätte, sondern hütete sie sorgfältig. Erst 1799 veräußerte sie sie an den Verleger André. Es ist also maßgeblich ihr zu verdanken, daß Wolfgangs Autographe nicht in alle Welt verstreut sind. Dennoch wird sie bis heute als betrügerische Geschäftsfrau diffamiert.
Sie war sicherlich kein Engel; so verzieh sie ihrem Schwiegervater nie die Demütigungen, die er ihr und ihrer Mutter zufügte. Eine triebhafte, lieblose, gefühlskalte und treulose Person, als die sie hingestellt wird, war sie jedoch nicht.
(Eva Rieger, 1991)
Constanze Mozart, wiederverheiratete Nissen
Wie ging es weiter nach Wolfgangs Tod?
Am 5. Dezember 1791 starb Mozart, und die knapp 30jährige Constanze musste nach recht glücklichen Ehejahren allein weiterleben – mit einem Berg Schulden, vielen unsortierten Manuskripten und den beiden kleinen Kindern. Erst im Juli war Franz Xaver zur Welt gekommen als zweites überlebendes von sechs Kindern in acht Jahren Ehe.
Zunächst brachte Constanze diese beiden Kinder gut bei dem befreundeten Ehepaar Duschek unter, das selbst keinen Nachwuchs hatte und Hilfe anbot.
Und ab diesem Zeitpunkt veranstaltete sie in ihrem musikalischen Salon viele Konzerte, auch um so für den eigenen Unterhalt sorgen zu können. 1795/96 unternahm sie sogar eine Konzertreise mit Mozarts Werken. Constanze war ja, wie ihre Schwester Aloisia, eine begabte Sopranistin.
Mozarts zahlreiche Autographe verkaufte sie nicht sofort, obwohl das eine einträgliche Geldquelle gewesen wäre, um schnell ihre finanzielle Not zu lindern. Stattdessen versuchte sie im Kontakt zu unterschiedlichen Verlegern die Edition einer Mozart-Gesamtausgabe zu erreichen.
Von der Oper „Idomeneo“ wurde auf Betreiben Constanze Mozarts 1795 ein Klavierauszug erstellt und herausgegeben.
Schon zuvor, 1793, hatte sie den glühenden Mozart-Verehrer Georg Nikolaus Nissen kennengelernt. Der dänische Diplomat lebte ab 1798 in ihrem Haushalt und war bei der Sichtung und Dokumentation des Mozart-Nachlasses eine große Hilfe.
1800 verkaufte man schließlich alle noch vorhandenen Autographe, darunter die Opern „Figaro“ und „Die Zauberflöte“ wie auch „Eine kleine Nachtmusik“, an den Verleger Johann Anton André, der bei der Herausgabe große Sorgfalt walten ließ.
Endlich verheiratet, zog das Ehepaar Nissen 1810 nach Kopenhagen. Dort lebten die beiden 10 Jahre lang. Ab 1820 reisten sie viel und ließen sich schließlich 1824 in Salzburg nieder. Längst hatte Georg Nikolaus Nissen mit Hilfe Constanzes die Arbeit an einer Mozart-Biografie begonnen. Doch erst zwei Jahre nach dem Tod ihres zweiten Ehemannes konnte Constanze diese fertigstellen und schließlich 1828 eine Veröffentlichung bei Breitkopf & Härtel in Leipzig erreichen.
Die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte die zweifache Witwe gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Sophie. Diese pflegte die seit einigen Jahren kränkelnde Constanze, wie sie Jahre zuvor auch schon Wolfgang Amadeus gepflegt hatte. Übrigens stammt von Sophie auch die Schilderung der letzten Stunden Mozarts in Nissens Biografie.
Constanze Nissen, geborene Weber, verwitwete Mozart starb am 6.März 1842 im Alter von 80 Jahren. Den Namen Nissen hat sie am längsten getragen und wohl in dieser Zeit auch das größte Glück erlebt. Ohne ihren beständigen Einsatz für das Werk ihres ersten Mannes jedoch, mit dem sie nur ungefähr 10 Jahre ihres langen Lebens gemeinsam verbracht hatte, hätten wir Nachgeborenen wohl kaum dermaßen uneingeschränkte Zugriffsmöglichkeiten auf Mozarts Werk.
(Anja Weinberger, 2021)
Verfasserin: Eva Rieger und Anja Weinberger
Zitate
Er (Wolfgang) begann, Constanze zu lieben, weil es sich in ihm dazu entschlossen hatte. Eine hat es sein müssen, und sie war es.
(Wolfgang Hildesheimer)
Constanzes Ruhm besteht darin, daß Mozart sie geliebt hat und damit in die Ewigkeit mitgenommen, so wie der Bernstein die Fliege …
(Alfred Einstein)
Constanze war »ein triebmäßig dahinlebendes, sinnliches, primitives, launisches, lebenslustiges Weibchen, seine Papagena.«
(Arthur Schurig)
Links
www.constanze-mozart.de
Informationen aus ihrem Geburtsort Zell im Wiesenthal über die sechs Kinder der Mozarts (vier starben als Säuglinge) und Constanze Mozarts Verwandtschaft (u.a. ihren Vetter Carl Maria von Weber)
Literatur & Quellen
Carr, Francis. 1983. Mozart & Constanze. London. John Murray.
Finke, Gesa. 2013. Die Komponistenwitwe Constanze Mozart. Köln.
Gärtner, Heinz. 1986. Mozarts “Requiem” und die Geschäfte der Constanze Mozart. München.
Rieger, Eva. 2005. Nannerl Mozart: Das Leben einer Künstlerin. Erweiterte Neuausgabe. Frankfurt/M. Insel.
Schurig, Arthur. 1922. Konstanze Mozart: Briefe, Aufzeichnungen, Dokumente 1782-1842. Dresden. Aretz.
Unseld, Melanie. 2005. Mozarts Frauen. Reinbek b. Hamburg. Rowohlt TB.
Wagner, Renate. 1990. “Schicksale im Schatten: Die Frauen um Wolfgang Amadeus”. In: Csobádi, Peter (Hg.); Wolfgang Amadeus. Summa summarum. Das Phänomen Mozart: Leben, Werk, Wirkung. Wien. Neff.
Welsh, Renate. 1997. Constanze Mozart: An Unimportant Woman. Vorwort Gerhard Weiss . Übs. und Nachwort Beth Bjorklund. Riverside, CA. Ariadne Press.
Weissensteiner, Friedrich. 2001. Die Frauen der Genies. Wien; Frankfurt/M. Deuticke.
Weitere Frauenbiografien von Anja Weinberger finden Sie in diesem Buch:
Weinberger, Anja (2023): Frauengeschichten: Kulturgeschichten aus Kunst und Musik.
1. Auflage. Grieskirchen. Der Leiermann. ISBN 978-3-903388-41-3.
(Zum Buch)
Sollten Sie RechteinhaberIn eines Bildes und mit der Verwendung auf dieser Seite nicht einverstanden sein, setzen Sie sich bitte mit Fembio in Verbindung.