(Clara (Klara) Josephine Zetkin-Zundel geb. Eißner)
geboren am 5. Juli 1857 in Wiederau, Sachsen
gestorben am 20. Juni 1933 in Archangelskoje bei Moskau
deutsche Politikerin, Sozialdemokratin
90. Todestag am 20. Juni 2023
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
„Dann Clara Zetkin mit ihrer ungeheuren Schaffenskraft und ihrer leicht hysterischen Begeisterung, aber ich habe sie sehr gern“, erinnert sich Friedrich Engels in einem Brief an Laura Lafargue, Marx’ Tochter, an Zetkins Auftritt beim Internationalen Arbeiterkongress in Zürich 1893.
1891 war die Sozialistin, Kommunistin, Feministin und Pazifistin nach dem Tod ihres russischen Lebensgefährten Ossip Zetkin mit ihren beiden acht- und neunjährigen Söhnen aus dem Pariser Exil nach Deutschland zurückgekehrt. In Stuttgart übernimmt sie 1892 die Herausgabe der sozialdemokratischen Frauenzeitung Die Gleichheit, für die sie bis 1917 verantwortlich ist.
Sie setzt sich für das Recht der Frauen auf Erwerbstätigkeit und für ihre gewerkschaftliche Organisierung ein. Denn mit Frauen, die „den Reichtum ihrer Gefühle in einem Fingerhut oder in einem Kochtopf“ gefangen halten, lässt sich keine Revolution machen. Sie kämpft für das Frauenwahlrecht und die Abschaffung des § 218. Auf ihre Initiative finden ab 1900 parallel zu den Parteitagen Frauenkonferenzen statt, und als dies 1910 von der sozialdemokratischen Führung unterbunden wird, erfindet sie den Internationalen Frauentag.
„Sie spricht wie eine Frau, der außerordentliche Umstände die Kenntnisse und Fähigkeiten eines Mannes gegeben haben, wie eine geniale Frau ... Sie ist einfach die in hohem Grad vollendete Erscheinung der neuen Frau ... die Frau, die dem Mann gleich ist“, schrieb Louis Aragon, der sie 1912 in Basel beim Internationalen Sozialisten-Kongress erlebt. „Die Frau dem Mann gleich“? „Stell Dir vor, Clara hätte ihr Mandat schon und säße mit Rosa im Reichstag! Da würdet ihr erst was erleben ... lächerlich!“ schrieb Victor Adler 1910 höhnisch an Kautsky.
Als die SPD-Fraktion am 3. August 1914 die Kriegskredite bewilligt, tritt Clara Zetkin aus der Partei aus und gründet mit Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und anderen 1917 die USPD. 1920 tritt sie der KPD bei und wird Mitglied des Reichstags.
„Im Geist“ von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, die im Januar 1919 ermordet worden sind, will sie „unter den Massen und mit den Massen arbeiten und kämpfen.“ Aber die sektiererische Politik der KPD, die der SPD „Sozialfaschismus“ vorwarf, und die zunehmende Stalinisierung der Komintern machten eine Zusammenarbeit der beiden großen Arbeiterparteien unmöglich.
Geschwächt, fast blind appellierte die Alterspräsidentin am 30. August 1932 im überfüllten Reichstag, in dem die Naziabgeordneten in SA- und SS-Uniform dominierten, an „die Einheitsfront aller Werktätigen, um den Faschismus zurückzuwerfen“. Ihr Appell blieb ohne Echo.
Verfasserin: Susanne Gretter
Zitate
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Wir erkennen gar keine besondere Frauenfrage an – wir erkennen keine besondere Arbeiterinnenfrage an! Wir erwarten unsere volle Emanzipation weder von der Zulassung der Frau zu dem, was man freie Gewerbe nennt, und von einem dem männlichen gleichen Unterricht - obgleich die Forderung dieser beiden Rechte nur natürlich und gerecht ist - noch von der Gewährung politischer Rechte. Die Länder, in denen das angeblich allgemeine, freie und direkte Wahlrecht existiert, zeigen uns, wie gering der wirkliche Wert desselben ist. Das Stimmrecht ohne ökonomische Freiheit ist nicht mehr und nicht weniger als ein Wechsel, der keinen Kurs hat. Wenn die soziale Emanzipation von den politischen Rechten abhinge, würde in den Ländern mit allgemeinem Stimmrecht keine soziale Frage existieren. Die Emanzipation der Frau wie die des ganzen Menschengeschlechtes wird ausschließlich das Werk der Emanzipation der Arbeit vom Kapital sein. Nur in der sozialistischen Gesellschaft werden die Frauen wie die Arbeit in den Vollbesitz ihrer Rechte gelangen. (Clara Zetkin) In der Theorie sind die Genossinnen schon gleichberechtigt, in der Praxis aber hängt der Philisterzopf den männlichen Genossen noch ebenso im Nacken wie dem ersten besten Spießbürger. (Clara Zetkin)
Bild: Clara Zetkin (1893); Quelle: IISG
Links
Museum in der alten Dorfschule (Elternhaus von Clara Zetkin). Mit interessanten Einzelheiten zu Clara Zetkins Familie.
Online verfügbar unter http://www.museum.wiederau.de/Willkommen.html, zuletzt geprüft am 28.07.2022.
Callesen, Gerd: Quellen zur Entwicklung der sozialistischen Internationale (1907 – 1919) : Wien 1914.
Online verfügbar unter http://library.fes.de/si-online/frauen-intro-dt.html, zuletzt geprüft am 28.07.2022.
Fricke, Thomas: Hauptstaatsarchiv Stuttgart – Vorbemerkungen zu Bestand Q 1/59 (Briefe von Clara und Konstantin (Kostja) Zetkin an die Familie Mayer 1915-1939).
Online verfügbar unter https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/einfueh.php?bestand=6760, zuletzt geprüft am 28.07.2022.
Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Clara Zetkin.
Online verfügbar unter http://d-nb.info/gnd/118636618, zuletzt geprüft am 28.07.2022.
LeMO: Biographie: Clara Zetkin, 1857-1933. Tabellarischer Lebenslauf und Audiodatei (Rede zur Eröffnung des Reichstags, 30. August 1932).
Online verfügbar unter http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/ZetkinClara/, zuletzt geprüft am 28.07.2022.
Marxists’ Internet Archive: Clara Zetkin. Linksammlung zu Zetkin-Texten. Marxists’ Internet Archive.
Online verfügbar unter http://www.marxists.org/deutsch/archiv/zetkin/index.htm, zuletzt geprüft am 28.07.2022.
Reichel, Klaus: Weltpremiere in Finnland. Sie gingen voran. In: Die Zeit, Nr. 11 vom 08.03.2007. Artikel über die Geschichte des Frauenwahlrechts.
Online verfügbar unter http://www.zeit.de/2007/11/A-Finnland-Frauenwahlrecht?page=all, zuletzt geprüft am 28.07.2022.
Stiftung Geißstraße 7, Stuttgart: Clara Zetkin 1857-1933. Frauenrechtlerin – Politikerin – Publizistin – Pazifistin. Ein Gedenkblatt. Link zu PDF-Datei (umfangreicher Text über Clara Zetkins Stuttgarter Jahre).
Online verfügbar unter https://www.geissstrasse.de/publikationen/denkblatt-clara-zetkin/, zuletzt geprüft am 28.07.2022.
Trosien, Antje: Gleichheit und Klassenkampf. Clara Zetkin zum 140. Geburtstag. In: SPW Zeitschrift für Sozialistische Politik und Wirtschaft, Nr. 96/1997.
Online verfügbar unter http://www.spw.de/9704/zetkin.html, zuletzt geprüft am 28.07.2022.
Trosien, Antje; Walther, Claudia: Lily Braun – Kämpferische und bekämpfte Sozialistin. In: SPW Zeitschrift für Sozialistische Politik und Wirtschaft, Nr. 1/97. Enthält u. a. Informationen zum Verhältnis und zur Auseinandersetzung mit Clara Zetkin.
Online verfügbar unter http://www.spw.de/9701/braun.html, zuletzt geprüft am 28.07.2022.
Wesemann, Dorette: Clara Zetkin. Biografie, Link zu Reden Clara Zetkins.
Online verfügbar unter http://www.dadalos-d.org/deutsch/Menschenrechte/Grundkurs_MR3/frauenrechte/woher/portraets/clara_zetkin.htm, zuletzt geprüft am 28.07.2022.
Literatur & Quellen
Quellen
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Weiterführende Literatur
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Drabkin, Jakov S. (1988): Die Aufrechten. Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Franz Mehring, Clara Zetkin. Aus dem Russischen von Ines Mietkowska-Kaiser und Gerhard Kaiser. Berlin: Dietz Verlag.
Evans, Richard J.; Sebald, W. G. (1979): Sozialdemokratie und Frauenemanzipation im deutschen Kaiserreich. Berlin: Dietz (Internationale Bibliothek, 119).
Hardel, Lilo (1964): Das Mädchen aus Wiederau. Kinderbuch über Clara Zetkin. Mit Illustrationen von Bernhard Nast. Berlin: Kinderbuchverl.
Hervé, Florence (Hg.) (2007): Clara Zetkin oder: Dort kämpfen, wo das Leben ist. Berlin: Dietz Vlg Bln.
Honeycutt, Karen (1975): Clara Zetkin. A left-wing socialist and feminist in Wilhelmian Germany. Ann Arbor, Mich.: Univ. Microfilms.
Klaßen, Angela (2003): Mädchen- und Frauenbildung im Kaiserreich 1871 – 1918. Emanzipatorische Konzepte bei Helene Lange und Clara Zetkin. Würzburg: Ergon-Verl. (Spektrum Politikwissenschaft, 25).
Puschnerat, Tânia (2003): Clara Zetkin. Bürgerlichkeit und Marxismus. Eine Biographie. Essen: Klartext-Verl. (Veröffentlichungen des Instituts für Soziale BewegungenSchriftenreihe A, Darstellungen, 25).
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Weiland, Daniela (1983): Geschichte der Frauenemanzipation in Deutschland und Österreich. Biographien – Programme – Organisationen. Düsseldorf: Econ-Taschenbuch-Verl. (ETB, 10025 : Hermes-Handlexikon).
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Zetkin, Clara (1929): Erinnerungen an Lenin. Wien: Verl. für Literatur und Politik.
Zetkin, Clara (1933): Die imperialistischen Kriege gegen die Werktätigen – die Werktätigen gegen die imperialistischen Kriege. Moskau, Leningrad: Verl. Genossensch. ausl. Arbeiter in der UdSSR.
Zetkin, Clara (1955): Über Literatur und Kunst. Zusammengestellt und herausgegeben von Emilia Zetkin-Milowidowa. Berlin: Henschel.
Zetkin, Clara (1957): Ausgewählte Reden und Schriften. 3 Bände. Berlin: Dietz.
Zetkin, Clara (1957): Über Jugenderziehung. Berlin: Dietz.
Zetkin, Clara (1971): Zur Intellektuellenfrage. Aus dem Referat auf dem 5. Kongress der Kommunistischen Internationale, 7. Juli 1924. Kiel: Rote Zelle Jura.
Zetkin, Clara (1974): Zur Theorie und Taktik der kommunistischen Bewegung. Leipzig: Reclam (Geschichte und Kultur, 549).
Zetkin, Clara (1977): Für die Sowjetmacht. Artikel, Reden und Briefe, 1917-1933. Berlin: Dietz.
Zetkin, Clara; Duncker, Käthe; Borchardt, Julian; Hohendorf, Gerd (1960): Die Erziehung der Kinder in der proletarischen Familie. Quellen zur Pädagogik der deutschen Arbeiterbewegung aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg. Berlin: Volk u. Wissen (Erziehung und Gesellschaft).
Zetkin, Clara; Hohendorf, Gerd (1983): Revolutionäre Bildungspolitik und marxistische Pädagogik. Ausgewählte Reden und Schriften. Berlin: Volk und Wissen (Pädagogische Bibliothek).
Zetkin, Clara; Koch, Hans (1911): Kunst und Proletariat. Vortrag, gehalten am ersten Künstlerabend des Bildungsausschusses der Stuttgarter Arbeiterschaft. Stuttgart: Verlag des Bildungsausschusses.
Zetkin, Clara; Pieck, Wilhelm (1934): Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Franz Mehring. Den Führern des Spartakusbundes und Gründern der Kommunistischen Partei Deutschlands. Moskau, Leningrad: Verlagsgenossenschaft Ausländischer Arbeiter in der UdSSR.
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