Lotte Jacobi Archive Instructional Services University of New Hampshire
geboren am 3. Oktober 1893 in Providence, Connecticut
gestorben am 20. Dezember 1958 in New York City
US-amerikanische Ärztin und Psychoanalytikerin
65. Todestag am 20. Dezember 2023
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Clara Thompson gehörte mit Karen Horney und Erich Fromm, mit denen sie auch persönlich befreundet war, zu einem Kreis von TherapeutInnen, die als Neo-PsychoanalytikerInnen bezeichnet werden. Bestimmte Grundideen Freuds lehnten sie ab und ersetzten sie durch andere Konzepte. So spielten in ihrer Therapie weniger die Vergangenheit als die Gegenwart, weniger die verinnerlichten als die zwischenmenschlichen Beziehungen ihrer PatientInnen eine Rolle. Auch die Couch wurde nicht mehr als wesentlich für die Therapie angesehen.
Wie fast alle PsychoanalytikerInnen „der ersten Stunde“ befasste sich auch Thompson mit der weiblichen Sexualität. Freuds kruden Biologismus lehnte sie ab und führte stattdessen Erkenntnisse der Kulturanthropologie und Kultursoziologie in die Diskussion um die weibliche Entwicklung ein. Nicht die biologische Ausstattung ist ausschlaggebend für die Persönlichkeitsentwicklung des Menschen, sondern die ihn umgebende Kultur.
Ihre Jugend war von ihrer stark religiös geprägten Familie beeinflusst. Sie hatte den Wunsch, später einmal als Missionarin und Ärztin nach Indien zu gehen. Doch während ihres Medizinstudiums warf sie ihre religiösen Bindungen über Bord, geriet in eine heftige Persönlichkeitskrise und experimentierte mit Formen sogenannter freier Liebe. Ihr Medizinstudium beendete sie mit sehr gutem Erfolg.
Als sie von einer Mitstudentin erstmals etwas über Psychoanalyse erfuhr, beschloss sie Psychiaterin und Psychoanalytikerin zu werden. Sie reiste sogar nach Budapest zu Sandor Ferenczi, um sich einer Lehranalyse zu unterziehen. Bis zu ihrem Tode in New York City wirkte sie als anerkannte Lehranalytikerin, Universitätslehrerin, Verfasserin einflussreicher Schriften, Expertin für klinische Psychologie und Leiterin mehrerer bedeutender psychoanalytischer Institutionen.
Verfasserin: Sibylle Duda
Zitate
Als Kind sei sie eher ein wilder Lausbub gewesen als ein braves Mädchen - so Clara Thompson über sich selbst.
Literatur & Quellen
Ellenberger, Henry F. 1985. Die Entdeckung des Unbewußten: Geschichte und Entwicklung der dynamischen Psychiatrie von den Anfängen bis zu Janet, Freud, Adler und Jung. Übs. aus dem am. Engl. Gudrun Theusner–Stampa. Zürich. detebe 21343.
Funk, Rainer. 1983. Erich Fromm in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten.Reinbek bei Hamburg.rororo monographie 322.
Notable American Women: The Modern Period. 1980. Hg. Barbara Sicherman, Carol Hurd Green, Irene Kantrov & Harriet Walker. Cambridge, MA; London. The Belknap Press of Harvard UP.
Sanders, Marion K. 1973. Dorothy Thompson: A Legend in Her Time. Illustrated with Photos and Drawings. Boston. Houghton Mifflin.
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