Biographien Christiane Vulpius
(Johanna Christiana Sophie Vulpius [Geburtsname], Christiane von Goethe)
geboren am 1. Juni 1765 in Weimar
gestorben am 6. Juni 1816 in Weimar
Ehefrau von Johann Wolfgang von Goethe
205. Todestag am 6. Juni 2021
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Die 23jährige Christiane Vulpius lernt 1788 den 16 Jahre älteren Goethe kennen, als sie eine Bittschrift ihres Bruders übergibt, der sich als angehender Schriftsteller Unterstützung von ihm erhofft. Christiane muss nach dem Tod der Eltern für die vier jüngeren Geschwister sorgen; sie arbeitet in der neugegründeten Bertuchschen Fabrikation für künstliche Blumen.
Eine heimliche, flüchtige Liebschaft des gefeierten Dichters und einflussreichen Hofmannes Goethe mit dem »ungebildeten Fabrikmädchen«, wie Frau von Stein sie verächtlich nennen wird, hätte die standesbewussten Weimarerinnen wohl kaum entrüstet, war Christiane doch »ein sehr hübsches, freundliches, fleißiges Mädchen; aus ihrem apfelrunden, frischen Gesicht blickten ein paar brennende schwarze Augen… und dunkelbraune volle Locken fielen ihr um Stirn und Nacken«. Aber »es ist lächerlich und tritt alle Idee des Wohlanstandes mit Füßen, dass die Dame Vulpia, indem sie ihren siebenjährigen Goethulum vor sich sitzen hat, sich öffentlich im Theater und sonstwo mamsellisieren lässt«.
Christiane hat Johann Wolfgang fünf Kinder geboren (nur der älteste Sohn August überlebt), sie hat mit Liebe und Sachverstand ein großes Haus samt Garten versorgt und sich immer bemüht, so zu sein, wie er sich seine Gefährtin erhoffte:
Ich wünsche mir eine hübsche Frau,
Die nicht alles nähme gar zu genau,
Doch aber zugleich am besten verstände,
Wie ich mich selbst am besten befände.
Aber für die dünkelhafte, moralisch überhebliche Weimarer Gesellschaft wird sie 17 Jahre lang »sein Liebchen«, die »Demoiselle«, das »Kreatürchen« sein, und auch nach der Heirat 1806 finden sich besonders Weimars Damen eher notgedrungen mit der ungeliebten Frau Geheimrätin ab.
Aber alle Kränkungen, alles Ausgeschlossensein haben Christiane Vulpius nicht verbittert – ihre Briefe erzählen von ihrer Lebenslust, von ihrer Freude an Tanz und Theater (viele ihrer Freundinnen, ihre »Schätzchen« und »Koseweiber«, sind Schauspielerinnen), von der Dankbarkeit für die kleinen Freuden des Alltags wie einen gut gedeihenden Gemüsegarten, einen gut gelungenen Braten für den Feinschmecker Goethe…
Goethes Mutter hat sie wohl am besten erkannt; nach einem Besuch Christianes in Frankfurt schreibt sie: »Ja, wir waren sehr vergnügt und glücklich beyeinander! Du kanst Gott dancken! So ein liebes — herrliches unverdorbenes Gottes Geschöpf findet man nur selten… alle vereinigen sich mit dir, dich glücklich zu preisen…«
Verfasserin: Brigitte Warkus
Zitate
Ich weiß, dass Goethes Genossin keineswegs eine Magd im Hause war. Ich selbst habe beide Hand in Hand und in traulichen Gesprächen öffentlich spazieren gehen sehen, und ein schöner munterer Knabe begleitete sie. Auch habe ich die Frau selbst gesprochen, und könnte nicht sagen, dass es ihr an Bildung fehlte. Sie hat sehr viel Einnehmendes …
(Ludwig Hülsen)
Links
Geburtshaus der Christiane von Goethe (geboren Vulpius) › Ausflugsziele Weimar.
Online verfügbar unter http://ausflugsziele-weimar.de/geburtshaus-der-christiane-von-goethe-geboren-vulpius/, zuletzt geprüft am 26.05.2021.
Karriere einer Unscheinbaren. DER SPIEGEL 36/1998.
Online verfügbar unter http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-7969410.html, zuletzt geprüft am 26.05.2021.
Assel, Jutta; Jäger, Georg: Die Familie Goethes im Bild. Das Goethezeitportal.
Online verfügbar unter http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=3396, zuletzt geprüft am 26.05.2021.
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Online verfügbar unter http://www.weimar-lese.de/index.php?article_id=464, zuletzt geprüft am 26.05.2021.
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Online verfügbar unter http://d-nb.info/gnd/118628011, zuletzt geprüft am 26.05.2021.
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Online verfügbar unter http://www.deutsche-biographie.de/sfz21473.html, zuletzt geprüft am 26.05.2021.
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Online verfügbar unter http://www.webarchiv-server.de/pin/archiv00/1700ob17.htm, zuletzt geprüft am 26.05.2021.
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Online verfügbar unter http://volkslesen.tv/lesung/liebesbriefe-grosser-frauen/, zuletzt geprüft am 26.05.2021.
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Online verfügbar unter http://www.zeno.org/Literatur/M/Goethe,+Johann+Wolfgang/Briefe, zuletzt geprüft am 26.05.2021.
Literatur & Quellen
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