Biographien Christa Anita Brück
(Ps. von Christa Jaab, Ehename: Christa Ladisch)
geboren am 9. Juni 1899 in Liegnitz (heute Legnical/Polen)
gestorben am 22. Februar 1958 in Königstein/Taunus
deutsche Schriftstellerin
125. Geburtstag am 9. Juni 2024
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Ihr Debüt von 1930 Schicksale hinter Schreibmaschinen war gleich ein großer Erfolg – stand aber neben vielen anderen 1933 auch gleich auf der ersten Liste der „schädlichen und unerwünschten Literatur“ der Nationalsozialisten. Heute ist – wenn überhaupt – nur noch der Titel ihres ersten Buches in der Literaturwissenschaft ein Begriff für Literatur über arbeitende junge Frauen in der Weimarer Republik.
Geboren und aufgewachsen ist Christa Jaab, so ihr Geburtsname, in Liegnitz, wo sie sie auch das Lyzeum besuchte. Ihr Vater war Postbeamter, über die Mutter ist nichts bekannt.
Nach Erlernung eines kaufmännischen Berufs arbeitete sie zehn Jahre lang als Stenotypistin und Sekretärin in Berlin.
Bereits als Zwanzigjährige begann sie ihre literarische Laufbahn mit Kurzgeschichten für Zeitungen, wie der ostpreußischen Wochenzeitschrift Morgen.
1930 erschien ihr erster Roman Schicksale hinter Schreibmaschinen, der gleich ein sensationeller Erfolg war. Im Mittelpunkt steht Fräulein Brückner, die nach dem Tod ihrer Eltern auf eine Arbeitsstelle angewiesen ist und als Sekretärin immer wieder äußerst üble Erfahrungen mit ihren Chefs und den Arbeitsbedingungen macht. Anders als in vielen anderen Romanen dieser Zeit, in denen das Leben von Sekretärinnen beschrieben wird, konzentriert sich die Protagonistin auf ihre Arbeit; sie möchte in ihren Arbeitsstellen eine Entwicklungsmöglichkeit finden – von der Suche nach einem Ehemann ist nicht die Rede, auch wenn eine ältere Kollegin ihr gleich zu Anfang des Romans dazu rät. Brück beschreibt auf dem Hintergrund der hohen Arbeitslosigkeit zu dieser Zeit ausführlich, welchen Schikanen, welcher Willkür und welchen sexuellen Übergriffen Frauen an ihren Arbeitsstellen ausgesetzt sind. Vermutlich letzteres führte dazu, dass dieses Buch 1933 gleich auf die erste Liste der „schädlichen und unerwünschten Literatur“ der Nationalsozialisten gesetzt wurde.
Zwei Jahre später, also 1932, erschien ihr zweiter Roman Ein Mädchen mit Prokura über Thea Ilken, eine leitende Angestellte einer Bank zu Anfang der Bankenkrise von 1931. Detailliert beschreibt Brück die Auswirkungen, die die drohende Pleite, aber auch die mögliche und später reale Arbeitslosigkeit auf die MitarbeiterInnen der Bank haben. Als der Bankdirektor ermordet wird, steht Thea Ilken lange Zeit unter Verdacht. Auch in diesem Buch ist wieder deutlich, dass es der Protagonistin um ihren Beruf geht. Während des Prozesses kommt es gar zu einem ausgesprochen feministischen Plädoyer einer Studentin, die deutlich macht, was die Arbeit für Frauen bedeutet, dass ihnen zum Beispiel auch die Möglichkeit zu einem Privatleben genommen wird, was zu Vereinsamung und Isolation führt. Am Ende des Romans wird Ilken nicht nur freigesprochen, sondern sie erhält eine gute Arbeitsstelle, auf der sie ihr Können unter Beweis stellen kann, statt dass ihr dies – wie allen Frauen in Brücks erstem Roman – als Frau verwehrt wird. Dieser Roman wurde 1934 von Arzén von Cserépy verfilmt.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde zwar Brücks erster Roman verboten, nicht aber ihre anderen Werke, und sie erhielt auch kein Publikationsverbot.
Sie war Mitglied im Schutzverband deutscher Schriftsteller bis zu dessen Gleichschaltung 1933.
1933 erschien noch Der Richter von Memel, eine Kriminalgeschichte auf dem Hintergrund der litauisch-deutschen Konflikte im damaligen Memelland, aber nach der Heirat mit dem Bankdirektor Günther Ladisch 1934 und der Geburt ihrer Tochter gab sie das Schreiben vermutlich weitgehend auf. Von Berlin aus zog sie nach Karlsruhe und weiter nach Saarbrücken und Frankfurt am Main, wo ihr Mann Filialleiter der Dresdner Bank war. Diese war eine wesentliche Stütze der nationalsozialistischen Aufrüstungs- und Expansionspolitik und galt als „Hausbank der SS“.
Nach dem Krieg erhielt Günther Ladisch Beschäftigungsverbot in der amerikanischen Zone, wurde aber zwei Jahre später als „Mitläufer“ eingestuft und wieder in die Filialleitung zurückgeholt.
Erst 1941 kam es zu einer weitere Veröffentlichung von Christa Anita Brück, die gleichzeitig auch ihre letzte gewesen zu sein scheint: Im Magazin Die Koralle erschien ihr Roman Fräulein, bitte schreiben Sie!, der im gleichen Jahr unter dem Titel Die Lawine als Buch herauskam.
1952 zog Brück nach Düsseldorf, 1955 nach Bad Homburg und später nach Königstein im Taunus, wo sie 1958 starb.
(Text von 2020)
Verfasserin: Doris Hermanns
Links
Caudill, Smith. (2017, 1. Oktober. Ein Mädchen mit Prokura 1934. [Video]. 1:39:10. YouTube.
Online verfügbar https://youtu.be/e2rpfF7bPLM, zuletzt geprüft am 27.05.2024.
Hermanns, Doris. 10.05.2020. Verboten und verbrannt - Autorinnen und die Bücherverbrennungen: Christa Anita Brück. Bücherfrauen. Ein Beitrag zur Debattenkultur in der Buchbranche. Berlin, BücherFrauen e.V.
Online verfügbar https://blog.buecherfrauen.de/verboten-und-verbrannt-autorinnen-und-die-buecherverbrennungen-christa-anita-brueck/, zuletzt geprüft am 27.05.2024.
Delabar, Walter. 28.11.2023. Eine erfolgreiche Frau? Rowohlt legt Neuentdeckungen aus dem frühen 20. Jahrhundert vor - der erste Roman in der neuen Reihe, Christa Anita Brücks “Ein Mädchen mit Prokura”. literaturkritik.de. Mainz, LiteraturWissenschaft.de.
Online verfügbar https://literaturkritik.de/delabar-brueck-ein-maedchen-mit-prokura,30123.html, zuletzt geprüft am 27.05.2024.
Deutsche Nationalbibliothek. Brück, Christa Anita. Frankfurt am Main.
Online verfügbar https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&reset=true&cqlMode=true&query=auRef%3D1031833447&selectedCategory=any, zuletzt geprüft am 27.05.2024.
Deutscher Bundestag. Wissenschaftliche Dienste. (2020)n Von den Bücherverbrennungen im Rahmen der studentischen Aktion „Wider den undeutschen Geist“ im Jahr 1933 betroffene weibliche Autoren. Sachbestand WD 1 - 3000 - 020/20.
Online verfügbar https://www.bundestag.de/resource/blob/799856/215fbaa1d2f8408122c5691f04b6dd25/WD-1-020-20-pdf-data.pdf, zuletzt geprüft am 27.05.2024.
Christa Anita Brück. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 16. Mai 2024, 07:58 UTC.
Online verfügbar https://de.wikipedia.org/wiki/Christa_Anita_Brück, zuletzt geprüft am 27.05.2024.
Literatur & Quellen
Literatur über Christa Anita Brück:
Ahrens, Ralf (2007): Die Dresdner Bank 1945-47: Konsequenzen und Kontinuitäten nach dem Ende des NS-Regimes. Publikationen der Eugen-Gutmann-Gesellschaft; Band 11. München, R. Oldenbourg
Budke, Petra und Jutta Schulze (1995): Schriftstellerinnen in Berlin 1871 bis 1945. Ein Lexikon zu Leben und Werk. Berlin, Orlanda. Reihe: Der andere Blick. Frauenstudien in Wissenschaft & Kunst
Brinker-Gabler, Gisela, Karola Ludwig und Angela Wöffen (1986): Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen 1800 – 1945. München, dtv
Weidermann, Volker (2008): Das Buch der verbrannten Bücher. Köln, Kiepenheuer & Witsch
Werke von Christa Anita Brück:
Schicksale hinter Schreibmaschinen. 1930. Roman. Berlin, Sieben-Stäbe-Verlag
Ein Mädchen mit Prokura. 1932. Roman. Berlin, Sieben-Stäbe-Verlag
Der Richter von Memel. 1933. Berlin, Ullstein
Die Lawine. 1941. Berlin, Deutscher Verlag (ursprünglich erschienen unter dem Titel Fräulein, bitte schreiben Sie! In: Die Koralle 1941)
Verfilmungen
Ein Mädchen mit Prokura. Arzén von Cserépy. 1934 (englischer Titel: A Woman With Power of Attorney)
Online verfügbar https://www.imdb.com/title/tt0025548/, zuletzt geprüft am 27.05.2024.
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