(Marie Anne Charlotte Corday d'Armont)
geboren am 27. August 1768 in Saint Saturnin des Ligneres
guillotiniert am 17. Juli 1793 in Paris
französische Attentäterin
230. Todestag am 17. Juli 2023
255. Geburtstag am 27. August 2023
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Charlotte Corday, eine Urenkelin Corneilles, ging durch eine einzige Tat in die Geschichte ein. Nach dem frühen Tod der Mutter zog sie mit ihrem Vater nach Caen. Zeitweilig besuchte das Kind eine Klosterschule. Sie wuchs mit den Büchern antiker Schriftsteller auf und bewunderte die einstige Größe Roms. Daher begrüßte sie zunächst die Ausrufung der Republik in Frankreich, doch die Gräuel der Revolution schreckten sie bald ab.
Allmählich reifte in ihr der Plan, den Politiker Jean Paul Marat zu beseitigen. In dem ehemaligen Arzt und Advokaten, der sich vor allem auf die armen Volksschichten stützte, sah Corday lediglich einen zu ständig neuen Untaten aufrufenden Hetzer. Ohne jemanden in ihren Plan einzuweihen, reiste sie nach Paris und kaufte dort ein Küchenmesser. Marat ließ sie sodann mitteilen, sie könne ihm wichtige Informationen über in Caen untergetauchte Girondisten (eine durch den Staatsstreich vom 31. Mai 1793 gestürzte Partei) liefern. Corday wurde vorgelassen und erstach den in der Badewanne sitzenden Revolutionär. Danach ließ sie sich widerstandslos verhaften.
Im Schnellverfahren wurde die Attentäterin verurteilt. Dabei stellte sich heraus, dass sie »den feigen Männern von Caen ein Beispiel an Mut und Tapferkeit« hatte geben wollen. Corday, die das Christentum als Aberglauben ablehnte, weigerte sich, einen Priester in ihre Zelle zu lassen. Schließlich wurde sie guillotiniert. Ein Zeuge der Hinrichtung ohrfeigte ihren abgeschlagenen Kopf. Da man(n) glaubte, nur eine »liederliche Person« habe einen »Helden« wie Marat umbringen können, untersuchte ein Arzt die Leiche — und stellte fest, dass Charlotte Corday als Jungfrau gestorben war.
Ihr Schicksal inspirierte viele Künstlerinnen; die Gedichte von Klopstock und Gleim über sie waren zeitweise recht populär. Durch ihr Handeln erreichte Corday jedoch das Gegenteil ihrer Absichten. Unter dem Vorwand, jetzt die Gegnerinnen der Revolution erst recht bekämpfen zu müssen, wütete das Terrorregime schlimmer als je zuvor.
Verfasserin: Eunike Anna Röhrig
Zitate
Die Französische Revolution brach herein – die Sonne der neuen Zeit ging auf – zuerst zwar eine blutige Sonne, aber doch eine Sonne! Die zu Boden getretene Menschheit sprang auf und zerriß ihre Ketten – wo bisher entsittlichte und gebundene Sklaven gewandelt waren, begrüßten sich freie Bürger und Bürgerinnen. Ja Bürgerinnen! Das proklamierte Vernunft-Recht erkannte dem Weibe dasselbe Recht zu wie dem Manne, und aus den Bürgerinnen wurden auch Heldinnen und Rächerinnen! Eine der edelsten unter ihnen, Charlotte Corday, ermordete mit eigner Hand nach langer, ruhiger Überlegung und angesichts eines blutigen Henkertodes Marat, den Tyrannen Frankreichs. Sie hoffte, so das Vaterland zu erretten, und bebte deshalb vor nichts zurück. Wir dürfen den Mord nicht gutheißen – aber wir dürfen an diese Zeit, wo eine Welt aus ihren Fugen war, auch nicht die gewöhnlichen Maßstäbe legen, wir dürfen diese Jungfrau nicht verdammen. Nicht ihre Tat sei uns ein Beispiel – aber ein Beispiel sei uns ihre Begeisterung für das blutende Vaterland, ihre Bereitwilligkeit, ihm jedes Opfer zu bringen, auch ihr Leben. Wer weiß, ob nicht bald eine Zeit kommt, wo auch wir solchen Todesmut brauchen können!
(Louise Otto, Vortrag, gehalten im demokratischen Frauen-Verein zu Oederan, im Januar 1849. Erstdruck in: Frauen-Zeitung, redigirt von Louise Otto, Leipzig, 1. Jg., Nr. 12, 7. Juli 1849)
Links
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Online verfügbar unter http://www.lexikus.de/bibliothek/Die-beruehmten-Frauen-der-franzoesischen-Revolution-17891795/Charlotte-Corday, zuletzt geprüft am 13.07.2023.
Corday, Marie Anne Charlotte de: Oeuvres politiques de Charlotte de Corday, décapitée à Paris le 17 juillet 1793.
Online verfügbar unter http://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl?PPN666713529, zuletzt geprüft am 13.07.2023.
Gaum, Johann Ferdinand; Wieland, Christoph Martin: Brutus und Corday. Eine Unterredung ; Nebst einem Anhang über die französische Revolution; und über Charlotte Corday.
Online verfügbar unter http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB00003BD500000000, zuletzt geprüft am 13.07.2023.
Internet Movie Database: Charlotte Corday (Titles). Filme.
Online verfügbar unter https://www.imdb.com/search/keyword?keywords=charlotte-corday, zuletzt geprüft am 13.07.2023.
Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Charlotte Corday. Bücher und Medien.
Online verfügbar unter http://d-nb.info/gnd/118676881, zuletzt geprüft am 13.07.2023.
Wikipedia: Charlotte Corday.
Online verfügbar unter http://de.wikipedia.org/wiki/Charlotte_Corday, zuletzt geprüft am 12.07.2018.
Zeno.org: Charlotte Corday – Einträge in Lexika.
Online verfügbar unter http://www.zeno.org/Zeno/0/Suche?&q=Charlotte+Corday&k=Lexikalischer+Artikel, zuletzt geprüft am 13.07.2023.
Zschokke, Heinrich: Charlotte Corday oder die Rebellion von Calvados. Ein republikanisches Trauerspiel in vier Akten ; (Aus den Zeiten der Französischen Revolution.) ; In Jamben.
Online verfügbar unter http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0000E2FC00000000, zuletzt geprüft am 13.07.2023.
Literatur & Quellen
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Quellen
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