geboren am 4. Juni 1966 in Rom
italienische Sängerin
55. Geburtstag am 4. Juni 2021
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Bei dieser Sängerin geht es einfach nicht ohne ein persönliches Bekenntnis. Seit Jahren bezaubert mich diese Frau mit der einzigartigen Stimme. Ich reiste ihr nach wie ein Teenager dem Superstar, und meine Obsession wuchs mit jeder Aufführung: London, Locarno, München, Berlin, Vaduz, Schwarzenberg, Luzern, Salzburg, Zürich — immer auf der Suche nach der Erschütterung und der Begeisterung, die sie auslöst.
Sie kann eine einsame Hirtin, ein Aschenputtel, eine verlassene Liebhaberin genauso spielen wie eine Verführerin oder eine Verrückte, kann beseelt, leidenschaftlich und virtuos singen, herzzerreißend komisch und tragisch. Die Affekte stellt sie dar, statt sie nachzuahmen. Hinter diesen Leistungen verbergen sich Intelligenz, enormer Fleiß, eine große Portion Humor und ein gewaltiges musikalisches Talent.
Beide Eltern wählten den Gesang zum Beruf, und ihre Mutter, Silvana Bazzoni, war ihre Lehrerin. Erst mit siebzehn begann Bartoli ernsthaft Musik zu studieren. Zwei Jahre darauf trat sie im Fernsehen auf und wurde über Nacht zur Sensation. Die Dirigenten Daniel Barenboim und Herbert von Karajan förderten ihre Karriere.
Heute, wo jede ihrer CDs Hunderttausende Käuferinnen findet, braucht sie keine Förderer mehr. Ihre Aufnahmen umfassen u.a. Kunstlieder, Arien von Gluck, Mozart und Salieri, Rossini, Barockarien und Opern. Ihre Vivaldi-CD verkaufte sich mehr als 500.000 Mal, und sie arbeitet mit Stars wie Nikolaus Harnoncourt, James Levine, Zubin Mehta und Daniel Barenboim zusammen. Was macht sie so ungeheuer anziehend? Zum einen ihre sprühende Lebenslust und gute Laune - wenn sie bei Liederabenden die Bühne betritt, hat man das Gefühl, dass ihre Freude nur dem Publikum gilt. Allein in ihr schönes Gesicht zu schauen, das sich vom Ausdruck furioser Schmerzen bis hin zu freudigster Lust verwandeln kann, ist ein Genuss.
Man hat ihr vorgeworfen, eine kalkulierende Diva zu sein, die das naive Mädchen nur spiele. Dabei wird vergessen, dass jeder künstlerische Auftritt auch eine Inszenierung ist. Man weiß, dass Bartoli im Privatleben am liebsten Jeans trägt und überhaupt ziemlich »normal« ist (in Bremen, so erzählt man sich, stieg sie vor einer Aufführung mit ihrer Abendgarderobe im Rucksack aus dem Flugzeug). Dennoch gelingt es ihr jedes Mal, ihre Auftritte zu berührenden Erlebnissen zu machen. Sie singt am liebsten in kleinen Sälen, und sie hat stets Tuchfühlung mit ihrem Publikum, das sie anlockt, bannt und begeistert.
Text von 2006
Verfasserin: Eva Rieger
Zitate
Das moderne Orchester liebt die Sänger nicht. Zwischen Graben und Bühne wird nicht kommuniziert, sondern gebrüllt. Unten brüllen die Instrumente, oben brüllen die Sänger, und jetzt raten Sie mal, wer am Ende gewinnt. Deshalb arbeite ich viel lieber mit Spezialensembles.
Für mich ist es wichtig, dass Norma die Initiative ergreift, denn viel weiter als bei Bellini sind wir nämlich nicht. Warum gibt es so wenige Frauen in Führungspositionen, warum muss der Papst immer noch ein Mann sein? Stellen Sie sich vor, wenn im März im Vatikan anstelle von Signor Bergoglio eine Signora Bergoglia verkündet worden wäre! Eine Explosion hätte es gegeben! Wir dürfen bloß keine Angst haben. Die einen wollen Päpstin werden, die anderen hören ihr Leben lang Maria Callas, die Dritten stehen am liebsten zu Hause am Herd und kochen Pasta alla Norma. Hauptsache, wir tun, was wir tun, aus freien Stücken.
(Cecilia Bartoli im Interview 2013, Quelle)
Was erwarten wir von der Gesellschaft? Zu Hause kommt heutzutage kaum ein Kind noch mit Musik in Berührung, in den Schulen findet kein vernünftiger Unterricht mehr statt. Wie können wir dann davon ausgehen, dass sich irgendjemand mit 20 oder 25 plötzlich für Musik interessiert? Und warum sind wir so entsetzt, wenn keiner mehr da ist und die Politik alles kaputtspart? Musik ist eine Sprache, die auf sehr direkte Weise zu den Menschen spricht. Musik greift Menschen ans Herz, anders und tiefer als Geografie oder Geschichte oder Mathematik. Ich finde es grausam, einem Kind ausgerechnet diese Sprache vorzuenthalten.
(Cecilia Bartoli im Interview 2006, Quelle)
Links
Cecilia Bartoli | Official Website. Online verfügbar unter http://ceciliabartolionline.com/, abgerufen am 23.05.2016.
Cecilia Bartoli Forum (2016). Online verfügbar unter http://www.ceciliabartoliforum.com/, abgerufen am 23.05.2016.
Deutsche Nationalbibliothek: Bartoli, Cecilia 1966- / Sängerin. Publikationen. Online verfügbar unter https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&cqlMode=true&reset=true&referrerPosition=0&referrerResultId=%223-518-39385-5%22%26any&query=idn%3D119506289, abgerufen am 23.05.2016.
Facebook: Cecilia Bartoli. Online verfügbar unter https://www.facebook.com/bartolicecilia/, abgerufen am 23.05.2016.
Klassikakzente: Cecilia Bartoli | Biografie. Online verfügbar unter http://www.klassikakzente.de/cecilia-bartoli/biografie, abgerufen am 24.05.2016. WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6hkJj2Bv8.
Museo Mobile: Cecilia Bartoli - Musikstiftung. Online verfügbar unter http://www.mariamalibran.net/de/foundation/, abgerufen am 23.05.2016.
Operabase: Cecilia Bartoli, Mezzosopran :: Terminplan. Online verfügbar unter http://operabase.com/listart.cgi?lang=de&loose=E&acts=+Terminplan+&forename=Cecilia&name=Bartoli, abgerufen am 24.05.2016.
Salzburger Festspiele: Biografie Cecilia Bartoli. Online verfügbar unter http://www.salzburgerfestspiele.at/biografie/artistid/942, abgerufen am 23.05.2016. WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6hiuWILCZ.
Zillich, Bernd (2015): Mein Italien - Cecilia Bartoli. Mit Videos. Online verfügbar unter http://www.mein-italien.info/musik/bartoli.htm, abgerufen am 23.05.2016. WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6hiqoA20J.
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Letzte Linkprüfung durchgeführt am 25.05.2016 (AN)
Literatur & Quellen
Bartoli, Cecilia (2014): Gli amici nascosti. Herausgegeben von Guido Scarabottolo. Milano. Topipittori. ISBN 978-88-98523-11-5. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Brug, Manuel (2004): Die neuen Sängerstimmen. Von Cecilia Bertoli bis Bryn Terfel; mit ausführlichem Lexikonteil. 2. Aufl. Berlin. Henschel. ISBN 3-89487-452-X. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Chernin, Kim; Stendhal, Renate (1999): Cecilia Bartoli. Eine Liebeserklärung. Aus dem am. Englisch von Wolfgang Skwara und Renate Stendhal. 1. Aufl., Erstausg. Frankfurt am Main. Suhrkamp. (Suhrkamp-Taschenbuch, 2885) ISBN 3-518-39385-5. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Hoelterhoff, Manuela (1999): Cecilia Bartoli. Hinter den Kulissen der großen Opernhäuser. (=Cinderella & company. Backstage at the opera with Cecilia Bartoli) München. Kindler. ISBN 3-463-40356-0. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Rüffer, Theodor (Hg.) (2001): Opera in cucina. Kochen mit Cecilia Bartoli, Daniel Barenboim, René Kollo und anderen Opernstars. Blaue Quellen Mineral- und Heilbrunnen AG Hamburg. Companions. ISBN 3-89740-320-X. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
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