geboren am 4. Februar 1883 in Basel
gestorben am 21. Januar 1959 in Basel
Schweizer Schriftstellerin
65. Todestag am 21. Januar 2024
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Nun fing ich an zu schreiben. Und schrieb und schrieb wie ein Tiger aus dem Busch, um mich herauszuarbeiten aus meinen Erlebnissen. Alles wanderte in die Schublade, und es wurden Bände von sechshundert Seiten. Als ich mich endlich aus dem Dschungel herauswagte, erhielt ich bei einem Wettbewerb in der Schweiz den ersten Preis. Dies gab mir Mut, und plötzlich hatte ich auch Matka Boska geschrieben. Es folgten Die Rätsel der Turandot, Die leisen Leidenschaften, Das Königreich Manteuffel, Der Tod und das Püppchen, Hinter dem Mond, und wenn dies im Herbst erschienen ist, so folgt: Der mittlere Weg.
Cécile Ines Loos war knapp sechzig Jahre alt, als sie sich 1942 in dem Text Biographie an den Beginn ihrer Schriftstellerei erinnerte. Den erwähnten Preis gewann sie 1925 mit der Erzählung Schiwagrudel im literarischen Wettbewerb des Schweizerischen Familienwochenblattes.
Vorangegangen waren harte Jahre. Mit zwei Jahren kam das Mädchen nach dem Tod der Mutter in eine befreundete Familie nach Burgdorf, hier verbrachte sie ihre Kindheit. Doch bereits 1893 musste sie wieder weg, die Pflegemutter war gestorben, Cécile kam in ein streng geführtes Waisenhaus in der Nähe von Bern. Später besuchte sie das Kindergärtnerinnen-Seminar und arbeitete ab 1902 als Erzieherin in verschiedenen Familien in der Schweiz, in Irland, England, Italien. 1911 gebar Cécile Ines Loos in Mailand ihren einzigen Sohn Leonardo. Den Namen des Vaters gab sie nie preis, ebensowenig sprach sie darüber, was geschehen war. Aus materiellen Gründen konnte Cécile Ines Loos den Sohn nicht bei sich behalten und gab das Kind zu Pflegeeltern in Italien. Sie selber kehrte 1913 wieder in die Schweiz zurück, wo sie noch bis 1926 einer Erwerbsarbeit nachging, bis sie sich zum Schritt in die freie Schriftstellerei entschloß – einem Schritt, den sie trotz zeitweiliger Anstellungen bis zu ihrem Tod 1959 mit bitterer Armut bezahlte.
Ihre Kindheitserfahrungen verarbeitete Cécile Ines Loos in eindrücklicher Weise unter anderem in ihrem Roman Der Tod und das Püppchen (1939), das einzige der zahlreichen Werke, das heute noch lieferbar ist. Aus zeitgeschichtlichen Gründen wurde der Roman ein Mißerfolg, die Neuauflage von 1983 führte zur Wiederentdeckung der Autorin. Neben dem Thema Kindheit beschäftigte sich Cécile Ines Loos intensiv mit fernöstlichen Religionen, Astrologie und Anthropologie. Die aus einer Familie von Missionaren, Pfarrern und Organisten stammende Frau träumte von einer «neuen Kirche», in der das weibliche Element ein dem männlichen ebenbürtiges Gewicht erhielte.
(Text von 2002)
Verfasserin: Liliane Studer
Zitate
Ich rechne es als eine Selbstverständlichkeit, daß Männer und Frauen einander von je her gewachsen waren, so gut als ein Löwe und eine Löwin, und ich bin weder ein Verehrer des Matriarchats noch des Patriarchats, sondern des klaren Menschentums füreinander.
(Cécile Ines Loos, 28. Juni 1932)
Eine gewisse Fremde gegenüber vielem, was die Menschen treiben und meinen, ein anderes Sehen, eine Art des Erlebens, die einsam macht, die nicht ganz in die übliche Welt paßt, weil dieses Erleben meistens ein paar Schichten tiefer läuft, dort, wo beispielsweise das Kind lebt.
(Max Frisch)
... das Umfassend-Unausschöpfbare einer Dichtung, die diesen Namen verdient
(Max Frisch in seiner Rezension des Romans Hinter dem Mond, 1943)
Links
Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Loos, Cécile Ines. Veröffentlichungen.
Online verfügbar unter http://d-nb.info/gnd/121207803, zuletzt geprüft am 24.01.2023.
Linsmayer, Charles: Loos, Cécile Ines. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Online verfügbar unter http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D12083.php, zuletzt geprüft am 24.01.2023.
Linsmayer, Charles: Sie träumte noch bei lichterlohem Verstand! Schweizer Revue, 16.03.2015.
Online verfügbar unter http://www.revue.ch/ausgaben/2015/02/detail/news/detail/News/sie-traeumte-noch-bei-lichterlohem-verstand/, zuletzt geprüft am 24.01.2023.
Linsmayer, Charles (2014): Cécile Ines Loos. Zusammenstellung mehrerer Artikel.
Online verfügbar unter http://www.linsmayer.ch/autoren/L/LoosCecileInes.html, zuletzt geprüft am 24.01.2023.
Literaturlandkarten der Schweiz (2018): Cécile Ines Loos' Freiberge.
Online verfügbar unter http://www.literatur-karten.ch/de/schauplatz/cecile-ines-loos-freiberge, zuletzt geprüft am 24.01.2023.
Schmitz; Walter: Loos, Cécile Ines. In: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 152 f. Online-Version. Bayerische Staatsbibliothek.
Online verfügbar unter https://www.deutsche-biographie.de/gnd121207803.html#ndbcontent, zuletzt geprüft am 24.01.2023.
Sury, Alexander (2015): Das schwere Los der Frau Loos.
Online verfügbar unter https://www.derbund.ch/kultur/diverses/das-schwere-los-der-frau-loos/story/24214266, zuletzt geprüft am 24.01.2023.
Universitätsbibliothek Basel (2017): Basler Literarisches Archiv: Autoren: Loos, Cécile Ines.
Online verfügbar unter http://www.ub.unibas.ch/cmsdata/spezialkataloge/bla/loos_cecile_ines.html, zuletzt geprüft am 24.01.2023.
Verbundkatalog HAN: Nachlass Cécile Ines Loos.
Online verfügbar unter http://aleph.unibas.ch/F/?local_base=DSV05&con_lng=GER&func=find-b&find_code=SYS&request=000068224, zuletzt geprüft am 24.01.2023.
Literatur & Quellen
Werke
Loos, Cécile Ines (1931): Die Rätsel der Turandot. Roman. Stuttgart, Berlin. Deutsche Verl. Anst.
(Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Loos, Cécile Ines (1934): Die leisen Leidenschaften. Ein Lied der Freundschaft ; Erzählung. 1. u. 2. Tsd. Zürich, Leipzig, Stuttgart. Rascher.
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Loos, Cécile Ines (1943): Konradin. Das summende Lied der Arbeit von Vater, Sohn und Enkel ; Roman. Zürich. Atlantis-Verl.
(Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Loos, Cécile Ines (1946): Jehanne. Roman. Zürich. Atlantis-Verl. (Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Loos, Cécile Ines (1951): Leute am See. Zürich. Büchergilde Gutenberg. (Gildenbibliothek der Schweizer Autoren)
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Loos, Cécile Ines (1951): Schlafende Prinzessinnen. Erzählung. 2. Aufl. St. Gallen. Tschudy. (Der Bogen, H. 4)
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Loos, Cécile Ines (1987): Erzählungen. Zürich. sabe, Verlagsinstitut für Lehrmittel; Sabe Verlagsinstitut für Lehrmittel. (Texte aus der Schweiz) ISBN 3252012030.
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Loos, Cécile Ines (1990): Hinter dem Mond. Roman. 1. Aufl. Frankfurt am Main. Suhrkamp. (Suhrkamp weisses Programm Schweiz) ISBN 3518402730.
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Loos, Cécile Ines (1991): Verzauberte Welt. Ein Lesebuch. Ungekürzte Ausg. Frankfurt Main u.a. Ullstein. (Ullstein-Buch, 30260) ISBN 3-548-30260-2.
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Loos, Cécile Ines (1998): Der Tod und das Püppchen. Roman. Herausgegeben von Charles Linsmayer. Zürich, München. Pendo. (Pendo-Pocket, 11) ISBN 3858425117.
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Loos, Cécile Ines (2017): Matka Boska. Herausgegeben von Charles Linsmayer. Zürich. Th. Gut Verlag. ISBN 3857172681.
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Literatur über Loos
Bartlin, Elisabeth (1968): Cécile Ines Loos. Eine Einführung in ihre Werke. Diss. phil.-hist. Basel. Universität.
(WorldCat-Suche)
Grünraumgruppe Verein Treffpunkt Breite (Hg.) (2014): Der kleine Park zwischen Hamburg und Rom. Blicke auf die Cécile Ines Loos-Anlage in Basel. Unter Mitarbeit von Roger Ehret. Basel. Ed. Stattfinder. ISBN 978-3-9524362-0-2.
(WorldCat-Suche)
Sabalius, Romey (1997): Neue Perspektiven zur deutschsprachigen Literatur der Schweiz. Darin: Vom Dagewesensein der Cécile Ines Loos. Eine traurige Rezeptionsgeschichte / Tamara Evans. Amsterdam. Rodopi. (Amsterdamer Beiträge zur neueren Germanistik, 40) ISBN 90-420-0171-2.
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Saint-Hélier, Monique (1939): Strohreiter. Roman. (=Le Cavalier de paille) Übersetzung: Cécile Ines Loos. Zürich. Morgarten-Verl.
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Sandberg, Beatrice (Hg.) (2010): Familienbilder als Zeitbilder. Erzählte Zeitgeschichte(n) bei Schweizer Autoren vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Berlin. Frank & Timme. (Literaturwissenschaft, 19) ISBN 978-3-86596-288-1.
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Bildquellen
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