geboren am 8. August 1857 in Paris
gestorben am 13. April 1944 in Monte Carlo
französische Pianistin und Komponistin
80. Todestag am 13. April 2024
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Sie putzte sich gerne heraus - mit auffälligen Halsketten, Boas aus Straußenfedern, Puffärmeln, überdimensionierten Spitzenkragen, Hüten mit aufgetürmten Blumengebinden. Zu Lebzeiten war sie eine Berühmtheit, beliebt vor allem wegen ihrer bittersüßen Salonstücke. Zusammen mit ihrer eleganten Erscheinung führten diese allerdings zu dem Vorurteil, hier sei eine zweitklassige Komponistin seicht-gefälliger Musik am Werke. Diese Ansicht herrschte viele Jahrzehnte lang, und in zahlreichen Musiklexika wurde Chaminade einfach ignoriert. In den letzten beiden Jahrzehnten ist aber deutlich geworden, welchen Wert ihre Kompositionen haben, und eine regelrechte Chaminade-Renaissance setzte ein.
Sie schrieb ungefähr 400 Werke, darunter eine komische Oper, eine Chorsinfonie “Les Amazones”, und ein Ballett. Inzwischen gibt es zahlreiche CDs mit ihren Klavierstücken, der Klaviersonate, den beiden Klaviertrios und ihren Liedern sowie Notenausgaben.
Chaminade begann schon als achtjähriges Kind, Stücke zu komponieren, und mit 18 Jahren konzertierte sie erstmalig. Es folgte eine erfolgreiche pianistische Karriere; häufig spielte Chaminade eigene Stücke. Sie trat besonders gerne in England auf und wurde zu einem Lieblingsgast der Königin Victoria. Um 1900 wurden Fanclubs in den USA gegründet, und 1908 spielte sie innerhalb von drei Monaten in zwölf US-Städten.
Mit 43 heiratete sie einen zwanzig Jahre älteren Musikverleger. “Es ist schwierig, das häusliche Leben mit dem künstlerischen zu vereinbaren”, sagte sie. “Wenn eine begabte Frau einen Mann heiratet, der die Künstlerin in ihr achtet, kann eine solche Ehe beiden Glück bringen.” Das Glück währte nicht lange, denn Louis-Mathieu Carbonel starb 1907.
1913 wurde sie als erste Komponistin überhaupt in die Légion d’Honneur aufgenommen. Als der erste Weltkrieg ausbrach, war kein Interesse mehr für ihre Musik vorhanden, und sie starb einsam und enttäuscht in Monte Carlo mit 86 Jahren.
Ihre Musik gefällt sofort beim ersten Hören, ist aber niemals trivial. Der Einfluß von Chopin und Saint-Saens ist hörbar; sie selbst beeinflußte Poulenc. Oft experimentierte sie mit spanischen und anderen “exotischen” Einflüssen. Als eine von wenigen Komponistinnen schrieb sie sogar eine Klaviersonate, die zeigt, wie sehr sie sich nicht nur im Erfinden von Melodien, sondern in der thematischen Entwicklung und Verarbeitung auskannte.
Meine CD-Lieblingsaufnahme ist eine Liedauswahl, gesungen von Anne-Sofie von Otter (hier eine Rezension mit vielen Klangbeispielen). Ihr Klavierbegleiter fand die Noten in einem Antiquariat, zeigte sie der Sängerin, und sie erkannte sofort das Potential der Lieder. (Noch immer ist die Tradierung der Musikwerke von Komponistinnen von solchen Zufällen abhängig!) Von Otter vermag den hintergründigen Witz, die Lebhaftigkeit und Farbigkeit, die plötzlichen Stimmungsumschwünge dieser Pretiosen glänzend wiederzugeben.
Verfasserin: Eva Rieger
Zitate
Chaminades Musik spricht mit einer ganz und gar persönlichen Stimme: gutgelaunt, charmant, mit einer anscheinend spontanen, fast nonchalanten Eleganz.
(Der Pianist Bengt Forsberg)
Meine Liebe gehört der Musik: ich bin ihre Priesterin und Vestalin.
(Cécile Chaminade)
Romantische Geisteshaltung und pianistisches Feingefühl sind vorhanden – aber auch ein Witz, der gelegentlich an Ironie grenzt, eine kraftvolle rhythmische Energie und ein Hang zur Melancholie, der manchmal ausgesprochen düster ausfällt.
(Calum MacDonald)
Links
The Context of Chaminade's Music
Literatur & Quellen
Citron, Marcia. 1988. Cécile Chaminade: a Bio-Bibliography. Connecticut. Greenwood Press.
Citron, Marcia. 1993. Gender and the Musical Canon. Cambridge, UK. Cambridge University Press.
Tardif, Cécile. 1993. Portrait de Cécile Chaminade. Montreal. Louise Courteau.
CDs:
Chaminade, Cécile. 2003. Klavierwerke. Madeleine Stucki, Piano. Relief.
Chaminade, Cécile. 1994. Piano Music. Peter Jacobs, Piano. 3 CDs. Hyperion.
Chaminade, Cécile. 1994. Piano Music. Eric Parkin, Piano. Chandos.
Chaminade, Cécile. 1994. Piano Music. Enid Katahn, Piano. Gasparo.
Chaminade, Cécile. 1996. Werke für Klaviertrio. Trio Tzigane. ASV.
Vokalwerke von Chaminade (u.a. Messe op. 167) und Franck. 1995. Trio Chaminade.
Mots d'Amour - Lieder von Cécile Chaminade. Anne-Sofie von Otter, Bengt Forsberg u.a. Deutsche Grammophon 2002.
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