geboren am 24. November 1454 in Venedig
gestorben am 10. Juli 1510 in Venedig
italienische Intellektuelle, Mäzenin und Philanthropin, Königin von Zypern
570. Geburtstag am 24. November 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Sie war jung, schön, intelligent und liebenswürdig, Caterina, die Tochter eines der reichsten Adelshäuser Venedigs – alles Voraussetzungen für eine glänzende, glückliche Zukunft, an die sie glaubte, als ihre Eltern die Fünfzehnjährige aus dem Klosterinternat bei Padua nach Venedig zurückholten. Jacques II., König von Zypern, hatte um ihre Hand angehalten. Die Verlobung wurde in Anwesenheit eines Stellvertreters des Königs unter großer Prachtentfaltung im Dogenplast gefeiert. Wie konnte Caterina ahnen, daß sie von nun an eine Marionette in den Händen der Mächtigen war, die die Herrschaft über die blühende Insel der Aphrodite anstrebten: Venedig, Genua, Neapel und die Türken.
1472, nach vier Jahren ungeduldigen Wartens, löste Jacques auf Druck von Venedig sein Heiratsversprechen ein, holte die Braut zur Hochzeit nach Famagusta und anschließender Krönung in der Kathedrale der Hauptstadt Nikosia unter großem Jubel der begeisterten Bevölkerung. Ihr Glück war jedoch nur von kurzer Dauer, schon 1473 – Caterina war hochschwanger – starb der König nach schwerer Krankheit; es wurde von Gift gemunkelt. Caterina erbte die Krone, eine Anzahl vorwiegend venezianischer Ratgeber wurde zu ihrer Unterstützung eingesetzt, in Wahrheit zur Beeinflussung und Bespitzelung. Sie verteidigte ihre Regentschaft unter quälenden, demütigenden Umständen noch fünfzehn Jahre und versuchte mit Charakterstärke und Würde für das Wohl Zyperns und für seine Unabhängigkeit zu kämpfen, doch Intrigen, Morde, Überfälle und die ständige Bedrohung durch die Türken machten ihr das Leben schwer. Hinzu kam der nie überwundene Schmerz über den Tod des nur ein Jahr alt gewordenen Sohnes und Thronfolgers.
1489 musste sie schließlich zermürbt aufgeben und der von Venedig verlangten „freiwilligen“ Abdankung zustimmen. Die Venezianer übernahmen die Herrschaft über Zypern, benutzten die Insel nach Errichtung zahlreicher Festungen als militärischen Stützpunkt gegen den wachsenden Druck der Türken, dem sie dann 1573 aber doch nachgeben mußten.
Caterina wurde als Entschädigung und künftiger Wohnsitz die Burg Asolo im venetianischen Treviso angeboten. Nach dem schmerzlichen Abschied von der geliebten Insel (die Bevölkerung Zyperns nannte sie nur “unsere schöne und gute Königin”) lebte sie noch zwanzig Jahre, auch in Italien beliebt bei der Bevölkerung und verehrt von einem Kreis schöngeistiger Literaten, die sie als Mäzenin um sich versammelte.
Obwohl weniger bekannt als andere königliche Regentinnen, auch als die berühmteren Förderinnen der schönen Künste in der italienischen Renaissance (Isabella d’Este, Vittoria Colonna u.a.), forderte ihr tragisches Schicksal noch bis in die Neuzeit zu künstlerischer Gestaltung heraus (Opern von Donizetti und Franz Lachner, Hörspiel von M.L. Kaschnitz). Von Tizian und Veronese sind Idealporträts der jungen Königin erhalten, von Bellini ein ungeschöntes Bildnis der alternden, enttäuschten Frau. Das Gemälde von Makart “Venedig huldigt Caterina Cornaro” schwelgt in der Darstellung von Pomp und Pracht. Einen guten Eindruck von den Gesprächen auf hohem Niveau, wie sie in Asolo gepflegt wurden, vermittelt das Buch des zeitgenössischen Dichters und Philosophen Pietro Bembo, Asolaner Gespräche, ein Traktat über die Liebe in dialektischer Manier.
Verfasserin: Ursula Schweers
Literatur & Quellen
Literatur: Sachs-Collignon, Jetta (1995) 1998. Caterina Cornaro, Königin von Zypern, Herrin von Asolo: ein Roman aus der italienischen Renaissance. München. dtv.
Brion, Marcel. 1945. Cathérine Cornaro, Reine de Chypre. Paris. Michel. Reden, Sibylle von. 1969. Zypern. Köln. DuMont Schauberg. (1)
Luke, Harry Sir. 1957. Cyprus. London. Georg. G. Harrap & Co. (2)
Bembo, Pietro. 1992 (1505). Asolaner Gespräche: Dialog über die Liebe. hg. und übs. von Michael Rumpf. Heidelberg. Manutius Verlag.
Garin, Eugenio. Hg. 1990 (1988). Der Mensch der Renaissance. Darin: “Die Frau”, von Margaret L. King. Frankfurt/New York. Campus Verlag.
(1) sehr gute Wiedergabe des Tizian-Porträts, umfangreicher Text zu Caterina Cornaro
(2) Abbildungen der Porträts von Tizian und Bellini
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