Biographien Caroline von Brandenburg-Ansbach
(Wilhelmina Charlotte Caroline von Brandenburg-Ansbach, Queen Consort of England and Ireland, Kurfürstin von Hannover; Caroline of Anspach; Caroline of Brandenburg)
geboren am 1. März 1683 in Ansbach
gestorben am 20. November 1737 in London
Gemahlin von Georg II., englische Königin
340. Geburtstag am 1. März 2023
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Caroline von Brandenburg-Ansbach, die erste Hannoveranerin auf dem englischen Thron, muss eine beachtliche Persönlichkeit gewesen sein. Obwohl nur »Queen Consort« (Königsgemahlin), nahm sie großen Einfluss auf die englische Politik und verschaffte sich selbst und der in England anfangs gar nicht beliebten Welfendynastie Respekt.
Geboren 1683 im mittelfränkischen Ansbach als Prinzessin aus einer Nebenlinie des Hauses Hohenzollern, kam sie als 13-jährige Waise nach Berlin, wo sie von ihrer Patin, der aufgeschlossenen Kurfürstin Sophie Charlotte eine ausgezeichnete Ausbildung erhielt. Dort lernte sie u.a. den Philosophen Leibniz kennen, mit dem sie auch später als englische Königin noch einen regen Briefwechsel unterhielt. Mit 22 – sie war intelligent und charmant, blond, blauäugig und pummelig, kurz, eine äußerst begehrte Partie – heiratete sie in Herrenhausen Georg August, den Enkel der Kurfürstin Sophie von Hannover, die zugleich englische Erbprinzessin war. Die Verbindung war ungewöhnlich – obwohl häufig Opfer seiner unkontrollierten Wutausbrüche, verhielt Caroline sich stets loyal zu ihrem Ehemann, während er seiner bewunderten Gattin seitenlange Liebesbriefe schrieb (»nichts in meinem Herzen ist dir verborgen«), in denen er sie detailreich Anteil nehmen ließ an seinen außerehelichen Affären. Ihre dynastischen Pflichten erfüllte Caroline vorbildlich, zwischen 1707 und 1724 brachte sie neun Kinder zur Welt, von denen sieben überlebten.
1714 kam die große Wende in ihrem Leben: Georg Augusts Vater wurde als Georg I. auf den englischen Thron gerufen, Caroline war damit erste Dame des Landes, da der König seine geschiedene Ehefrau in Deutschland zurückließ. Engagiert verschrieb sie sich der neuen Aufgabe. Im Gegensatz zu Mann und Schwiegervater, die der Sprache des von ihnen beherrschten Landes kaum mächtig waren, lernte sie fließend Englisch. Besonders ihr diplomatisches Geschick war gefragt – in einem jahrelang schwelenden Konflikt zwischen Georg I. und seinem Sohn (der zeitweise zur Verbannung des Thronfolgerpaares aus dem Londoner St. James Palast geführt hatte) versuchte sie zu vermitteln, 1720 gelang es ihr mit Hilfe von Robert Walpole, dem Premierminister, die Aussöhnung herbeizuführen. 1727 starb – wenig betrauert von seinen Untertanen – Georg I., und Caroline, inzwischen 44 Jahre alt, wurde an der Seite ihres Mannes zur Königin gekrönt. Sie konnte ihren Vertrauten Walpole im Amt halten, und gemeinsam mit dem Premierminister bestimmte sie die englische Politik der kommenden zehn Jahre – eine Zeit, in der das Land in keinen der europäischen Konflikte verwickelt war und der koloniale Einfluss in Nordamerika und Indien ausgedehnt wurde.
Obwohl ihr etwas tumber Ehemann kein Verständnis für ihre geistigen Interessen hegte, unterstützte sie Literaten (u.a. Voltaire) und Künstler (ganz besonders, gemeinsam mit ihrer hochmusikalischen Tochter Anna, den Komponisten Händel). Besonders bedeutsam war ihre Rolle als Förderin des sich im 18. Jahrhundert entwickelnden englischen Gartenbaustils – für verschiedene Residenzen (Richmond Lodge, Kensington Gardens und Hampton Court) gab sie umfangreiche Baumaßnahmen und Neugestaltungen der prächtigen Gartenanlagen u.a. bei dem bekannten Architekten William Kent in Auftrag. Auch im privaten Umfeld verstand sie, sich durchzusetzen. Die Beziehungen des Königs zu seinen Mätressen hatte sie mehr oder weniger unter Kontrolle – so war z.B. Henrietta Howard, langjährige »maitresse en titre«, zugleich ihre Kammerfrau. Und auch in der Konkurrenz zu ihrem wenig regierungstauglichen Erstgeborenen, Friedrich Ludwig, behielt sie die Oberhand: Wenn immer Georg II. sich zu seinen häufigen, langen Besuchen in Hannover aufhielt, bestimmte er Caroline zur Regentin und nicht – sehr zu dessen Verbitterung – seinen ungeliebten Sohn.
Im Sterben war sie so diszipliniert wie im Leben. Jahrelang litt sie im Geheimen unter schrecklichen Unterleibsschmerzen, wahrscheinlich Folgen eines Nabelbruchs bei der Geburt ihres letzten Kindes. Mit 54 starb sie – nachdem die Ärzte noch eine hoffnungslose Operation (ohne Betäubung!) vorgenommen hatten. Georg II. trauerte heftig und lange, er überlebte seine Königin um 23 Jahre. Seite an Seite sind sie in der Westministerabtei beigesetzt.
(Text von 2007)
Verfasserin: Andrea Schweers
Zitate
Selten hat ein törichter Mann eine gescheitere Frau gehabt. (Carlyle über Georg II. und Queen Caroline)
You may strut, dapper George, but ‘twill all be in vain,
We all know ‘tis Queen Caroline, not you, that reign.(Volksmund)
Mein Gott, wenn diese Frau stirbt, welch entsetzliches Durcheinander wird es dann geben!
(Premierminister Robert Walpole am Krankenlager der Königin)
Die Königin liebte Lektüre und das Gespräch mit geistreichen und gebildeten Männern. Aber sie wagte nicht, diesem Vergnügen zu oft nachzugehen aus Furcht vor dem König, der sie oft tadelte, weil sie sich in diesem »gelehrten Unsinn« versuchte, wie er es nannte. (Lord Hervey’s Memoirs)
Am 20. November starb nach kurzer Krankheit die liebenswürdige vortreffliche Königin Caroline. Ihr Leiden schien anfangs nichts weniger als gefährlich zu sein; der unerwartet schlimme Ausgang erhöhte die öffentliche Theilnahme. Man empfand die Lücke, welche ihr Tod verursachte. Klug und hochgebildet neben einem wenig bedeutenden Gemahl, war sie nicht nur die Seele des höheren gesellschaftlichen Lebens, sondern auch eines großen Theiles der Staatsverwaltung; namentlich verfügte sie fast unumschränkt über die Besetzung der geistlichen Aemter. Sie wußte ihren Einfluß geräuschlos geltend zu machen, und vermied vorsichtig jeden Schein als ob sie das Regiment führe. Ueberhaupt war es eine ihrer schönsten Seiten, sich leicht in die Denkart Anderer hinein zu finden, milde und schonend nach allen Seiten hin aufzutreten, jedermann nach seiner Weise und nach seinen Wünschen zu beglücken. Sie konnte niemand ungetröstet von sich gehen lassen und versprach daher oft mehr, als ihr zu halten möglich war. Der Tadel, welchem sie natürlich in einer solchen Stellung ausgesetzt sein mußte, verstummte mit ihrem Tode. Ihre Verehrung für große Denker, Gelehrte und Künstler war ungeheuchelt; Leibnitz und Newton waren ihre Freunde. In ihren letzten Jahren brachte sie mehr den todten, als den lebenden Größen ihre Huldigung dar, worüber Swift witzelte. Zur Vollkommenheit fehlte ihr noch gar viel, aber anziehend wirkt ihre Erscheinung auf den ersten Blick, und bei näherer Kenntniß wird man sie lieb gewinnen.
(Friedrich Chrysander in: G. F. Händel. Band 2 (1860). Leipzig. Breitkopf & Härtel. S. 434-436)
Links
George Stuart Historical Figures: Queen Caroline von Anspach.
Online verfügbar unter http://www.galleryhistoricalfigures.com/figuredetail.php?abvrname=CarolineAnspach, zuletzt geprüft am 16.11.2017.
John I of Brandenburg, Margrave of Brandenburg – Albrecht Alcibiades of Brandenburg-Kulmbach. Seite mit genealogischen Angaben.
Online verfügbar unter http://freepages.genealogy.rootsweb.ancestry.com/~dphaner/HTML/people/p000004y.htm, zuletzt geprüft am 16.11.2017.
Leibniz to Princess Caroline of Anspach (18 March 1705). Brief (engl.).
Online verfügbar unter http://www.leibniz-translations.com/caroline.htm, zuletzt geprüft am 16.11.2017.
Encyclopedia.com: Caroline of Ansbach Research. Suche nach Lexikoneinträgen, Zeitungsartikeln usw. (Für vollständige Artikel ist Testzugang nötig!).
Online verfügbar unter http://www.encyclopedia.com/topic/Caroline_of_Ansbach.aspx, zuletzt geprüft am 16.11.2017.
Explore-Parliament.net: Queen Caroline (1683-1737).
Online verfügbar unter http://www.explore-parliament.net/nssMovies/01/0152/0152_.htm, zuletzt geprüft am 16.11.2017.
Find A Grave Memorial: Caroline of Brandenburg-Ansbach (1683-1737).
Online verfügbar unter http://www.findagrave.com/cgi-bin/fg.cgi?page=gr&GRid=9560, zuletzt geprüft am 16.11.2017.
Leibnitiana: Caroline of Ansbach (1683-1737). Text (engl.) über Carolines Freundschaft mit Gottfried Wilhelm Leibniz.
Online verfügbar unter http://www.gwleibniz.com/caroline_ansbach/caroline.html, zuletzt geprüft am 16.11.2017.
Royal Collection: Caroline of Ansbach. Von Caroline erworbene Kunstwerke der Königlichen Sammlung.
Online verfügbar unter http://www.royalcollection.org.uk/eGallery/collector.asp?collector=QCA&display=acquired, zuletzt geprüft am 16.11.2017.
WorldCat: Caroline von England. Literatur bis 1900. Zusammengestellt von Almut Nitzsche für fembio.org. Manche Titel sind im WorldCat mehrfach verzeichnet, bitte notfalls selbst recherchieren!
Online verfügbar unter http://www.worldcat.org/profiles/Anxy/lists/79453, zuletzt geprüft am 16.11.2017.
Literatur & Quellen
Quellen (Internet)
- Britannica Online Encyclopedia: Caroline of Brandenburg-Ansbach, or Karoline von Brandenburg-Ansbach (queen of Great Britain). Online verfügbar unter https://www.britannica.com/biography/Caroline-of-Brandenburg-Ansbach, zuletzt geprüft am 16.11.2017.
- Morley, James: Richmond Lodge & the early development of Richmond Gardens. Ursprüngliche Adresse: http://www.kew.org/heritage/timeline/16_17C_richmondlodge.html (10.06.2008), nicht mehr online (16.11.2017).
- The Royal Parks, Department of Culture, Media, and Sport: Kensington Gardens – The Queen's gardens. Ursprüngliche Adresse: http://www.royalparks.org.uk/parks/kensington_gardens/landscape_history.cfm (10.06.2008), nicht mehr online (16.11.2017).
- Wikipedia: Caroline von Brandenburg-Ansbach. Online verfügbar unter http://de.wikipedia.org/wiki/Caroline_von_Brandenburg-Ansbach, zuletzt geprüft am 16.11.2017.
- Wikipedia (engl.): Caroline of Brandenburg-Ansbach. Online verfügbar unter http://en.wikipedia.org/wiki/Caroline_of_Ansbach, zuletzt geprüft am 16.11.2017.
Quellen (gedruckte Medien)
Panzer, Marita A. (2001): Englands Königinnen. Von den Tudors zu den Windsors. Regensburg. Pustet. ISBN 3-7917-1749-9. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Quennell, Peter (1940): Caroline of England. An Augustan portrait. New York. Viking Press. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Weiterführende Literatur
Arkell, Ruby Lillian (1939): Caroline of Ansbach, George the Second's queen. London, New York [etc.]. Oxford University Press. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Borman, Tracy (2007): Henrietta Howard. King's mistress, queen's servant. London. Jonathan Cape. ISBN 978-0-224-07606-7. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Greenwood, Alice Drayton (1909): Lives of the Hanoverian queens of England. London. George Bell and Sons. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
López-Vidriero, María Luisa (2005): The polished cornerstone of the temple. Queenly libraries of the enlightenment. London. British Library (The Panizzi lectures, 2004). ISBN 0-7123-4907-3. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Mitchell, Laurel Drushel (1985): Path to a throne. A reappraisal of Caroline of Ansbach. Thesis (M.A.). Northwestern State University of Louisiana. (Suchen bei WorldCat)
Plaidy, Jean (1968): Queen in waiting. (=Caroline, the queen). New York. Putnam, 1985 (The Georgian Saga Series, 2). ISBN 9780399131011. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Van Der Kiste, John (1997): King George II and Queen Caroline. Stroud. Sutton. ISBN 0-7509-1321-5. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Wilkins, W. H. (1901): Caroline, the illustrious Queen-Consort of George II. and sometime Queen-Regent a study of her life and time,. London, New York [etc.]. Longmans Green. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Ältere Literatur siehe WorldCat-Link!
Bildquellen
- Worldroots
- Forum Alexanderpalace
- Artnet
- Webshots
- Mercateo
- Explore-Parliament.net
- Leibnitiana
- The Royal Collection
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