geboren am 26. Oktober 1902 in Melton Mowbray, Leicestershire (England)
gestorben am 3. August 1986 in Nairobi
britische Flugpionierin, Pferdetrainerin und Schriftstellerin
120. Geburtstag am 26. Oktober 2022
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Gertenschlank, sportlich durchtrainiert, leuchtendblond und von geradezu tollkühnem Mut – Beryl Markham war eine ungewöhnlich faszinierende Gestalt innerhalb der an extravaganten Persönlichkeiten nicht gerade armen Kolonialgesellschaft Britisch-Ostafrikas. Unbeirrt von privaten Wechselfällen und den politischen Implikationen des Kolonialismus lebte sie ihren drei Leidenschaften – Rennpferde, Flugzeuge und der afrikanische Kontinent, dessen wilder Naturschönheit sie verfallen war. Als Dreijährige hatte ihr Vater sie 1906 von England mitgenommen ins kenianische Hochland; dort ging sie mit den jungen Nandikriegern als “barfüßige Göre auf Wildschweinjagd”, arbeitete auf der Farm ihres Vaters, entkam nur knapp dem lebensgefährlichen Angriff eines Löwen.
Als sie siebzehn war, machte ihr Vater mit seiner Getreidemühle pleite, musste alles verkaufen, einschließlich der etwa 100 Rennpferde, die er züchtete und trainierte. Er ging nach Peru, Beryl blieb in Kenia zurück, verdingte sich auf verschiedenen Farmen als Vollbluttrainerin und machte sich – mißtrauisch beäugt von der männlichen Konkurrenz – schnell einen Namen, als es ihr gelang, auch wenig erfolgversprechende Pferde zum Sieg auf der Rennbahn von Nairobi zu führen.
Anfang der dreißiger Jahre entdeckte sie eine neue Passion, die Fliegerei, und machte in kürzester Zeit als erste Frau in Ostafrika ihren Berufspilotinnenschein. Mit nichts weiter ausgestattet als einem Kompaß, soliden Kenntnissen in Navigation und einer außergewöhnlichen Intuition für Wind- und Geländeverhältnisse startete sie hunderte von Malen vom Wilson Airport in Nairobi, um wohlhabende Kunden in andere ostafrikanische Länder zu bringen, Kranke zu transportieren, Post auszuliefern, verunglückte Fliegerkollegen aus der Serengeti zu retten, Großwildjägern aus der Luft Größe und Position von Elefantenherden durchzugeben. Ein gefährlicher, niemals sicherer Broterwerb auf leichtgewichtigen Zweisitzern, die überwiegend aus Segeltuch, Holz und getrocknetem Leim bestanden.
1936 erlangte sie ihren größten fliegerischen Erfolg – in einem 21 Stunden und 25 Minuten dauernden Alleinflug überquerte sie als erster Mensch überhaupt den Atlantik in Ost-West-Richtung von England nach Amerika, und obwohl das Unternehmen mit einer Bruchlandung in Nova Scotia endete, hatte sie erreicht, was sie beweisen wollte – daß es möglich war, eine direkte Flugverbindung von London nach New York einzurichten.
Dieses Abenteuer lieferte ihr den Titel für ihre 1942 erschienene, auch heute noch spannend zu lesende Autobiografie Westwärts mit der Nacht. Sowohl in diesem Buch als auch in ihrem Kurzgeschichtenband Rivalen der Wüste geht es immer um ihre drei großen Leidenschaften – Pferde, Flugzeuge und Afrika. Über die Höhen und Tiefen ihres privaten Lebens schwieg sie sich aus – die frühe Trennung von Mutter und Bruder, die in England zurückgeblieben waren, das zwiespältige Verhältnis zu ihrem bewunderten Vater, ihre drei (gescheiterten) Ehen, die Geburt ihres Sohnes (1929), den sie bei seinen Großeltern in England aufwachsen ließ, ihre zahlreichen Liebschaften (u.a. mit einem englischen Prinzen). Nach Jahren, die sie in England und Kalifornien verbracht hatte, kehrte sie 1952 nach Kenia zurück und begann eine zweite, noch einmal sehr erfolgreiche Karriere als Pferdetrainerin. Sie starb mit 84 Jahren in ihrem Häuschen am Rande der Rennbahn von Nairobi.
Zitat:
Afrika ist mystisch; es ist wild; es ist ein brodelndes Inferno; es ist ein Fotografen-Paradies, ein Walhall für Jäger, ein Utopia für Eskapisten. Es ist, was und wie immer man es sehen will (...) eines allerdings ausgenommen – langweilig ist es nie. (Beryl Markham in Westwärts mit der Nacht)
Verfasserin: Andrea Schweers
Literatur & Quellen
Baker, Daniel B. Hg. 1993. Explorers and Discoverers of the World. Detroit, Washington, DC; London. Gale Research Inc.
Briggs, Carole S. 1991. At the controls: Women in Aviation. Minneapolis. Lerner.
Lovell, Mary S.. 1987. Beryl Markham: Straight on Till Morning: The Biography of Beryl Markham. St. Martins Press.
Lomax, Judy. 1986. Women of the Air. New York. Ivy Books (Ballantine Books).
Markham, Beryl. 1986 (1942). Westwärts mit der Nacht: Mein Leben in Afrika. Aus dem Engl. Von Günter Panske. München. Goldmann 9283.
Markham, Beryl. 1988 (1987). Rivalen der Wüste und andere Erzählungen aus Afrika. Aus dem Engl. von Christa Siebicke. München. Nymphenburger.
Pfister, Gertrud. 1989. Fliegen - ihr Leben: Die ersten Pilotinnen. Berlin. Orlanda Frauenverlag.
Trzebinski, Errol. 1993. The lives of Beryl Markham: “Out of Africa's” hidden seductress - Denys Finch Hatton's last great love. London. Heinemann.
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