Biographien Bertha von Moeller
geboren am 29. September 1877 in Berlin
gestorben am 25. Dezember 1942 in Potsdam
Oberin des Kaiserin-Augusta-Stifts und Mitglied der Bekennenden Kirche in Potsdam
80. Todestag am 25. Dezember 2022
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Bertha von Moeller engagierte sich in der Bekennenden Kirche gegen die Gleichschaltung der evangelischen Kirchen im nationalsozialistischen Deutschland. Dies war für das Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung wohl auch der Anlass, sie 1935 vorzeitig zu pensionieren.
Geboren wurde Bertha Eugenie Emilie von Moeller als jüngstes von fünf Kindern des späteren Staatssekretärs im Bismarckschen Handelsministerium, Ernst von Moeller und seiner Ehefrau Emma Caroline geborene Monjé. Kurz nach ihrer Geburt erkrankte die Mutter. Auf Grund von „religiösen Wahnvorstellungen“ wurde sie im „Schweizerhof“ aufgenommen, einer von dem Psychiater Heinrich Laehr gegründeten „Privatanstalt für psychisch kranke weiblichen Geschlechts“ in Schönow im heutigen Berlin-Zehlendorf. Dort lebte sie bis zu ihrem Tod 1917. Nach der Erkrankung der Mutter und nach dem Tod des Vaters im April 1886 sorgte ihre Tante Bertha Monjé für die Kinder.
Bertha von Moeller besuchte eine höhere Schule mit Lehrerinnenseminar in Berlin und anschließend einen dreijährigen wissenschaftlichen Fortbildungskurs in Göttingen. Hier erhielten Lehrerinnen höherer Mädchenschulen eine Ausbildung zur Oberlehrerin. Initiiert wurden diese Seminare 1888 in Berlin von Helene Lange, Minna Cauer und Franziska Tiburtius. Das Seminar in Göttingen eröffnete 1893.
Nach 1903 arbeitete Bertha von Moeller als Oberlehrerin im königlichen evangelischen Lehrerinnen-Seminar Augustenburg auf der damals preußischen Insel Alsen, in dem Volksschullehrerinnen ausgebildet wurden.
Am 1. Oktober 1910 berief sie die Kaiserin Auguste Viktoria zur Oberin des Kaiserin-Augusta-Stifts in Potsdam in der Albrechtstraße (Am Neuen Garten). Neben ihrer Leitungstätigkeit gab Bertha von Moeller im Stift Geschichts- und Erdkundeunterricht.
1913 veröffentlichte sie in der Zeitschrift „Pädagogische Reform“ unter dem Titel „Bedeutung und Bewertung der Geographie“ ein Plädoyer für eine Erweiterung des Geografieunterrichtes und eine bessere Ausbildung der Lehrkräfte in diesem Fach. Darüber hinaus setzte sie sich für die Einrichtung einer Oberstufe im Augusta-Stift ein. Der erste Abiturjahrgang begann im April 1929. 1932 wurde Bertha von Moeller zur Oberstudiendirektorin des Lyzeums ernannt und musste wegen der nun doppelten Arbeitsbelastung gegen ihren Willen ihr Amt als Oberin niederlegen.
Wahrscheinlich trat sie schon als junge Lehrerin der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin bei und nahm auch an den deutschen Geografentagen teil. Ihr großes Interesse galt allerdings der Geologie. Davon zeugte eine Steinsammlung, die sie auf ihren Reisen beständig erweiterte.
Der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung nach 1918 stand die bis an ihr Lebensende kaisertreue Frau skeptisch gegenüber. Albrecht Schönherr, der spätere Bischof der Evangelischen Kirche von Berlin-Brandenburg, begegnete ihr 1933 während seiner Vikariatszeit im Kaiserin-Augusta-Stift. Rückblickend erinnerte er sich: „Das Regiment führte die Oberin von Möller, eine Dame, bei der man auf Schritt und Tritt spürte, daß sie von preußischer Disziplin geprägt war. Die Schülerinnen, die ihr auf dem Gang begegneten, machten einen tiefen Knicks, einige küßten ihr sogar die Hand.“ Bei der Kirchenwahl im Juli 1933 wurde Bertha von Moeller als Vertreterin der Liste „Evangelium und Kirche“ in den Kirchenrat der Potsdamer Pfingstgemeinde gewählt. Im September 1934 trat sie der Bekennenden Kirche bei. Drei Monate später wurde sie zur stellvertretenden Vorsitzenden des Bruderrates der Bekennenden Kirche der Pfingstgemeinde ernannt. 1935 erfolgte ihre vorzeitige Pensionierung als Oberstudiendirektorin. Ende 1936 wurde sie Mitglied im Kreisbruderrat der Bekennenden Kirche für den Kirchenkreis I in Potsdam, in dem sie bereits seit März 1935 als Stellvertreterin fungiert hatte.
Am 25. Dezember 1942 verstarb Bertha von Moeller an den Folgen einer Krebserkrankung. Die Erinnerungen ehemaliger Schülerinnen an sie sind unterschiedlich. Vielen erschien sie als streng und unnahbar. Andere beschrieben sie als durchaus zugewandt und vor allem klug. Sie konnte die Mädchen mit ihrer Begeisterung für Geschichte und Geografie anstecken. Eine frühere Schülerin schrieb in ihrem Nachruf: „Es war nicht leicht, diesem herben und gehemmten Menschen gegenüber in eine herzlichere Verbundenheit zu kommen. Wer aber dieses Glück gehabt hat, den Schlüssel zu diesem Herzen zu finden, der konnte dankbar Güte und Anregung und menschliche Hilfe von ihr entgegennehmen.“
(Text von 2012)
Verfasserin: Jeanette Toussaint
Links
- http://anni-von-gottberg.de/weitere-kurzportrats/index.html#portraits-3
- http://www.maerkischerverlag.de/php/a17main.php
Literatur & Quellen
Architrav e.V. (Hg.): Kaiserin-Augusta-Stift zu Potsdam. Potsdam 2006.
Schönherr, Albrecht: ... aber die Zeit war nicht verloren. Erinnerungen eines Altbischofs. Berlin 1993, S. 62.
Toussaint, Jeanette: Ich bin für Potsdam das rote Tuch. Anni von Gottberg und die Bekennende Kirche. Wilhelmshorst 2011.
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